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Medikamenten-Lieferengpässe aktuell: Neuer Höchstwert 2023

Gesundheit

Lieferengpässe bei Medikamenten erreichten 2023 einen neuen Höchstwert

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    In vielen Schubladen in der Wittelsbacher Apotheke in Aichach gibt es Lücken bei den Medikamenten.
    In vielen Schubladen in der Wittelsbacher Apotheke in Aichach gibt es Lücken bei den Medikamenten. Foto: Evelin Grauer

    In den Apotheken fehlen hunderte Medikamente. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) können aktuell fast 500 Präparate nicht geliefert werden – darunter Penicillin, Krebsmedikamente oder Schmerzmittel. Im vergangenen Jahr hat die Zahl der Verzögerungen damit einen neuen Höchststand erreicht. Für 2023 haben die Hersteller dem BfArM insgesamt 1427 Engpässe gemeldet – eine Steigerung von fast 50 Prozent gegenüber 2022. Verbände warnen inzwischen vor weitreichenden Belastungen für die Patientinnen und Patienten, sollten die Lieferprobleme anhalten.

    "Wir hatten vor geraumer Zeit Engpässe beispielsweise bei einem Präparat gegen Brustkrebs und auch ein Arzneimittel gegen Depressionen war betroffen", sagt Thomas Metz, Sprecher des Apothekenverbands in Bayern. "Für Patientinnen und Patienten stellt das eine extrem große emotionale und psychische Belastung dar. Das sind schwerwiegende Erkrankungen, die dringend behandelt werden müssen."

    Lieferengpässe bei HIV-Medikamenten: "Es ist schlimmer, als wir zu fürchten gewagt haben"

    Der Schaden sei groß, warnt auch die Arbeitsgemeinschaft der niedergelassener HIV-Schwerpunktärzte (Dagnä). Der Grund: Ein von zehntausenden Menschen in Deutschland genutztes Medikament zum Schutz vor einer HIV-Infektion ist derzeit nur eingeschränkt verfügbar. Aktuell könnten deshalb nicht alle Nutzerinnen und Nutzer mit dem Medikament versorgt werden. Das ergab eine Umfrage des Verbands. So mussten einige Patientinnen und Patienten ihre Einnahme unterbrechen oder ihre Therapie umstellen. "Es ist schlimmer, als wir zu fürchten gewagt haben", schreibt der Verband.

    Das Problem ist schon länger bekannt. Bereits im Juli vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung ein Gesetz beschlossen, um den Engpässen entgegenzuwirken. So wurden beispielsweise Rabattverträge für Kindermedikamente gestrichen, mit denen zuvor Preise für die Kassen als Großabnehmer niedrig gehalten wurden. Damit sollen Lieferungen nach Deutschland für die Hersteller lohnender gemacht werden. Außerdem müssen Großhändler seither Vorräte anlegen, um kurzfristigen Engpässen vorzubeugen. Trotzdem brauche es etwas Zeit, bis das Gesetz seine Wirkung entfalten könne, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage unserer Redaktion.

    Der Pharma-Verband Progenerika sieht das anders. Das Gesetz beziehe sich nur auf Kinderarzneimittel und Antibiotika, die Wirkung sei entsprechend überschaubar. "Für 99 Prozent der Arzneimittel wird das Problem der Lieferengpässe nicht einmal angegangen."

    Auch Peter Liese, CDU-Europaabgeordneter und Gesundheitsexperte, kritisiert die Neuerungen als nicht weitreichend genug. "Die Maßnahmen, die Lauterbach auf den Weg gebracht haben, sind Stückwerk. Sie betreffen nur wenige Medikamente, und sie sind nicht europäisch abgestimmt", sagt er und plädiert für EU-weite Lösungen. Die Kommission hatte dazu kürzlich ein Maßnahmen-Paket vorgestellt. Neben einer gemeinsamen Medikamenten-Beschaffung ist darin auch ein freiwilliger Solidaritätsmechanismus enthalten, mit dem sich die Mitgliedsstaaten gegenseitig bei Engpässen aushelfen sollen. "Wir brauchen die Marktmacht von 450 Millionen Menschen, um die Pharmaindustrie dazu zu bringen, wieder in Europa zu produzieren und eine zuverlässige Lieferung zu gewährleisten", sagt Liese.

    Der Münchner CSU-Abgeordnete und Arzt Stephan Pilsinger kritisiert die Preispolitik der vergangenen Jahre. "Es darf nicht immer nur um die Fragen gehen, wie viel Arzneimittel kosten dürfen. Vielmehr muss sich die Gesellschaft die Frage stellen, wie viel uns eine sichere und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung wert ist", sagt er. "Wenn der Fiebersaft für mein Kind dann halt drei Euro teurer ist, dafür dann aber jederzeit und in jeder Apotheke verfügbar, dann, glaube ich, geben wir die drei Euro mehr gerne aus." Und warnt: "Deutschland droht versorgungstechnisch Dritte-Welt-Staat zu werden, wenn die Ampel nicht endlich langfristig wirksame Maßnahmen angeht."

    Diese Medikamente sind aktuell nicht lieferbar:

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