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Gesundheit: So will Lauterbach die Lebenserwartung der Deutschen erhöhen

Gesundheit

So will Lauterbach die Lebenserwartung der Deutschen erhöhen

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    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will bis 2025 ein "Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin" aufbauen.
    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will bis 2025 ein "Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin" aufbauen. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Obwohl sich Deutschland eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt leistet, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung der Bundesbürger international gesehen nur im Mittelfeld. Vor allem Krebs, Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weitverbreitet.

    Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach liegt das an einem grundlegenden Webfehler im Gesundheitswesen: "Es fehlt an wirksamer Vorbeugung, unser System ist zu sehr auf die Behandlung schon bestehender Krankheiten ausgerichtet." Am Mittwoch sagte der SPD-Politiker, wie er das ändern will: "Wir bauen ein neues Bundesinstitut auf, das Prävention und Information der Bevölkerung zu Volkskrankheiten verbessert."

    Die Ampelregierung will das RKI reformieren

    Das Vorhaben, auf das sich SPD, Grüne und FDP schon im Koalitionsvertrag geeinigt hatten, ist Teil einer größeren Strukturreform, die auch das Robert-Koch-Institut (RKI) betrifft. Es spielte während der Corona-Pandemie eine Schlüsselrolle in der staatlichen Infektionsschutzpolitik und soll sich künftig noch stärker auf die Abwehr von übertragbaren Krankheiten spezialisieren. Zum Chef des RKI berief Lauterbach Lars Schaade. Der leitet das Institut seit dem Abgang des vorigen Chefs Lothar Wieler im April kommissarisch.

    Wie bisher das RKI ist auch das künftige Präventionsinstitut dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt und an dessen Weisungen gebunden. In dem neuen Gebilde geht zudem die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf, die bisher für die Information der Bundesbürger zu medizinischen Themen zuständig war. Anfang 2025 soll die Reform abgeschlossen sein und das neue "Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin" (Bipam) an den Start gehen. 

    Ein gesunder Lebensstil kann vielen Krankheiten vorbeugen

    Mit der Gründung hat Lauterbach Johannes Nießen, den bisherigen Leiter des Kölner Gesundheitsamts, beauftragt. Der Allgemeinmediziner gehörte auch dem Corona-Expertenrat der Bundesregierung an. Der 66-Jährige sagte: "Deutschlands Gesundheitsversorgung ist hervorragend, bei der Verhinderung von Krankheiten haben wir aber Nachholbedarf". Deshalb sei es gut, dass Prävention, Gesundheitskompetenz, öffentlicher Gesundheitsdienst, Forschung und Kommunikation zu nicht übertragbaren Krankheiten nun verbessert würden.

    Herzerkrankungen ließe sich etwa durch einen gesünderen Lebensstil wirksam vorbeugen. Regelmäßige Bewegung und eine "salzarme, mediterrane Ernährung" könnten nicht nur der Vorbeugung dienen, sondern auch bereits Erkrankte bei der Genesung unterstützen. Für neue Herausforderungen sorge in diesem Zusammenhang auch der Klimawandel. Mit entsprechenden Maßnahmen und Programmen lasse sich die Zahl der Hitzetoten reduzieren. Sorgen macht Nießen auch, dass immer mehr Kinder übergewichtig sind. 

    Erhöhter Blutdruck gehört zu einem der höchsten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt.
    Erhöhter Blutdruck gehört zu einem der höchsten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt. Foto: Jana Bauch, dpa (Symbolbild)

    Karl Lauterbach zufolge gibt Deutschland so viel wie kein anderes Land in der Europäischen Union für die Gesundheit aus: Knapp 5000 Euro sind es pro Einwohner und Jahr. Der EU-Durchschnitt liegt bei knapp 3200 Euro. Dennoch liegt die Lebenserwartung mit 80,8 Jahren unter den Werten von Ländern wie Spanien mit fast 84 Jahren, Schweden oder Frankreich. Der Gesundheitsminister verweist auf Studien, die als wichtigste Ursache dieser schlechten Werte einen Mangel an wirksamer Prävention ansehen – besonders bei den Herz- und Kreislauferkrankungen. Mit dem neuen Institut soll nun ein umfassenderer Ansatz von Gesundheit verfolgt werden, bei dem nicht länger einseitig auf die heilende oder versorgende Behandlung gezielt wird, sondern auch Gesundheitsförderung und Vorbeugung stärker berücksichtigt werden. 

    Das Bipam soll Sitze in Berlin und Köln haben

    Seinen Hauptsitz wird das Bipam in Berlin haben, zweiter großer Standort wird Köln sein, wo die bisherige Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ihren Sitz hat. Zu genauen Mitarbeiterzahlen wollte Lauterbach noch keine Angaben machen, es werde sich aber in etwa um die gleiche Größenordnung wie beim RKI handeln, das bislang rund 1500 Beschäftigte hat. 

    Was die aktuelle Corona-Lage betrifft, sei das Bundesgesundheitsministerium weiter wachsam, betonte Lauterbach auf Nachfrage. Das aktuelle Infektionsgeschehen entspreche dem Erwarteten. "Es gibt sehr ansteckende Varianten des Erregers, aber gleichzeitig auch eine gute Immunität in der Bevölkerung", sagte er. Hinweise, dass die Herbst-Welle größer als angenommen ausfalle, gebe es keine. Weiterhin in der Überarbeitung befindet sich Lauterbach zufolge der Nationale Pandemieplan. Derzeit gebe es Gespräche zwischen Bund und Ländern wegen der genauen Zuständigkeiten bei möglichen neuen Ausbrüchen ansteckender Krankheiten. "Wir sind in dieser Hinsicht sehr gut vorbereitet", sagte Lauterbach.

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