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Guterres' brisanter Besuch bei Putin: UN-Chef in der Kritik

Kommentar

Besuch bei Putin: Der peinliche Herr Guterres

Rudi Wais
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    UN-Generalsekretär António Guterres steht in der Kritik.
    UN-Generalsekretär António Guterres steht in der Kritik. Foto: Michael Kappeler, dpa

    In Israel darf er nicht mehr einreisen - Wladimir Putin ist er dafür umso willkommener. UN-Generalsekretär António Guterres hat jedes politische Fingerspitzengefühl verlassen. Anstatt den russischen Präsidenten, wie andere Länder auch, auf Abstand zu halten, reist er nun offenbar nach Kasan, wo sich in dieser Woche 21 Staats- und Regierungschefs zum sogenannten Brics-Gipfel treffen, einem losen Staatenclub, dem mit Russland, China und dem Iran drei ausgewiesene Schurkenstaaten angehören. Ihnen ausgerechnet jetzt die Aufwartung zu machen, noch dazu in Putins Russland, ist schon ein starkes Stück. Während weite Teile des Westens Putin aus guten Gründen ächten, adelt Guterres ihn mit seinem Besuch.

    Auch sonst hat der Portugiese in seinem Amt bisher keine glückliche Figur abgegeben. Israel warf nach den Massakern des 7. Oktober vor, an der Tragödie selbst mit schuld zu sein, und auch den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine scheint er eher pflichtschuldig zu verfolgen. Einige seiner Vorgänger waren in ähnlichen Situationen deutlich engagierter. Javier Pérez de Cuéllar etwa half 1988, den mörderischen Konflikt zwischen dem Iran und dem Irak zu beenden. Und in der Kuba-Krise 1962 war es nicht zuletzt der Vermittlung des damaligen UN-Chefs U Thant zu verdanken, dass der Konflikt nicht eskalierte. Guterres dagegen, so scheint es, hat weder für den Nahen Osten einen Plan noch eine Idee, wie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine einmal beendet werden könnte. Der erste Diplomat der Welt ist auch der Letzte, dem man das zutraut.

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    7 Kommentare
    Wolfgang Boeldt

    Guterres ist der höchste Weltdiplomat - und er macht alles richtig. So sagt er z.B. Israel die Wahrheit ins Gesicht (die viele andere nach Gutsherrenbart einfach ausblenden) und er verringert Distanzen in der Kenntnis, daß diese, künstlich aufgebaut, nicht zielführend sind. Das ist Diplomatie!!

    Wolfgang Schwank

    Mag sein, dass der Besuch von Guterres beim Aggressor Putin unappetitlich ist. Nur, das machen 20 andere Staats- und Regierungschefs auch. Schauen wir uns die Entwicklung der sog BRICS-Staaten einmal an, ihre Bevölkerungszahl, ihre Wirtschaftskraft, ihre Druchdringung des globalen Handelsnetzes, etc. Sich darauf einzustellen liegt die politische Aufgabenstellung derer, die sich und ihre echten und vorgeblichen Werte für das Zentrum allen Seins halten. Der Lerneffekt von Vietnam bis Afghanistan, von Deformationen in den Lieferketten, von neuen Abhängigkeiten hat nicht lange gehalten. Von der Doppelmoral in Nahost ganz zu schweigen. Da arbeitet man sich lieber an einem schwachen -den die jetzigen Kritikern exakt so wollten - UN-Generalsekretär ab.

    Günter Köhler

    Wenn hier jemandem das nötige Fingerspitzengefühl fehlt, dann sind das Sie, Herr Wais, wenn Sie in einer derart entwürdigenden Art und Weise über den durchaus verdienten UN-Generalsekretär Guterres herziehen und dessen Arbeit durch den Schmutz ziehen.

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    Maria Reichenauer

    Sehr richtig, Herr Köhler. Hundert Punkte für Sie!!!

    Maria Reichenauer

    Rudi Wais hat wieder einmal danebengegriffen. Sein verschleierter Blick auf Israel entspricht nicht mehr dem aktuellen Weltbild. Israel wird zusehends zum Aggressor und die restliche Welt darf die Kollateralschäden einsammeln. Gut, dass Guterres sich nicht einschüchtern lässt und einer israelischen Regierung den Spiegel vorhält, die keinen Frieden will, sondern den Hass auf beiden Seiten immer weiter schürt. Wenn sich Guterres mit Putin trifft, macht er Politik, ein Selbstzweck ist es nicht. Und wenn er den Diktator nur um einen Millimeter bewegen könnte, würde dies Leben retten. Da war der Besuch von Olaf Scholz bei Erdogan um vieles unappetitlicher ebenso wie die fortgesetzten Waffenlieferungen an Israel.

    Wolfgang Boeldt

    Vielleicht noch einige kleine Ergänzungen zu BRICS, die deren Relevanz etwas näher beleuchtet. Die AZ verweigert ja weiter Informationen auf den ersten Seiten von "Startseite" und "Politik". 45% der Weltbevölkerung und 35% der Weltwirtschaftsleitung sind BRICS zuordenbar. Zu Jahresbeginn sind diesem Bündnis 4(!) neue Staaten beigetreten. Sie sehen sich hauptsächlich als Gegenpol zur West- und US-lastigen Weltwirtschaftsordnung. Das wird noch ein harter Brocken so in etwa 10 Jahren.

    Wolfgang Leonhard

    Für Rudi Wais ist Guterres ein rotes Tuch, weil er den Israelis zu ihrem mittlerweile verbrecherischen Vorgehen in Gaza die Wahrheit ins Gesicht sagt. Auch gegenüber Putin hat Guterres Mut bewiesen, indem er einen gerechten Frieden für die Ukraine forderteö.

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