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Grippe-Welle trifft derzeit acht Millionen Menschen in Deutschland

Gesundheit

Acht Millionen Menschen krank - Grippewelle trifft derzeit vor allem Kinder

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    Vor allem bei Kindern werden deutlich mehr Grippeerkrankungen festgestellt (Archivbild).
    Vor allem bei Kindern werden deutlich mehr Grippeerkrankungen festgestellt (Archivbild). Foto: Nicolas Armer, dpa

    Die Grippewelle hat Bayern erfasst. Und auch im Rest der Republik sind immer mehr Menschen krank: Etwa 7,9 Millionen Menschen in Deutschland haben derzeit eine akute Atemwegserkrankung, darunter sind viele Influenza-Fälle, heißt es im aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI). Betroffen sind demnach vor allem Kinder. So habe sich die Zahl schwerer akuter Atemwegsinfektionen bei Schulkindern im Alter von fünf bis 14 Jahren seit dem Jahreswechsel bereits mehr als verdoppelt und ist nun so hoch wie zum Höhepunkt der Grippewelle der beiden Vorsaisons.

    Auch in Schwaben sind sehr viele Heranwachsende krank: „Wir stecken mittendrin in einer ausgeprägten echten Grippewelle, es gibt einen massiven Anstieg, viele Kinder sind schwer krank. Und wenn das so weitergeht, werden wir überrannt“, sagt Dr. Christian Voigt. Er ist im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Obmann für Augsburg und Nordschwaben. Die hohe Zahl an Influenza-Fällen kollidiere mit ohnehin vielen Erkältungserkrankungen und den seit etwa einem Jahr grassierenden Mykoplasmen-Infektionen, die oft zu Lungenentzündungen führen.

    Viele Influenza-Infektionen, aber weniger RSV-Fälle

    Im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU in München sind die Betten auch bereits voll, sagt der Leiter der pädiatrischen Infektiologie, Prof. Dr. Johannes Hübner, unserer Redaktion. „Wir haben viele Fälle von einer schweren Influenza und einige Kinder müssen auch auf die Intensivstation. Allerdings bewegt sich die Lage aktuell noch im Rahmen. Es ist momentan noch der übliche Wahnsinn, den alle Kinderkliniken bundesweit erleben, im Winter geraten wir alle an unsere Kapazitätsgrenzen. Man weiß freilich nicht, was noch kommt.“ Doch anders als in den Vorjahren, gebe es zumindest momentan weniger Erkrankungen in Folge des RS-Virus, also des respiratorischen Synzytial-Virus, einem weltweit vorkommenden Erreger von Infektionen der Atemwege. Das gleichzeitige hohe Aufkommen von Influenza und RSV hat in der Vergangenheit zu einer extremen Bettenknappheit in den Kinderkliniken auch in ganz Bayern geführt.

    Doch ab wann sollte man mit seinem Kind überhaupt eine Klinik ansteuern? Kinderarzt Hübner sagt: „Eltern, die in Sorge sind, sollten lieber einmal zu viel als einmal zu wenig einen Kinderarzt, eine Notfallpraxis oder die Kinderklinik aufsuchen. Alarmzeichen sind vor allem, wenn das Kind nicht trinkt, sehr schwer atmet und apathisch wirkt. Das sollte sich dann ein Kinderarzt anschauen.“ Die meisten Influenza-Fälle lassen sich aber zu Hause behandeln.

    Ärzte raten, sich auch jetzt noch gegen die Grippe impfen zu lassen

    Kinderarzt Voigt rät angesichts der vielen Influenza-Erkrankungen Erwachsenen und Kindern, sich noch gegen Grippe impfen zu lassen. „Es ist noch nicht zu spät, wir impfen so viel wir können“, sagt er. Zwar könnten Geimpfte auch erkranken, aber eben deutlich weniger schwer“, erklärt Voigt. Auch der Münchner Hausarzt Dr. Wolfgang Ritter rät gerade den Risikogruppen, also beispielsweise Menschen, die chronisch krank sind, aber auch allen, die über 60 Jahre alt sind, sich noch gegen Grippe impfen zu lassen. Schließlich daure die Influenza-Welle regelmäßig bis Ende März/Anfang April an und ein Impfschutz setze schon innerhalb von ein bis zwei Wochen ein, so der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands.

    Doch viele ältere Menschen im Freistaat verzichten offensichtlich auf eine Impfung, obwohl sie zur Risikogruppe zählen. Im Winter 2023/24 lag die Impfquote der Techniker Krankenkasse (TK) zufolge bei den über 60-Jährigen nur bei 35 Prozent. „Damit liegt Bayern im Bundesvergleich auf dem vorletzten Platz“, sagt Christian Bredl, Leiter der TK im Freistaat. Nur in Baden-Württemberg ließen sich mit 28 Prozent noch weniger Menschen in dieser Altersgruppe gegen Grippe impfen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Europäische Kommission empfehlen ihren Mitgliedsstaaten, eine Influenza-Impfquote von 75 Prozent bei den Risikogruppen zu erreichen. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) macht gegenüber unserer Redaktion deutlich: „Vor allem für ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen kann eine Grippe-Erkrankung zu schweren Komplikationen führen oder sogar lebensbedrohlich verlaufen.“

    Notaufnahmen sind stark gefordert, aber nich überlastet

    Die Bayerische Krankenhausgesellschaft hat auf Anfrage unserer Redaktion ein paar Kliniken zu ihrer aktuellen Belastung in Folge der Grippewelle befragt. Dabei zeige sich, dass das aktuelle Aufkommen „respiratorischer Infekte“ sich noch im Rahmen der erwartbaren saisonalen Häufigkeiten bewege. Damit seien die Notaufnahmen und insbesondere die internistischen Fächer in diesen Tagen zwar stark gefordert, aber noch nicht überlastet.

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