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Geldautomaten gesprengt: Was das für Banken in Bayern bedeutet

Regionalbanken

Gesprengte Geldautomaten setzen Banken zu

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    Hier wurde ein Geldautomat in Leipheim Ziel eines Angriffs. Es bot sich ein Bild der Verwüstung.
    Hier wurde ein Geldautomat in Leipheim Ziel eines Angriffs. Es bot sich ein Bild der Verwüstung. Foto: Alexander Kaya

    Die Sprengung von Geldautomaten durch Kriminelle setzt den bayerischen Banken zu. Das Landeskriminalamt zählte allein in diesem Jahr bisher 17 gesprengte Geldautomaten. Der Schaden überschreitet eine Million Euro. Häufige sind es kriminelle Banden aus den Niederlanden, Belgien oder Frankreich, die sich akribisch auf die Raubzüge vorbereiten, mit schnellen Autos über die Grenze kommen und mit der Beute verschwinden. Zuletzt sind Ende Juli in Vöhringen im Kreis Neu-Ulm, in Strullendorf bei Bamberg und anschließend in Altenstadt an der Iller Geldautomaten gesprengt worden. Häufig sind Genossenschaftsbanken und Sparkassen betroffen. Die Banken erhöhen die Sicherheit, teilweise müssen aber auch Standorte überprüft werden.

    Die Mengen an eingesetztem Sprengstoff sind teilweise beträchtlich. „Unser höchstes Interesse ist, dass keine unbeteiligten Personen zu Schaden kommen“, sagt Eva Mang, Sprecherin des Sparkassenverbandes Bayern. Mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen versucht man nun, den „Tatanreiz“ zu reduzieren. Gegenmaßnahmen seien an einem Runden Tisch mit dem Innenministerium, dem Bundeskriminalamt und den Banken ausgearbeitet worden. Teilweise werden die Geldautomaten-Bereiche nach 22 Uhr abgesperrt, sodass kein Zutritt mehr möglich ist. Künstlicher Nebel im Geldautomatenfoyer kann Räubern die Sicht nehmen. Und die Einfärbung der Geldscheine bei einer Sprengung macht diese wertlos. „In exponierten Positionen kann es aber auch sein, dass der Aufwand in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen steht und Automaten abgebaut werden“, erklärt der Genossenschaftsverband Bayern. „Ist ein Geldautomat vielleicht zum dritten Mal gesprengt worden, fragt sich eine Bank, ob es sich noch lohnt, die Filiale zu öffnen“, sagt auch Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance and Management.

    Banken in Bayern: Dichte des Filialnetzes sinkt

    Die Dichte des Filialnetzes hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern sank die Zahl der Geschäftsstellen von 2158 im Jahr 2019 auf 1742 im Jahr 2023. Die Zahl der Geldautomaten ging von 3611 auf 2996 zurück. Bei den Sparkassen sieht es ähnlich aus. Den Hauptgrund für den Wandel sieht man dort nicht bei den Sprengungen, sondern im veränderten Verhalten der Bankkunden. Diese kommen immer seltener in die Filialen, einfache Bankgeschäfte wie Daueraufträge oder Überweisungen finden heute großteils online statt. Auch Geldautomaten werden seltener benötigt. „Die Bargeldhaltung der Bürger nimmt ab“, erklärt Faust. „Die Banken werden ihre Filialstruktur regelmäßig überprüfen“, berichtet der Genossenschaftsverband Bayern. Auch Fusionen kommen immer wieder einmal vor.

    Doch langsam könnte eine Trendwende in Sicht sein. „Die Banken haben Filialen in großer Zahl geschlossen. Im städtischen Bereich kam es teilweise zu einer Halbierung, aber auch im ländlichen Bereich sinkt die Zahl“, sagt Banken-Forscher Faust. „Inzwischen stoßen die Schließungen aber an Grenzen“, sagt er. Sparkassen hätten einen öffentlichen Auftrag, Genossenschaftsbanken müssen sich ihren Mitgliedern gegenüber rechtfertigen. „Die Abnahme der Bankfilialen wird nicht mehr ganz so schnell fortschreiten wie bisher“, prognostiziert der Experte. „Das Einlagengeschäft wird derzeit attraktiver“, sagt er. „Die Banken können mit Spargeldern wieder Geld verdienen, seit die Zinsen gestiegen sind. Die Filialen rechnen sich wieder.“

    Filialen werden Ort für die umfassendere Beratung

    Der Stellenwert von Anlaufstellen für die Kunden könnte also wieder steigen: „Die Filialen sind der Ort für eine umfassendere Beratung“, sagt Faust. Hier wird über wichtige Dinge wie Geldanlage, Kredite, den Hausbau oder die Altersvorsorge mit einem Berater gesprochen. Noch immer finde sich in Bayern alle sechs bis acht Kilometer eine Volks- oder Raiffeisenbank. „Die Filialen bleiben unser Hauptanlaufpunkt“, sagt der Sprecher des Genossenschaftsverbandes Bayern.

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    3 Kommentare
    Franz Xanter

    Warum, warum werden durch die Banken denn nicht die entsprechenden Schutzmaßnahmen ergriffen? Oder hört man von Filialen, welche geschützt sind und trotzdem gesprengt werden? Nein! Aber scheinbar ist da ein anderer Gedanke der Banken hinter dem Nichtstun!

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    Thomas Keller

    Es sind ja schon Farbpatronen installiert die das Geld wertlos machen. Vielleicht noch ein Hinweis in der jeweiligen Landessprache der Banden, aber das geht aus Gründen nicht.

    Franz Xanter

    Natürlich gibt es mittlerweile u.a. Farbkartuschen, welche den Bargeldbestand unbrauchbar machen. Auch mit internationalem visuellen Hinweis (Piktogramme). Aber leider sind immer noch sehr viele Geldautomaten, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht mit diesem Sicherheitsfaktor ausgestattet. Und genau da schlagen die Banden doch zu. Man fährt nicht wahllos Dörfer und Städte ab, nein man prüft doch vorher durch Sichtung ob die Filialen, etc. gesichert und geschützt sind. Und natürlich wird da zugeschlagen, wo dies nicht der Falle ist!

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