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Großbritannien: Britischer Premier Sunak will Vertrauen zurückerobern

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Britischer Premier Sunak will Vertrauen zurückerobern

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    Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, wartet vor 10 Downing Street, bis ein Rednerpult für seine erste Rede aufgestellt ist.
    Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, wartet vor 10 Downing Street, bis ein Rednerpult für seine erste Rede aufgestellt ist. Foto: Frank Augstein, dpa

    Sollte das eigens für Rishi Sunak geschnitzte Stehpult eine politische Botschaft vermitteln? Passend war es auf jeden Fall. Ähnlich wie das Möbelstück war die Antrittsrede des neuen britischen Premierministers vor der Downing Street Nummer 10 am Dienstag: schnörkellos. Er betonte, dass er Dinge anders machen wolle, als seine Vorgänger Boris Johnson und Liz Truss: professionell wolle er sein und die Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum stellen. "Vertrauen muss man sich verdienen", sagte er. Damit verbunden ist ein traditioneller, wirtschaftlicher Kurs. Ein Kurs, der nicht auf Steuersenkungen setzt, sondern auf eine Sanierung des Haushaltes. Die Finanzmärkte wussten die Ankündigung zu schätzen. Truss hatte mit radikalen Steuerreformen, die allein mit neuen Schulden gegenfinanziert werden sollten, Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst.

    Erst vor sieben Wochen leckte Sunak seine Wunden, nachdem er das Tory-Führungsrennen gegen Liz Truss verloren hatte, jetzt ist er der neue Mann an der Spitze. Nachdem Truss vergangene Woche ihren Rücktritt angekündigt hatte, wurde Sunak am Montag durch die Abgeordneten der Partei zum neuen Parteichef gewählt und damit am Dienstag Premierminister. Gerade erst im Amt bricht er schon jetzt allerhand Rekorde. Der 42-Jährige ist der erste Premierminister indischer Abstammung, der erste Hindu, der jüngste britische Regierungschef seit über 200 Jahren und noch dazu der erste Premier, der reicher ist als der König. Bevor Sunak seine Rede hielt, wurde er durch König Charles III. im Buckingham-Palast zum Premierminister ernannt. Ein Foto zeigte die Männer Hände schüttelnd und mit freudestrahlenden Gesichtern. Doch wie hat es Sunak an die Spitze der Partei und des Landes geschafft?

    Neuer britischer Premier Sunak gilt als Befürworter des Brexits

    Sunak wurde 1980 in Southampton im Süden Englands als erstes von drei Kindern einer Apothekerin und eines Allgemeinmediziners geboren. Diese waren in den 1960er Jahren aus Ostafrika nach Großbritannien migriert. Wie viele Tories besuchte er eine renommierte Privatschule, bevor er Philosophie, Politik und Wirtschaft an der Universität Oxford studierte. An der Stanford University lernte er seine Ehefrau Akshata Murthy kennen, die aus einer der reichsten Familien Indiens stammt. Nach dem Studium arbeitete Sunak zunächst als Investment-Banker bei "Goldman Sachs". Trotz seines Erfolges in der Finanzbranche wandte er sich im Jahr 2015 der

    Nach dem Rücktritt von Premierministerin Theresa May 2019 unterstütze Sunak Boris Johnson im Rennen um das höchste Amt. Das zahlte sich aus. Nach dessen Sieg im Jahr 2019 ernannte er Sunak Anfang 2020 zum Finanzminister. Es war die kurz darauffolgende Pandemie, die Sunak bekannt und beliebt machte. Er wurde für das milliardenschwere Hilfspaket für Unternehmen gelobt. Als die Skandale um Lockdown-Partys in der Downing Street Fahrt aufnahmen, galt Sunak als wahrscheinlichster Nachfolger für Johnson. Nach dem raschen Aufstieg erfolgte jedoch ein schneller Fall. Zweifel an seiner Integrität kamen auf, als im Frühjahr bekannt wurde, dass seine Frau kaum Steuern in Großbritannien gezahlt hatte. Der Reichtum seiner Familie geriet in den Fokus.

    Nicht allen Briten passt Sunaks Vermögen – und seine Hautfarbe

    Das Paar besitzt Schätzungen zufolge ein Vermögen von umgerechnet rund 840 Millionen Euro und ist damit etwa zweimal so reich wie König Charles. Sunak wurde vorgeworfen, in Zeiten der Lebenshaltungskostenkrise der falsche Kandidat zu sein. Auch seine indischen Wurzeln und seine Hautfarbe stellen für manche Britinnen und Briten ein Problem dar. Deutlich wurde dies im Rahmen einer Radiosendung am vergangenen Sonntag. Ein Anrufer, der sich als Fan des Ex-Premierministers Johnson outete, sagte: "Rishi Sunak liebt England nicht und ist in den Augen der meisten Leute nicht einmal britisch."

    In Indien feierte man den Sieg ausgiebig. "The Empire strikes back", kommentierten Twitter-Nutzer in Anlehnung an den Star-Wars-Film "Das Imperium schlägt zurück" und verwiesen damit auf die schmerzhafte und folgenreiche Kolonialisierung des Subkontinents durch Großbritannien.

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