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Gaza-Krieg : Leichenfund überschattet Nahost-Gespräche

Gaza-Krieg

Leichenfund überschattet Nahost-Gespräche

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    Israelis demonstrieren für ein Abkommen zur Beendigung des Gaza-Kriegs und zur Befreiung der Geiseln
    Israelis demonstrieren für ein Abkommen zur Beendigung des Gaza-Kriegs und zur Befreiung der Geiseln Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa

    Die Gespräche über eine Waffenruhe und ein Abkommen zur Freilassung von Geiseln zwischen Israel und der Hamas werden von einer traurigen Entdeckung überschattet. Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen geborgen. Ihre toten Körper seien in der Nacht zum Dienstag in der Stadt Khan Junis im Süden des Küstengebiets gefunden worden, teilte das Militär mit. Mehrere der Männer im Alter von 35 bis 80 Jahren waren schon zuvor von der Armee für tot erklärt worden. Sie seien aber alle am Leben gewesen, als sie entführt wurden.

    Für den israelischen Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, ist der Hebel zum Frieden im Nahen Osten die Fortsetzung des Militäreinsatzes gegen die Hamas. Gleichzeitig bekräftigte er gegenüber unserer Redaktion aber auch den Willen Israels zu Verhandlungen. „Unsere Bürger werden in Geiselhaft ermordet. Darum muss uns niemand davon überzeugen, wie wichtig ein Deal ist.“ , sagte Prosor - und warnte gleichzeitig vor falschen Erwartungen: „Nur ständiger militärischer Druck auf die Hamas bringt uns diesem Ziel näher.“

    Auch der deutsch-israelische Historiker Michael Wolffsohn warnte davor, in den Verhandlungen mit der Hamas zu konziliant zu werden „Wenn der Westen sie, wie jetzt, als Partner behandelt, wird sie wieder erstarken“, betonte er in einem Interview mit unserer Redaktion. Für eine mögliche Freilassung der israelischen Geiseln im Austausch für überführte palästinensische Terroristen seien die Verhandlungen wohl die letzte Chance. Strategisch aber würde ein Waffenstillstand die Hamas wiederbeleben sowie die regionale Vormacht des Iran und seiner Juniorpartner stärken. Um den Konflikt zu beenden, so Wolffsohn, müsse die Hamas kapitulieren. „Ihre Politik hat 40.000 Palästinensern das Leben gekostet, der Gazastreifen liegt in Schutt und Asche.“ Angebracht wäre, dass die Hamas sich bei ihrem Volk dafür entschuldige, es als vieltausendfaches Kanonenfutter missbraucht zu haben. „Ich bin sicher, dass es dann zu einem Verständigungsfrieden mit Israel kommt.“

    Nach israelischer Zählung hat die Hamas noch 109 Geiseln in ihrer Gewalt, 36 davon wurden für tot erklärt, 73 gelten als noch am Leben, wie eine Regierungssprecherin am Dienstag mitteilte. Insgesamt haben palästinensische Terroristen am 7. Oktober vergangenen Jahres 253 Menschen aus Israel in den Gazastreifen verschleppt. Ein Teil von ihnen kam durch einen Gefangenenaustausch frei, vereinzelt konnten Geiseln auch von der israelischen Armee befreit werden.

    US-Außenminister Anthony Blinken versucht derzeit in mehreren Ländern der Region, ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der Entführten zu erreichen. Die Gespräche zwischen Israel und der islamistischen Hamas treten seit Monaten auf der Stelle. Als besonders umstritten galt zuletzt die Frage, ob Israel sich wieder von der im Mai eroberten Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zurückzieht. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels. Netanjahu dagegen verlangt, dass die israelische Armee einen Korridor entlang der Grenze weiter kontrolliert, um den Schmuggel von Waffen nach Gaza zu verhindern.

    Das angestrebte Abkommen, das auf einem bereits Ende Mai von den USA vorgestelltem Entwurf basiert, sieht zunächst in einer ersten Phase eine vollständige und uneingeschränkte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas von sechs Wochen vor. In diesem Zeitraum soll eine erste Gruppe von aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln, darunter Frauen und ältere Menschen, freigelassen werden. Im Gegenzug würden Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. In einer zweiten Phase sollen dann die Kämpfe dauerhaft eingestellt und auch die weiteren verbliebenen Geiseln freigelassen werden. (mit dpa)

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