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Kliniksterben: So will Bayern Lauterbachs Krankenhausreform verzögern

Kliniksterben

So will Bayern Lauterbachs Krankenhausreform verzögern

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    Ein Patient wird in den OP-Saal im OP-Zentrum der Schön Klinik gebracht. Was bringt die Reform bei den Kliniken?
    Ein Patient wird in den OP-Saal im OP-Zentrum der Schön Klinik gebracht. Was bringt die Reform bei den Kliniken? Foto: Frank Molter, dpa

    Angesichts der Verabschiedung der umstrittenen Krankenhausreform im Bundestag warnen Bayerns Kliniken vor einer Verschlechterung der Patientenversorgung im Freistaat. „Die Krankenhausreform wird die Versorgungssicherheit in Bayern nicht erhöhen, sondern im Gegenteil zu weiteren Klinikschließungen führen“, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Roland Engehausen, unserer Redaktion. „Der jetzige Wortlaut des Gesetzes wird die Finanzsituation der Krankenhäuser noch zusätzlich verschärfen“, warnt der Vertreter der bayerischen Krankenhausträger. „Wir werden im kommenden Jahr noch mehr Insolvenzen erleben als bisher.“

    Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach warnt vor Pleitewelle wegen Klinikreform

    Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach fordert Nachbesserungen der Reform und einen Inflationsausgleich für die Krankenhäuser: „Die Kliniken müssen einen dauerhaften Ausgleich für die Mehrkosten der vergangenen Jahre erhalten, sonst werden wir von einer unkontrollierten Pleitewelle überrollt“, sagt die CSU-Politikerin. Die Reform benachteilige insbesondere Krankenhäuser in der Fläche: „Kleinere Krankenhäuser, insbesondere in ländlichen Regionen, werden aufgrund der starren und kleinteiligen Voraussetzungen Schwierigkeiten haben, ihr bisheriges Leistungsangebot aufrechtzuerhalten“, warnt Gerlach.

    „Ungeachtet aller Reformerfordernisse muss es weiterhin eine qualitativ hochwertige, wohnortnahe Krankenhausversorgung flächendeckend in ganz Bayern geben“, betonte die Ministerin. „Dies ist aber bei einem Inkrafttreten des von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzes ernsthaft gefährdet.“ Die Länder bräuchten für ihre Zuständigkeit bei der Krankenhausplanung Ausnahmeregelungen bei bestimmten Vorgaben des Gesetzes. „Bayern wird sich im Bundesrat für die Anrufung des Vermittlungsausschusses einsetzen, um auf diesem Weg doch noch die dringend notwendigen Änderungen zu bewirken“, betonte Gerlach. „Wir gehen davon aus, dass die anderen Länder die Änderungsvorschläge inhaltlich ähnlich wie wir beurteilen“, sagte sie.

    Krankenhäuser werfen Lauterbach Wortbruch bei Vorhaltepauschalen vor

    SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach will mit der Reform einen Umbau der Krankenhauslandschaft vorantreiben, in Richtung mehr Spezialisierung bei schweren Krankheiten und mehr ambulante Behandlungen ohne Übernachtungen bei leichteren Eingriffen. Ein Kernstück der Reform ist dabei die Finanzierung der Krankenhäuser mit der Abkehr von den bisherigen Fallpauschalen. Statt der geleisteten Menge an Behandlungen soll es künftig Vorhaltepauschalen für bestimmte Leistungen geben, um die Existenz kleinerer Kliniken in der Notfallversorgung zu sichern.

    Bayerns Krankenhausträger werfen Lauterbach bei der Vorhaltefinanzierung jedoch Wortbruch vor. „Die Vorhaltepauschalen sind ein Etikettenschwindel, weil sie genauso fallbezogen sind wie die bisherigen Fallpauschalen“, sagt Geschäftsführer Engehausen. „Dadurch wird bei Notfallversorgung oder bei der Versorgung von Herz- und Schlaganfallpatienten nichts besser vergütet.“ Hauptproblem sei, dass 80 Prozent der bayerischen Kliniken rote Zahlen schrieben. „Ein weiteres Jahr mit enormen Defiziten wird für die meisten Kliniken existenzbedrohend sein.“

    Bayerns Krankenhäuser warnen vor Gefahr für Versorgungssicherheit

    Die Lage verschärfe sich zusätzlich, weil nun Wirtschaftsprüfer ab sofort das neue Gesetz anwenden müssten und sie damit die Insolvenzgefahr sogar noch höher bewerten könnten. „Das heißt, ab jetzt, ist Bundesgesundheitsminister Lauterbach für jede Klinikinsolvenz und für jedes geschlossene Krankenhaus persönlich verantwortlich“, betonte Engehausen. „Wir laufen wirklich Gefahr, dass wir in einigen Landstrichen in Deutschland die Versorgung nicht mehr sicherstellen können.“

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    1 Kommentar
    Maria Reichenauer

    Statt Front gegen die Pläne Lauterbachs zu machen sollte auch Bayern konstruktiv mitarbeiten und so das beste für das Land herausholen. Stattdessen übt man sich in der Märtyrerrolle und macht auf beleidigt. Das ist kindisch und unproduktiv. Was heißt "wir gehen davon aus, dass die anderen Länder ....". Dann setzt euch zusammen mit den anderen Ländern und arbeitet ein Konzept aus, das für alle passt. DAS würde ich gerne der bayerischen Staatsregierung ins Gebetbuch schreiben. Aber nur klagen und maulen, weil in Berlin eine Regierung im Amt ist, die einem nicht passt, das ist Kindergarten.

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