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Hitzeschutz: Lauterbach kündigt erstmals nationalen Hitzeschutzplan an

Hitzeschutz

Lauterbach kündigt erstmals nationalen Hitzeschutzplan an

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    Anhaltende Hitze kann vor allem für ältere Menschen lebensgefährlich werden. Aber nicht nur.
    Anhaltende Hitze kann vor allem für ältere Menschen lebensgefährlich werden. Aber nicht nur. Foto: Jana Bauch, dpa (Symbolbild)

    Bei steigenden Temperaturen und immer längeren Hitzephasen können Maßnahmen zum Hitzeschutz Leben retten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte einen nationalen Hitzeschutzplan an. Vergangene Regierungen sahen davon ab und legten die Verantwortung in die Hände der Kommunen. Am Montag tagt ein Gremium aus Experten, Ärztinnen und Forschenden zum Thema. Aber was bedeutet dieser Plan und warum ist er wichtig?

    Im vergangenen Jahr forderte die Hitze laut Robert-Koch-Institut 4500 Menschenleben. Vor allem alte und kranke Menschen sind betroffen, aber auch junge, gesunde Menschen, die beispielsweise im Freien arbeiten. Ein Hitzeschutzplan, der für ganz Deutschland gilt, ist laut der bayerischen Sonderbeauftragen für Klimaresilienz und Prävention, Professorin Claudia Traidl-Hoffmann, ein wichtiger Schritt. Sie selbst ist Teil des einberufenen Gremiums. "Hitzeschutz bedeutet Leben retten", sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Lange Hitzeperioden belasten die Gesundheit

    Hitze sei etwas, das in der deutschen Gesellschaft zu wenig ernst genommen werde. "Sie kann zur Naturkatastrophe werden, wenn wir viele aufeinanderfolgende Hitzetage haben. Also Tage mit mehr als 30 Grad. Das wird immer häufiger passieren. Wir werden dadurch viele Menschen verlieren. Darum brauchen wir umfangreiche Maßnahmen", sagt Traidl-Hoffmann. So unter anderem für Schulen, Kindergärten, Pflegeeinrichtungen und im Katastrophenschutz. Nach Einschätzung der Expertin braucht es nicht nur eine Feuerwehr, sondern auch eine Hitzewehr, die bei längeren Hitzeperioden reagieren kann.

    Auch Krankenhäuser seien bislang nicht auf lange Hitzephasen vorbereitet. "Wir haben vermehrt Hitzefälle in der Notaufnahme. Es gibt aber keine Pläne dafür. Auch nicht für extrem heiße Patientenzimmer. Das ist in fast allen deutschen Krankenhäusern der Fall, sodass Kolleginnen mit Kühljacken arbeiten müssen", sagt sie.

    Lauterbach plant einen Hitzeschutzplan nach französischem Vorbild

    Lauterbach schlug am Dienstag einen Hitzeschutzplan nach französischem Vorbild vor. Frankreich setzt seit 2004 auf vier Stufen. Bei Stufe drei treten erste Maßnahmen in Kraft: Kälteräume werden eingerichtet, Notfalltelefonnummern freigeschaltet, Medien veröffentlichen Informationen zu Hitzschlägen und Seniorinnen und Senioren werden kontaktiert. Bei der höchsten Warnstufe, die ab Temperaturen von über 40 Grad ausgelöst wird, können Veranstaltungen abgesagt, Kindergärten und Schulen geschlossen werden. In Waldbrandregionen ist die Feuerwehr in Alarmbereitschaft, die Krankenhäuser stellen sich auf mehr Patientinnen und Patienten ein.

    Welche Punkte sind für einen deutschen Hitzeschutzplan im Gespräch? Ältere Menschen sollen die Möglichkeit haben, sich beim Landratsamt zu melden, damit sie von Ehrenamtlichen regelmäßig besucht werden. Diese kontrollieren, ob sie ihre Medikamente nehmen und vor allem, ob sie ausreichend Wasser trinken. Die Strategie betrifft aber auch die Städteplanung. "Wir brauchen ausreichend Trinkbrunnen und Kälteräume. Viel zu trinken und die Hitze zu meiden ist das Beste, was man tun kann. Und wir müssen überlegen, was mit den Menschen geschieht, die in schlecht isolierten Dachgeschosswohnungen leben, die bei Hitzeperioden kaum bewohnbar sind", sagt Traidl-Hoffmann.

    Eine weitere Herausforderung seien die Arbeitsbedingungen von den zwei Millionen Menschen, die laut der Expertin draußen arbeiteten. "Wir haben junge Menschen bei uns im Klinikum verloren, die am Hitzschlag gestorben sind." Zum Hintergrund: Die Kerntemperatur des Menschen beträgt 37 Grad. Bei dauerhaften Temperaturen von 35 bis 40 Grad im Sommer, gerät der Körper an seine Grenzen. Selbst junge, gesunde Menschen sind nicht vor einem Hitzschlag gefeit.

    Zum Hitzeschutz gehört eine veränderte Städteplanung

    "In Bayern gibt es schon gute Beispiele, wie das aussehen könnte. Die Internetseite LAGiK hat sehr viele Tipps für alle Gesellschaftsgruppen", sagt Traidl-Hoffmann. "Das bayerische Staatsministerium für Gesundheit hat einige Pläne und geht mit gutem Vorbild voran."

    Langfristig brauche es Pläne für Städte und große Kommunen, denn gerade diese werden zu Hitzewüsten. "Der Hitzeaktionsplan umfasst eine zukunftsgewandte Perspektive, denn wir müssen anders bauen. Da muss es ein komplettes Umdenken geben. Städte müssen außerdem grüner werden, damit sie sich nicht zu stark aufheizen." Das gelte ebenso für Krankenhäuser. "Die Universitätsklinik Augsburg hat jetzt eine einmalige, große Chance, genau das zu beachten", sagt Traidl-Hoffmann, die das Klinikum beim Hitzeschutz berät.

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