Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Glosse: Für die krumme Gurke: Lebensmittel servieren, die sonst entsorgt würden

Glosse

Für die krumme Gurke: Lebensmittel servieren, die sonst entsorgt würden

Veronika Lintner
    • |
    Sind krumm, aber schmecken meistens genauso gut: Krumme Gurken. Lebensmittel wie diese sollen nun in der Landtags-Kantine von NRW verarbeitet auf den Teller kommen.
    Sind krumm, aber schmecken meistens genauso gut: Krumme Gurken. Lebensmittel wie diese sollen nun in der Landtags-Kantine von NRW verarbeitet auf den Teller kommen. Foto: Kay Nietfeld, dpa (Symbolfoto)

    Wenn sich der angelöffelte Joghurt in ein Pelztier verwandelt, wenn dem vergessenen Steak schon wieder Beine wachsen – dann bitte fort mit dem schlechten Lebensmittel! Aber, Gedeih und Verderb, so weit muss es ja nicht kommen. Das sieht auch die Politik in Nordrhein-Westfalen so: Der NRW-Landtag in Düsseldorf sucht aktuell einen neuen Betreiber für seine Kantine, der nun auf Regionales und Bio setzen soll – und auf Ware, die sonst "wegen ihres Aussehens oder wegen des Mindesthaltbarkeitsdatums entsorgt würde“. Krumme Möhre, schräge Gurke? Da fragt sich einer: Wie steht’s denn aktuell um Frische und Haltbarkeitsdatum im politischen Sortiment? 

    Gibt es ein Mindesthaltbarkeitsdatum in der Politik?

    Zuletzt ging der Trend zu frisch und neu: Jene Macrons und Trudeaus, Jacinda Arderns und Sanna Marins – "junges Gemüse“ zetern da Gestrige. "Frühreif“ so einer wie Sebastian Kurz. Und alle scheinen sie aktuell weg vom Schaufenster. Oder zumindest angeknackst. Drucktest nicht bestanden? Da erinnern sich Sentimentalisten an jenen, den sie ein Obst nannten, der aber ein Gemüse im Namen trug. Etikettenschwindel? Helmut "die Birne“ Kohl. Hielt sich satte 16 Jahre im Kanzler-Warensortiment der Union. Nicht länger als zehn Jahre wolle er Bayerns Ministerpräsident sein, hat dagegen Markus Söder beteuert. Aber auch er hat seine Meinung wohl geändert, um bald in der Landtagskantine zu ordern: "Nachschlag bidde!“ Also fünf weitere Jahre. Und später vielleicht "a weng“ mehr. 

    Jede Wahl ist auch ein politischer Geschmackstest

    Nun also krumme Gurken ins Parlament? Wem das faul erscheint, dem hilft der Test mit Auge, Nase, Geschmacksorgan: Wirkt da einer frisch genug für das Amt? Müffelt die Politik anrüchig? Und schmeckt’s nicht, wählt man am nächsten Polit-Büfett etwas Neues. Das Ziel heißt Nachhaltigkeit, und jede Wahl ist ein Geschmackstest. In der Kantine wie an der Urne.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden