Der Bundestagsabgeordneten Heike Heubach (SPD) wird eine besondere Ehre zuteil: Das Seminar für Allgemeine Rhetorik der Uni Tübingen zeichnete Heubach am Donnerstag für die „Rede des Jahres 2024“ aus. Am 10. Oktober hatte die 44-Jährige die erste Bundestagsrede überhaupt in Gebärdensprache gehalten. Dafür erhält sie nun die besondere Anerkennung. In der Begründung des Seminars (externer Link) heißt es, die Rede sei ein „eindringliches Plädoyer für den Klimaschutz und ein bewegendes Beispiel einer veränderten politischer Redekultur im Zeichen von Inklusion“.
Gebärdensprache im Bundestag: Heubach für „Rede des Jahres 2024“ ausgezeichnet
Heubach, die als erste Gehörlose Mitglied des Deutschen Bundestags geworden war, hatte im Oktober ihre Rede zu einer angestrebten Novelle des Baugesetzbuches in Gebärdensprache gehalten. Von einer Dolmetscherin war ihre Rede simultan auch als gesprochener Text hörbar gemacht worden.
Wie die Jury der Uni Tübingen erklärt, habe Heubach die Auswirkungen der Klimakrise und die Dringlichkeit des Handelns in ihrer Rede konkret und anschaulich gemacht. Sie habe daraus plausibel die Baugesetzbuchnovellierung abgeleitet und gleichzeitig den Kosteneinwand der Opposition in klassisch-rhetorischer Weise aufgegriffen und souverän zurückgewiesen. „Eine trockene juristische Materie wie das Baugesetzbuch wird an die Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger herangeführt und damit unmittelbar relevant gemacht“, heißt es in der Mitteilung.
„Rede des Jahres 2024“ von Heubach sei „wertvoller Meilenstein der Redekunst“
Auch den Abschluss ihrer Rede hebt die Jury als schlüssig und pointiert hervor. „Ein Mehr an Klimaschutz wird Leben retten und den Bundeshaushalt bei den Kosten von Naturkatastrophen entlasten. Am teuersten wird es dann, wenn wir nichts tun“, hatte Heubach am Ende ihrer Bundestagsrede gesagt.
Doch nicht nur der Inhalt überzeugte das Rhetorik-Seminar der Uni Tübingen. „Durch Gebärde und Körpersprache macht sie deutlich, dass von der Präsidentin bis zu den Gästen auf der Tribüne alle Personen gleichermaßen in ihre Rede eingeschlossen sind“, schwärmt das Komitee von Heubachs Auftritt. Ihre „rednerische Kompetenz“ werde durch ihre „aufrechte, ruhige und selbstbewusste Körperhaltung unterstrichen“.
Schließlich habe das Plenum die Rede mit der Gebärde für Applaus und Standing Ovations honoriert und damit „ein Beispiel für gelebte Inklusion und wertschätzende politische Teilhabe aller Personen“ gegeben. Die „stille Rede“, wie die Tübinger den Beitrag Heubachs nennen, stelle „eine bereichernde Erweiterung der Rede- und Debattenkultur Deutschlands dar“. Für diesen „wertvollen Meilenstein der Redekunst“ verleihe ihr die Jury den Preis „Rede des Jahres 2024“.
Heubach folgt auf Habeck als Preisträgerin der „Rede des Jahres“
Heubach war am 20. März 2024 für Uli Grötsch in den Bundestag nachgerückt. Die Sozialdemokratin tritt auch zur Bundestagswahl Ende Februar 2025 für den Wahlkreis Augsburg-Land an. Sie steht zudem auf Listenplatz 14 der Bayern-SPD.
Das Seminar für Allgemeine Rhetorik vergibt die Auszeichnung der „Rede des Jahres“ seit 1998. Damit würdigt es nach eigenen Angaben jährlich eine Rede, „die die politische, soziale oder kulturelle Diskussion entscheidend beeinflusst hat und als wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Redekultur gelten kann“. Kriterien sind dabei neben der inhaltlichen Relevanz etwa auch der Vortragsstil und die publizistische Wirkung. 2023 war die Auszeichnung an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gegangen. Honoriert wurde seine Video-Ansprache zu Israel und Antisemitismus vom 1. November 2023.
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