Der frühere Finanzminister Rishi Sunak war der Erste, der am Freitag seine Kandidatur für das Amt des konservativen Parteichefs bekannt gab – mit einem Video. Mit seinem braven Seitenscheitel präsentiert er sich als Gegenteil von Boris Johnson. Sunak gilt als Favorit, bislang. Der 58-jährige Premierminister Johnson hatte seinen Rücktritt angekündigt, nachdem mehr als 50 Minister, Abgeordnete und Mitarbeiter des Kabinetts hinwarfen – aus Protest gegen seinen Führungsstil. Bis das Amt des Parteiführers neu besetzt ist, will Johnson Premierminister bleiben.
Neben Sunak haben bislang zehn weitere Abgeordnete ihren Hut für den Parteivorsitz in den Ring geworfen. Darunter Außenministerin Liz Truss, Finanzminister Nadhim Zahawi und Verkehrsminister Grant Shapps sowie der ehemalige Gesundheitsminister Sajid Javid. Als aussichtsreicher Anwärter gilt auch der ehemalige Außen- und Gesundheitsminister Jeremy Hunt.
Die Partei drückt aufs Tempo. Bis zur parlamentarischen Sommerpause am 21. Juli sollen wohl nach einer Reihe von Wahlgängen nur noch zwei Kandidaten übrig sein. Danach entscheiden die Parteimitglieder, wer als Nächstes in die Downing Street ziehen soll, vermutlich frühestens Anfang September.
Obwohl der Startschuss für das Rennen erst vor wenigen Tagen gefallen ist, ist jetzt schon klar, um welches Thema der Wahlkampf kreisen wird: Steuersenkungen. Als Thema ins Spiel gebracht hatte es Sunak selbst. Er sagte, dass eine Senkung der Abgaben nicht möglich sei. Man solle den Menschen diesbezüglich keine „Märchen erzählen“.
Johnson will keine Empfehlung für seine Nachfolge geben
Boris Johnson jedenfalls wollte gestern keine Empfehlung abgeben, wer seine Nachfolge übernehmen soll. Im Gegenteil: Ihm wird sogar vorgeworfen, Posten im Kabinett mit unqualifizierten Abgeordneten neu besetzt zu haben, nur um dem neuen Parteichef, einmal im Amt, das Leben schwer zu machen.