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Gesundheit: Verbände kritisieren neue Regeln für die Terminvergabe beim Facharzt

Gesundheit

Verbände kritisieren neue Regeln für die Terminvergabe beim Facharzt

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    Wer einen Facharzttermin braucht, muss oft viel Geduld mitbringen. Sowohl Haus- wie Fachärzte sind mit den neuen Regeln unzufrieden.
    Wer einen Facharzttermin braucht, muss oft viel Geduld mitbringen. Sowohl Haus- wie Fachärzte sind mit den neuen Regeln unzufrieden. Foto: Patrick Pleul

    Gesetzlich versicherte Patienten, die einen Facharzttermin brauchen, müssen oft immer länger warten. Dies bestätigt Dr. Wolfgang Ritter, der Vorsitzende des bayerischen Hausärzteverbandes. Bei manchen Spezialisten wie beispielsweise Endokrinologen war es schon früher schwierig, zeitnah einen Termin zu bekommen, erklärt der Mediziner gegenüber unserer Redaktion. „Doch nun müssen immer häufiger Patienten auch auf einen Termin bei häufig gebrauchten Fachärzten wie Kardiologen, Orthopäden oder Hautärzten teils Monate warten.“ 

    Medizinisch dringende Fälle sollen möglichst schnell versorgt werden

    Hintergrund ist eine bundesweite gesetzliche Änderung: Zum Jahresende ist die sogenannte Neupatientenregelung ausgelaufen – sowohl Fachärzte wie die Kassenärztlichen Vereinigungen protestierten gegen das Aus. Die Abschaffung soll zum Ausgleich eines Milliardenlochs bei den gesetzlichen Krankenversicherungen beitragen. Seit Jahresbeginn sollen nun vor allem zwei Wege zu einem schnelleren Facharzttermin führen: 

    Erstens der sogenannte Hausarztvermittlungsfall: Hier macht der Hausarzt für den Patienten bei dringendem Behandlungsanlass einen Termin beim Facharzt aus. 

    Zweitens die Vermittlung über die Termin-Service-Stelle (TSS): Hier stellt der Hausarzt einen dringenden Behandlungsbedarf beim Patienten fest und gibt ihm eine Überweisung mit einem Vermittlungscode. Damit richtet sich der Patient dann über die Telefonnummer 116117 an die TSS, und die vermittelt ihm einen Termin beim nächsten verfügbaren Facharzt.

    In manchen Regionen haben die Menschen Probleme, überhaupt einen Hausarzt zu bekommen

    Der Hausarzt erhält laut Ritter nur einen Zuschlag beim Hausarztvermittlungsfall. Der Facharzt erhalte bei beiden Wegen Zuschläge, wobei sich die Höhe daran misst, wie schnell ein Termin frei ist. 

    Doch es hagelt Kritik: So schlägt der Bayerische Facharztverband (BFAV) „Alarm“. Die neuen Regelungen diskriminierten nach Ansicht von BFAV-Vorsitzenden Dr. Wolfgang Bärtl „in inakzeptabler Weise strukturschwache Regionen Bayerns, in denen aufgrund großer Versorgungslücken die Patienten große Schwierigkeiten haben, überhaupt noch einen Hausarzt zu finden, geschweige denn eine dringliche Überweisung für den Facharzttermin zu bekommen“. 

    Die neuen Regeln bedeuten noch mehr Arbeit für Hausärzte

    Auch Bayerns Hausärzte sind unzufrieden, wie Ritter deutlich macht: Denn für ihre Patienten, die dringend einen Facharzttermin brauchen, setzten sich seit jeher die Hausärztinnen und -ärzte ein, betont der in München praktizierende Mediziner. „Und das hat in aller Regel auch funktioniert. Wenn aber beispielsweise eine Herzklappe überprüft werden muss oder der Patient eine Routineuntersuchung braucht, wartet er jetzt oft monatelang.“ 

    Hinzu käme, „dass bei uns Hausärzten, in unseren ohnehin vollen Praxen, jetzt auch noch immer mehr Patienten stehen und erklären, dass sie beim Facharzt keinen Termin bekommen. Wenn wir als Hausarzt aber anrufen, dann schon“. Mit der neuen Regelung soll sichergestellt werden, dass sehr dringende Fälle möglichst schnell versorgt werden. Aufgrund des Terminmangels entstehe aber das Bedürfnis der Patienten, dass ihr Hausarzt auch die Vergabe für nicht dringende Termine übernimmt, was nicht leistbar sei. 

    Von einem besonderen Terminengpass berichten Frauen, die eine Überweisung zu einer so genannten kurativen Mammografie erhalten. Schon 2019 hat die „Radiologie Initiative Bayern“ auf eine äußerst kritische Lage hingewiesen. Der deutschlandweite Verbund „RadiologenGruppe2020“ erklärt nun: „Wer beispielsweise eine Mammografie zur Brustkrebsdiagnose benötigt, muss sich in Niedersachsen bis zu 180 Tage und in einigen Regionen Bayerns sogar bis zu 248 Tage gedulden.“

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