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Fußball-EM 2024: Sie behält die Retter bei ihren EM-Einsätzen im Blick

Fußball-EM 2024

Sie behält die Retter bei ihren EM-Einsätzen im Blick

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    Regina Radloff arbeitet beim Deutschen Roten Kreuz. Sie überwacht die Einsätze bei dieser EM.
    Regina Radloff arbeitet beim Deutschen Roten Kreuz. Sie überwacht die Einsätze bei dieser EM. Foto: Anna Mohl

    Konzentriert blickt Regina Radloff auf den Bildschirm vor ihr. Die 63-Jährige sitzt im Berliner Führungs- und Lagezentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Zusammen mit ihren Kollegen passt sie auf, dass immer genug Sanitäterinnen und Sanitäter des DRK bei den EM-Spielen mit Zehntausenden Zuschauern sind. Auf dem Bildschirm sieht Radloff Wetterdaten, dazu die Information, wie viele Sanitäter wo eingesetzt sind und wie viele Fans in die Klinik gefahren werden mussten. Im Süden Deutschlands zieht ein Unwetter auf. Es könnte den Stadien in Stuttgart und Frankfurt, in denen an diesem Tag gespielt wird, Probleme bereiten. Doch sie kann Entwarnung geben.

    Bisher ist diese EM mit wenigen Ausnahmen ein Spektakel der Freude. Die DRK-Helferinnen und -helfer kümmern sich um Routinefälle. Stürze, Kreislaufzusammenbrüche wegen großer Hitze und zu viel Bier. Rund 150 Fans mussten bislang in die Klinik gebracht werden, rund 1500 Mal halfen die Sanitäter bei kleineren Verletzungen am Stadion oder auf den Fanmeilen. Pro Spiel bewegen sich die Hilfeleistungen im zweistelligen Bereich, vereinzelt auch im dreistelligen. Die meisten Einsätze hat das DRK in München und Dortmund gezählt.

    Im Zentrum behält man den Überblick

    Schwere Fälle sind bislang eher selten. In Berlin war beim Spiel Österreich gegen Polen ein polnischer Fan vom Unterrang gestürzt und musste ins Krankenhaus. Gelegentlich gibt es Rangeleien unter den Fangruppen und mit Ordnern. Bedauerlich, aber im Vergleich mit dem, was sonst vor, während und nach Fußballspielen passiert, nicht der Rede wert. Die Fans feiern sich, den Sport und irgendwie auch dieses Europa, das in Deutschland zusammenströmt. 

    Die DRK-Mitarbeitenden haben die Lage in den einzelnen EM-Austragungsorten im Blick.
    Die DRK-Mitarbeitenden haben die Lage in den einzelnen EM-Austragungsorten im Blick. Foto: Anna Mohl

    Regina Radloff freut es natürlich, dass die Stimmung so gut ist. Die größte Herausforderung sei, dass man im richtigen Moment, wenn es dann mal „geknallt“ habe, alles richtig mache. Jede Entscheidung müsse stimmen. Die Hessin ist Profi, seit 49 Jahren ehrenamtlich beim Roten Kreuz aktiv und Landesbereitschaftsleiterin. „Und mein Herz schlägt immer noch dafür, es macht mir heute noch Spaß“, erzählt sie. 

    32 von 36 EM-Spielen wurden bisher durch das DRK betreut

    32 von 36 EM-Spielen wurden bisher durch das DRK betreut, nur für Hamburg ist es nicht verantwortlich. Über 3100 Einsatzkräfte waren dafür im Einsatz, über den gesamten Zeitraum der EM werden es mehr als doppelt so viele sein. Fast alle machen das ehrenamtlich. Geleitet werden sie aus dem Einsatzzentrum in Berlin-Lichterfelde. Bei Großereignissen und Katastrophen wird aus dem ehemaligen Krankenhaus deutschlandweit koordiniert – nun erstmals auch eine Europameisterschaft. 

    Auch Radloffs Kollege, Philipp Wiesener, ist zufrieden. Er leitet das nationale Krisenmanagement und den gesundheitlichen Bevölkerungsschutz im DRK. „Wir sehen keine größeren Ausschläge“, berichtet er. Die Spiele seien bisher zumeist ruhig verlaufen. So wirkt es auch im Führungs- und Lagezentrum. Die Mitarbeitenden wirken entspannt, nehmen sich gerne Zeit, um etwas zu erklären. Zehn Personen sind hier gleichzeitig im Einsatz, gearbeitet wird im Tandem von neun Uhr morgens bis ein Uhr nachts. Die Räumlichkeiten sind hell, modern. Ausgeklügelte Informationstechnologie sucht man hier vergeblich, ein Bildschirm zeigt die Liveübertragung eines Fußballspiels.

    Die Lage in den einzelnen Fanmeilen und Stadien wird von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Zentrale beobachtet. Einerseits geht es hier darum, herauszufinden, wo die einzelnen Einsatzkräfte eingespannt sind und wo es im Bedarfsfall verfügbare Kapazitäten gibt. Andererseits darum, die Lagen richtig zu bewerten und entsprechend zu handeln. Fehlen in einer Stadt Einsatzkräfte, werden intern Abfragen gemacht, um zusätzliche Kräfte, etwa von benachbarten Landesverbänden, zu aktivieren. Die Kräfte haben eine Registrierungsapp, die den Koordinatoren in Berlin hilft, einen Überblick zu gewinnen. Nicht immer ist ihr Eingreifen nötig: Oft helfen die Fans sich auch gegenseitig.

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