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Gaza-Krieg: Hamas-Chef bei Erdogan

Krieg in Nahost

Die Hamas sucht neue Partner

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    Ismail Hanijeh (l), der Chef der Hamas, muss sein Exil in Katar womöglich bald verlassen.
    Ismail Hanijeh (l), der Chef der Hamas, muss sein Exil in Katar womöglich bald verlassen. Foto: Mahmoud Ajjour/APA Images via ZUMA Wire, dpa

    Gaza-Vermittler Katar verliert offenbar die Geduld mit der kompromisslosen Haltung der Hamas. Frust gibt es auch über Kritik aus dem Westen an den guten Beziehungen des Emirats zu der palästinensischen Terrororganisation. Man werde seine Rolle als Vermittler im Gaza-Krieg überdenken, sagte nun Katars Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim Al Thani. Für die Hamas-Führung um Politbüro-Chef Ismail Hanijeh könnte das bedeuten, dass sie ihr Exil in Katar verlassen muss. Hanijeh reiste jetzt in die Türkei und traf Präsident Recep Tayyip Erdoğan

    Katar unterstützt die Muslim-Bruderschaft, die größte Bewegung des politischen Islam in den sunnitischen Staaten des Nahen Ostens. Ein extremer Arm dieser Bewegung ist auch die Hamas. Die Beziehung zur Hamas spiele in den strategischen außenpolitischen Überlegungen Katars eine wichtige Rolle, sagt Sebastian Sons, Experte für die Golf-Region bei der Bonner Denkfabrik Carpo. Das Emirat pflege auch Beziehungen zu anderen umstrittenen Akteuren wie den Taliban oder dem Iran, um sich international "unersetzlich zu machen als Vermittler", sagte Sons unserer Redaktion. 

    Die Hamas war nicht zu einem Kompromiss bereit

    In der ersten Phase des Gaza-Krieges spielte Katar diese Karte erfolgreich aus. Das Emirat vermittelte zusammen mit Ägypten und den USA im November eine erste Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel. Bemühungen um eine neue Feuerpause scheiterten nach Angaben der USA und Israels in den vergangenen Wochen mehrmals, weil die Hamas einen US-Kompromissvorschlag ablehnte. 

    US-Politiker warfen Katar vor, nicht genug Druck auf die Hamas gemacht zu haben. Zudem wurde der Vorwurf laut, Katar habe vor dem Gaza-Krieg die Hamas-Verwaltung in dem Küstenstreifen finanziert. Das stimmt zwar, doch Katar verweist darauf, dass dies mit Israels Einverständnis geschah: Tel Aviv hoffte damals, die Hamas mit dem Geld aus Katar ruhigstellen zu können.

    "Für die katarische Führung wird wichtig sein, eine Kosten-Nutzen-Abwägung zu treffen", sagte Sons über das künftige Verhältnis zur Hamas. Katar wolle seinen Status als Vermittler pflegen, besonders um seine Bedeutung für die USA zu unterstreichen – "aber nicht um jeden Preis". Deshalb werde das Emirat sein Verhältnis zur Hamas nach dem Ende des Gaza-Konflikts möglicherweise neu bewerten, meint Sons.

    Erdoğan eignet sich nicht als Gaza-Vermittler

    Das Wall Street Journal meldete, die Hamas-Führung suche eine neue Bleibe und habe bei Oman und einem anderen arabischen Staat nachgefragt. Auch die Türkei kommt infrage. Hanijeh hatte Gaza vor fünf Jahren verlassen und lebte zeitweise in der Türkei, bevor er nach Katar zog. In Istanbul sprach Hanijeh am Samstag mit Erdoğan über die Lage im Gaza-Krieg und türkische Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung. 

    Erdoğan bekräftigte dabei nach Regierungsangaben seine Kritik an Israel und sagte, der jüdische Staat werde eines Tages einen Preis für die Gewalt in Gaza zahlen müssen. Islamisch-konservative Politiker und Wähler in der Türkei werfen Erdoğans Regierung vor, zu nachsichtig mit Israel umzugehen. Die Kritik war einer der Gründe für die Niederlage von Erdoğans Partei AKP bei den Kommunalwahlen im März.

    Erdoğan habe sich bisher nicht entschieden, ob er die Türkei zu einer Basis für die Hamas machen wolle, sagt Murat Somer von der Özyegin-Universität in Istanbul. Eine enge Partnerschaft mit der Hamas passe nicht zum Bestreben der Türkei, ihre Beziehungen zum Westen zu verbessern. Als neuer Gaza-Vermittler kommt die Türkei wegen Erdoğans Parteinahme gegen Israel ohnehin nicht infrage. Israels Außenminister kritisierte das Treffen des türkischen Präsidenten mit Hanijeh scharf: Erdoğan solle sich schämen.

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