Wieder einmal ist Israel in einem seiner verwundbarsten Momente getroffen. Nur wenige Stunden nach der Gründung des neuen Staates am 14. Mai 1948 griffen die arabischen Staaten ihren Nachbarn bereits an, um ihn mitten in den Unabhängigkeitsfeiern gleich wieder von der Landkarte des Nahen Ostens zu tilgen. 1973 eröffneten Ägypten und Syrien am höchsten Feiertag des Judenstaates, Yom Kippur, das Feuer – und nun ist es die Terrorbande Hamas, die Israel genau 50 Jahre danach mit einer regelrechten Anschlagsserie überzieht – am Shabbat, dem heiligen Tag der Juden.
Hamas zu einer derart generalstabsmäßig geplanten Aktion kaum in der Lage
Natürlich wird Israel auch diesen Krieg gewinnen, dazu ist seine militärische Überlegenheit zu groß. Trotzdem haben die Ereignisse vom Samstag die Kraft, das Land in ein nationales Trauma zu stürzen, zu überraschend kam der Angriff, zu schlecht informiert waren möglicherweise auch die legendären israelischen Geheimdienste. Dass Hunderte von Terroristen aus dem Gazastreifen über die sonst so gut gesicherte Grenze nahezu ungehindert nach Israel eindringen und dort mordend durch die Dörfer ziehen, Geiseln im Dutzend nehmen und sie nach Gaza entführen können? Unvorstellbar bis zum frühen Samstagmorgen. Eine solche Attacke, grausam, voller Hass und ohne Rücksicht auf unschuldige Zivilisten hat Israel der Hamas offenbar nicht mehr zugetraut.
Tausende von Raketen, ein Großaufgebot an schwer bewaffneten Islamisten und eine Rhetorik, als sei die einzige Demokratie des Nahen Ostens ein Schurkenstaat: Aus eigener Kraft wäre die Hamas zu einer derart generalstabsmäßig geplanten Aktion kaum in der Lage gewesen. Dass Delegationen der Hamas vor kurzem in Teheran, Moskau und Beirut waren, ist ein starkes Indiz für die intellektuelle und materielle Mittäterschaft der jeweiligen Regierungen – allen voran der Mullahs im Iran. Zu glauben, der Nahostkonflikt müsse irgendwann von Israelis und Palästinensern gelöst werden, ist deshalb reichlich naiv. So lange der Iran nahezu ungehindert zündeln kann, wird es keinen Frieden in der Region geben.
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