Das Schlimmste im jüngsten Krieg um Israel sind der maßlose Hass und die Unbelehrbarkeit der Menschen. Kriege, Ignoranz hat es immer gegeben, sie werden sich allen Schwüren zum Trotz wieder ereignen. Auch Terror gegen Zivilisten. Doch das Massaker, das Hamas-Täter gegen Kinder, Frauen, Alte am 7. Oktober in Israel verübten, hat eine neue Dimension. Diese Qualität krimineller Verbrechen begann am 11. September 2001 mit den Angriffen gegen das Welthandelszentrum in New York und das Pentagon in Washington. Die „modernen“ Terroristen wollten sich nicht mit Massenmorden begnügen. Das Entscheidende war ihnen, dass die gesamte Weltöffentlichkeit Zeuge ihrer Verbrechen wurde. Selbst die Nazis versuchten ihre Untaten zu verbergen. Jetzt führte man der freien Welt vor, dass sie selbst in ihren Zentren verletzlich war. Die Demokraten sollten fortan in ständiger Angst leben und sich der Al Kaida und anderen Banden unterwerfen, die sich für ihre perverse Mordlust ein religiöses Mäntelchen umhängten.
Israels Politik trägt eine Mitverantwortung. Man hat nicht intensiv genug versucht, den Konflikt mit den Palästinensern zu lösen. Zuletzt verbiss man sich in innenpolitische Grabenkämpfe. Militäreinheiten wurden in die besetzten Gebiete verlegt. So hatte die Hamas leichtes Spiel.
Israel muss den Hass bekämpfen
Verbrechen beginnen im Kopf. Es gilt, den Hass mental zu bekämpfen. Das geht nicht gewaltsam, es dauert lange. Israels Krieg gegen die Hamas wird von der schiitischen Hisbollah im Libanon zum Anlass genommen werden, Zion anzugreifen. Gefahr droht vor allem aus dem Iran. Israel wird sich in einem Mehrfrontenkrieg befinden. Dann wird sich zeigen, was die Solidaritätsadressen der Demokraten, auch in Deutschland, für Israel wert sind. Denn, das wird vielfach ausgeblendet, hinter den Terrortaten der Hamas und anderer Untergrundverbände steht das iranische Mullah-Regime.
Teheran brüstet sich seiner Vernichtungsabsicht gegen Zion. Öffentlich verkündet die Mullah-Diktatur, „Israel von der Landkarte auszulöschen“. Iran rüstet atomar und mit Raketen auf. Vor allem aber hetzt man die radikalen Kräfte zum Terrorkampf gegen Israel auf und beliefert sie mit Raketen und anderem Kriegsgerät. Die Radikalität der Mullahs zeigt sich im eigenen Land, wo Frauen und Andersdenkende bedroht, eingekerkert und umgebracht werden. Iran pflegte traditionell gute Beziehungen zu den Juden und zum Staat Israel, es gibt keine Grenze mit Zion. Der Israel-Hass dient lediglich als religiöse Propaganda in der islamischen Welt. Zudem arbeitet Teheran mit China und Russland zusammen, beliefert Moskau im Krieg gegen die Ukraine mit Waffen. Damit wird Europa und auch wir bedroht.
Demokratien müssen zusammenstehen
Das Friedensgerede der AfD ist illusorisch und unwahr. Denn Weltpolitik ist komplex. Entscheidend ist, dass die Demokratien im Kampf um die Freiheit zusammenstehen. Wer meint, er könne sich aus dem Krieg der Terroristen gegen die Demokratien heraushalten, irrt. Es geht nicht nur gegen die Juden. Das haben Anschläge in London, Paris, Madrid bewiesen. Wir können uns nicht verstecken. Das beweisen nicht nur die jüngsten Hassdemonstrationen der Islamisten bei uns, sondern auch die Flüchtlingsströme aus arabischen Ländern nach Europa, speziell nach Deutschland. Sie übersteigen die Aufnahmefähigkeit.
Wir Deutschen leben in Wohlstand und Freiheit. Doch diese demokratischen Privilegien müssen weltweit verteidigt werden. Wer sich das nicht eingesteht, kapituliert vor dem Hass. Nur wenn wir die Menschlichkeit schützen, bleibt sie uns erhalten.
Zur Person: Rafael Seligmann, 76, ist Historiker, Politologe, Schriftsteller. Demnächst erscheint sein Buch: „Brandstifter und Mitläufer. Hitler, Putin, Trump“, bei Herder.