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Großbritannien: Foto zeigt Boris Johnson beim Feiern im Lockdown

Großbritannien

Foto zeigt Boris Johnson beim Feiern im Lockdown

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    Der britische Premierminister steht wegen der "Partygate"-Affäre unter Druck.
    Der britische Premierminister steht wegen der "Partygate"-Affäre unter Druck. Foto: Henry Nicholls, PA Wire/dpa

    Wenn man den Blick in diesen Tagen über die Titelblätter der britischen Boulevardzeitungen schweifen lässt, findet man immer das gleiche Foto. Es zeigt Boris Johnson in Anzug und Krawatte in seinem Regierungssitz einer Reihe von Kollegen zuprosten. Auch sie erheben feierlich das Glas. Die Reaktionen auf das Bild, das am 13. November 2020 in der Downing Street 10 – also während des Corona-Lockdowns – entstanden sein soll, reichen von Schock bis Spott. Und werden für den Regierungschef womöglich zum echten Problem.

    Der Daily Star kommentiert: „Der Premier in Nummer 10. Ein Toast, Sekt, Gin, Wein. Das kann nur eines bedeuten. Es ist definitiv keine Party.“ Die sonst regierungsfreundliche Zeitung spielt damit ironisch darauf an, dass der britische Premier erst behauptet hatte, nichts von Feiern von Parlamentsabgeordneten und Beamten während der Pandemie im Londoner Regierungssitz gewusst zu haben, und dann betonte, dass es sich dabei um Arbeitstreffen gehandelt habe.

    Behauptungen, die nicht nur angesichts des nun veröffentlichten Fotos unglaubwürdig sind, wie Experten betonen. Viele Briten entrüsten sich seit Monaten über Partys in der Downing Street 10 angesichts der persönlichen Opfer, die sie selbst in Zeiten des Lockdowns erbracht hatten. Denn während man sich dort offenbar regelmäßig zu Käse und Wein traf, konnten sich manche wegen der strengen Corona-Maßnahmen nicht einmal von ihren sterbenden Angehörigen verabschieden.

    "Partygate": Boris Johnson wies Forderungen nach seinem Rücktritt immer wieder zurück

    Ein Skandal, den die britischen Medien „Partygate” tauften. Johnson entschuldigte sich immer wieder für die Feiern, betonte jedoch, dass er sich nicht bewusst gewesen sei, gegen geltende Gesetze verstoßen zu haben. Forderungen nach seinem Rücktritt wies er immer wieder zurück – obwohl ihn die Mehrheit der Bevölkerung einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov zufolge mittlerweile als Lügner bezeichnet.

    Auf Druck der Opposition nahm die Polizei Ende Januar zwar Ermittlungen zu den Feierlichkeiten im Regierungssitz auf, die vergangene Woche beendet wurden. Der Premier erhielt jedoch nur eine einzige Strafe – wegen seiner Teilnahme einer für ihn ausgerichteten Geburtstagsparty in der Downing Street im Juni 2020. Mitglieder der konservativen Partei atmeten vergangene Woche erleichtert auf. Und Johnson? Der soll gesagt haben, dass man sich nun endlich um wichtigere Dinge kümmern könne.

    Für Boris Johnson wird das Foto aus mehreren Gründen problematisch

    Ob er damit richtig lag, ist jedoch fraglich. Denn das jetzt veröffentlichte Foto sehen selbst Abgeordnete aus den eigenen Reihen als „rauchenden Colt” und endgültigen Beweis dafür, dass er von Partys wusste und teilgenommen hat. Problematisch ist dies für den 57-Jährigen aus mehreren Gründen. Denn zum einen beschäftigt sich ein Komitee damit, ob er das Parlament belogen hat, als er behauptete, nichts von den Feiern gewusst zu haben. Falls dies der Fall ist, könne er zum Rücktritt aufgefordert werden. Zum anderen stellt das Foto die Ermittlungen der Polizei infrage. Denn während einige Abgeordnete für ihre Teilnahme an der Party im November 2020 bestraft wurden, galt dies nicht für Johnson.

    Erschwerend hinzu kommt, dass an diesem Mittwoch der Bericht von Sue Gray publik werden könnte. Die Beamtin recherchierte ihrerseits zu Partys, konnte die Ergebnisse wegen der Polizei-Ermittlungen jedoch nicht offenlegen. Der Report, dessen Veröffentlichung Johnson zu verhindern versucht haben soll, könnte brisante Informationen und weitere entlarvende Fotos enthalten. Es wird vermutet, dass der Premier am Mittwoch im Parlament sowohl zu dem Foto als auch zu dem Bericht Stellung nehmen könnte. Man darf gespannt sein, welche Erklärung ihm diesmal einfällt.

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