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Gesundheit: Nicht nur Fiebersaft und Antibiotika: Medikamente werden immer knapper

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Nicht nur Fiebersaft und Antibiotika: Medikamente werden immer knapper

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    Wenn die Erkältung richtig zuschlägt, geht es manchmal nicht mehr ohne Medikamente.
    Wenn die Erkältung richtig zuschlägt, geht es manchmal nicht mehr ohne Medikamente. Foto: Maurizio Gambarini, dpa

    Merck, Bayer, Schering, Hoechst: Mit seinen Pharmakonzernen war Deutschland fast ein Jahrhundert lang die Apotheke der Welt. Heute stehen die Apotheken der Welt in China und Indien und liefern alles andere als zuverlässig.

    Auf einer Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sind inzwischen mehr als 300 Medikamente aufgeführt, die in Deutschland knapp sind – vom Fiebersaft für Kinder über Mittel gegen Bluthochdruck und Diabetes bis hin zu gängigen Antibiotika und lebenswichtigen Krebsmedikamenten. Da auf der Liste nur rezeptpflichtige Arzneien stehen und es bei Lieferengpässen keine Meldepflicht gibt, dürfte der Mangel in Wirklichkeit sogar noch um einiges dramatischer sein. Die Apothekerverbände sprechen bereits von 1000 Medikamenten.

    Krankenkassen nehmen die Apotheker in die Pflicht

    Die Bundesregierung will einen Teil der Produktion deshalb zurück nach Deutschland holen. Wie genau das funktionieren soll, ist unklar. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat für diese Woche zwar einen entsprechenden Gesetzentwurf angekündigt, nennt aber auf Nachfrage noch keine Details. Der Gesundheitsexperte der FDP-Bundestagsfraktion, der Würzburger Abgeordnete Andrew Ullmann, fordert begleitend dazu die Einberufung eines Krisentreffens. Um Lösungen zu finden, betonte er gegenüber unserer Redaktion, halte er einen Gipfel zwischen Ärzteschaft, Apothekerschaft, Politik und Pharmaindustrie für nötig. Die Union argumentiert ähnlich und verlangt noch in diesem Jahr einen „Beschaffungsgipfel“. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen nimmt dagegen die Apotheker in die Pflicht. Sie seien jetzt gefordert, betonte die Verbandsvorsitzende Doris Pfeiffer. So könnten Apotheker beispielsweise Fiebersäfte mit Rezepturen selbst herstellen und bekämen das auch bezahlt.

    „Versorgungssicherheit muss absolute Priorität haben“, findet auch Ullmann. Die Knappheit mancher Medikamente sei die Folge „monopolistischer Versorgungsstrukturen“. Die Große Koalition habe hier, ähnlich wie bei der Energieversorgung, einseitige Abhängigkeiten geschaffen. Um diese Strukturen aufzubrechen, sei es wichtig, die Lieferketten zu diversifizieren. Zugleich müsse Deutschland wieder attraktiv für die Produktion von Arzneimitteln werden. Gerade bei vergleichsweise günstigen, jetzt stark nachgefragten Mitteln wie schmerz- und fiebersenkenden Medikamenten wäre der Preisunterschied zwischen der Produktion im Hochlohnland Bundesrepublik und einem Land wie China Ullmanns Ansicht nach zu verschmerzen.

    Treibt die Preispolitik die Hersteller aus dem Land?

    Begründet werden die Engpässe vor allem mit Problemen in den Lieferketten und der Abhängigkeit von einigen wenigen Lieferanten in Asien, etwa bei Antibiotika. Ärztefunktionäre kritisieren allerdings auch die Festpreisregelung für Medikamente, die zu einem Abwandern der Produktion geführt habe. Da die Krankenkassen nicht automatisch jeden Preis für ein bestimmtes Mittel bezahlen, sondern nur Festbeträge, werden Medikamente und Wirkstoffe heute dort eingekauft, wo sie am billigsten sind – also in China oder Indien.

    Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich gegenseitig mit Medikamenten aus der Hausapotheke auszuhelfen. „Jetzt hilft nur Solidarität“, sagte er dem Berliner Tagesspiegel. Wer gesund sei, könne vorrätige Arzneien an Kranke abgeben. „Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.“ 

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