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Gesellschaft: Deutschlands First Lady arbeitet nun wieder in Teilzeit

Gesellschaft

Deutschlands First Lady arbeitet nun wieder in Teilzeit

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    Nicht nur die Frau an seiner Seite: Elke Büdenbender und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
    Nicht nur die Frau an seiner Seite: Elke Büdenbender und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Unter den vielen öffentlichen Ämtern, die das politische Deutschland zu vergeben hat, ist ihres das mit der diffusesten Stellenbeschreibung: Streng genommen, hat Daniela Schadt einmal gefrotzelt, die Lebensgefährtin von Joachim Gauck, bekleide sie ja überhaupt kein Amt. „Weil es für meine Rolle keine Vorschriften gibt, könnte ich theoretisch auch beschließen, dass ich jetzt fünf Jahre zu Hause auf dem Sofa sitze, mir die Nägel poliere und Castingshows gucke.“

    So weit hat es zwar noch keine First Lady in Deutschland kommen lassen – ihr eigenes Leben einfach weitergelebt allerdings hat auch noch keine von ihnen. Elke Büdenbender, die Frau von Frank-Walter Steinmeier, ist die erste Präsidentengattin, die ihrem Staat jetzt nur noch halbtags für soziale und karitative Einsätze zur Verfügung steht. Vom Frühjahr an will die 60-Jährige wieder in Teilzeit als Richterin am Verwaltungsgebiet Berlin arbeiten, wo sie sich vor ihrer Beurlaubung 2017 vor allem mit dem Sozial- und dem Asylrecht beschäftigt hat. Damals war sie teilweise heftig dafür kritisiert worden, dass sie als emanzipierte Frau ihrem Ehemann zuliebe ihren Beruf aufgibt. Genauso selbstverständlich geht sie nun allerdings den umgekehrten Weg. Sie habe in der Vergangenheit viel Kraft und Energie in die Ausbildung als Juristin und ihre Tätigkeit als Richterin investiert, betont sie in der Süddeutschen Zeitung. „Deshalb fände ich es falsch mir selbst gegenüber, das jetzt nicht zu machen.“ Und überhaupt: „Es geht vieles, wenn man es will.“

    Christiane Herzog gab einst ein Kochbuch heraus

    Auch wenn schon viele ihre Vorgängerinnen so ganz und gar nicht mehr dem klassischen Rollenbild entsprachen, nach dem die Frau im Zweifel verzichtet: Am Ende entschieden sie sich doch ausnahmslos für das Amt, das es eigentlich gar nicht gibt. Daniela Schadt gab dafür ihre Stelle als Redakteurin bei der Nürnberger Zeitung auf, als Gauck Bundespräsident wurde, Bettina Wulff ihren Job als Pressereferentin bei einer großen Drogeriemarktkette. Eva Luise Köhler, eine gelernte Lehrerin, hatte sich schon lange vor Horst Köhlers Wahl zum Staatsoberhaupt aus dem Schuldienst zurückgezogen, Christina Rau zwar eine erstklassige akademische Ausbildung als Politologin und Ökonomin genossen, es dann aber dabei belassen. Am ehesten entsprach in den Neunzigerjahren noch Christiane Herzog dem traditionellen Bild von der Frau an seiner Seite. Bezeichnenderweise gab sie damals auch noch ein Kochbuch heraus.

    Elke Büdenbender dagegen hat das hinter sich, was Bildungsforscher gerne eine klassische sozialdemokratische Aufstiegskarriere nennen. Die Tochter eines Tischlers und einer Hauswirtschafterin hatte nach der Mittleren Reife zunächst eine Lehre zur Industriekauffrau absolviert, ehe sie das Abitur nachholte und Jura studierte. Sie war die erste Akademikerin überhaupt in ihrer von Bauern und Handwerkern geprägten Familie und ist entsprechend stolz auf das, was sie erreicht hat. Schon im Bundestagswahlkampf 2009, in den ihr Mann als Spitzenkandidat der SPD zog, sagte sie: „Ich will Richterin bleiben, wenn mein Mann Kanzler wird.“

    Ihre Aufgabe empfindet sie als Privileg

    Die Rolle der First Lady empfand sie die vergangenen fünf Jahre trotzdem als Privileg, wie sie selbst beteuert. Staatsbesuche wie jetzt gerade in Lettland, ihr Einsatz als Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und das für Präsidentengattinnen schon obligatorische Engagement beim Müttergenesungswerk: Eine durchaus exotische Tätigkeit sei das, findet Elke Büdenbender. Nun will sie versuchen, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen. First Lady und Verwaltungsrichterin: „Das wird sicher ein Kontrastprogramm.“

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