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Gesundheitsminister Karl Lauterbachs Corona-Entscheidungen führen zu gefährlichem Durcheinander

Kommentar

Lauterbachs Entscheidungen führen zu einem gefährlichen Durcheinander

Stefan Lange
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    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat bei der freiwilligen Quarantäne einen Fehler zugegeben.
    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat bei der freiwilligen Quarantäne einen Fehler zugegeben. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Eine der widersinnigsten Entscheidungen in der Corona-Pandemie ist wieder vom Tisch, bevor sie Schaden anrichten konnte. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat eingesehen, dass es gefährlich wäre, infizierte Menschen von der Isolationspflicht zu befreien. Wir erinnern uns: Einst wurden Kinder per Behördendekret zum Karzer in ihrem Kinderzimmer verdonnert, wenn sie infiziert waren. Wer sich das Virus eingefangen hatte, es nicht meldete oder sich gar nach draußen wagte, musste mit harten Konsequenzen rechnen.

    Die neue Virus-Variante ist zwar weniger tödlich, aber dennoch gefährlich. Der Umgang mit Covid-19 ist routinierter geworden, es tötet gleichwohl jeden Tag Menschen und verursacht weiterhin schwere Krankheitsverläufe. Warum der SPD-Politiker da eine Kehrtwende vollziehen wollte, hat niemand verstanden. Zumal er gleichzeitig wegen der Bedrohung durch Corona für eine Impfpflicht warb – zwei Dinge also, die nicht zusammenpassen.

    Lauterbach ruft bei Corona stets Alarmstimmung aus

    Die Kritik an Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn war zum Ende seiner Amtszeit scharf. Der CDU-Politiker wurde als Ankündigungsminister beargwöhnt, viele dachten, es könne schlimmer nicht kommen. Dann kam Karl Lauterbach. Vier Monate ist er im Amt, in das er überraschend gelangte, weil Kanzler Olaf Scholz gute Beliebtheitswerte – die Lauterbach damals noch hatte – höher ansetzte als alles andere. Nicht Sabine Dittmar etwa wurde Gesundheitsministerin, sondern eben Lauterbach, der schnell da weitermachte, wo er zuvor angesetzt hatte: Alarm auszurufen, um sich dann als Helfer zu profilieren.

    Mal warnte Lauterbach – Spitzname „Karlchen Überall“ – bei seinen zahlreichen Talkshow-Auftritten vor 300.000 Corona-Toten im Sommer, mal davor, das Corona-Infizierte schneller altern. Diese und ähnliche Übertreibungen kassierte er anschließend mit der Bemerkung ein, er habe „einen Fehler“ gemacht. So auch jetzt. Es ist symbolträchtig, dass er seinen neuesten Fehler in der Talkshow von Markus Lanz eingestand.

    Lauterbach hat sich bereits einige schwere Schnitzer geleistet

    Fehler passieren, gewiss. Aber Lauterbach hat mittlerweile in seiner kurzen Amtszeit eine Kette schwerer Schnitzer aufgefädelt. Erst der verkürzte Genesenenstatus, das Hin und Her über die vierte Spritze, das Gewürge um die Impfpflicht, das Gezerre um das Ende der Corona-Beschränkungen und jetzt die falsche Entscheidung in einer so wichtigen Frage wie der Quarantäne, die die Freiheitsrechte des einen und die körperliche Unversehrtheit der anderen berührt. Lauterbach selbst scheint im Ministerium und im Kabinett völlig isoliert. Niemand hat ihn offenbar gewarnt, dieses Thema anzupacken – noch dazu so strategisch ungeschickt vor der geplanten Impfpflicht-Debatte am Donnerstag im Bundestag. Lauterbach sollte sich überlegen, ob er nicht einen Fehler zu viel gemacht hat und er der Richtige für diesen wichtigen Kabinettsposten ist.

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