Essen ist in Italien eine ernste Angelegenheit. Italienerinnen und Italiener können sich stundenlang über jüngst verzehrte Gerichte oder die richtige Zubereitung einer noch zu verspeisenden Mahlzeit unterhalten. Wer zu kritisieren wagt, die italienische Küche bestehe vor allem aus Pizza und Pasta, wird als ignoranter Barbare verachtet. Man ist sich in Italien sicher, das Patent auf exzellentes Essen zu haben. Kein Wunder: 90.000 italienische Restaurants soll es weltweit geben.
Nun hat sich der Minister für Landwirtschaft, Lebensmittelsouveränität und Forsten mit einem umstrittenen Vorschlag zu Wort gemeldet. Francesco Lollobrigida, entfernter Verwandter der jüngst verstorbenen Schauspielerin Gina, fordert den Schutz der authentischen italienischen Küche in der Welt. „Basta mit Restaurants, die sich italienisch nennen und Produkte verwenden, die nicht italienisch sind“, forderte Lollobrigida vehement. „Basta mit Köchen, die nicht wissen, wie man italienisch kocht und oft zum Gegenstand von Witzen werden.“ Italienisches Essen sei auch im Ausland eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung.
Pizza Hawaii empört die Italiener
Kulinarische Abwege rufen immer wieder Empörung hervor. So wurde der schottische Star-Koch Gordon Ramsay erheblich kritisiert, als er Erbsen zu Carbonara-Sauce verwendete oder das Eintauchen von Pizza-Stücken in Ketchup empfahl. Ananasstückchen auf Pizza oder Sahne in Carbonara-Sauce sind andere Aufreger.
Von der Opposition kam sogleich Protest. Carlo Calenda von der Partei „Azione“ forderte spöttisch einen Strafenkatalog „für die idiotischen Ideen von Regierungsmitgliedern".