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Fridays for Future: Dreadlocks für Weiße kulturelle Aneignung? Haarspalterei!

Kommentar

Keine Dreadlocks für weiße Frauen? Was für eine Haarspalterei!

Michael Stifter
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    Die Musikerin Ronja Maltzahn darf wegen ihrer Frisur nach einem Entschluss von Fridays for Future nicht bei einer Demonstration in Hannover auftreten.
    Die Musikerin Ronja Maltzahn darf wegen ihrer Frisur nach einem Entschluss von Fridays for Future nicht bei einer Demonstration in Hannover auftreten. Foto: Zuzanna Badziong, dpa

    Es gehört zu den wunderlichen Wahrheiten des Lebens, dass gerade jene, die sich für besonders liberal halten, bisweilen mit erstaunlicher Härte darüber bestimmen, was geht und was gar nicht geht. Dreadlocks zum Beispiel. Diese Verfilzung des Haupthaares gilt in weiten Teilen der Bevölkerung, nicht nur beim konservativ verfilzten Publikum also, als Frisur gewordene Auflehnung gegen das akkurat gescheitelte Establishment.

    Dreadlocks haben eine lange Geschichte - in vielen Kulturen

    Dreadlocks haben eine lange Geschichte in verschiedenen Kulturen auf verschiedenen Kontinenten. Für manche sind sie Sinnbild des Kampfes gegen Unterdrückung und Sklaverei, für andere eher ein Ausdruck von Stolz. Heute drücken sie im Empfinden vieler junger Menschen vor allem ein entspanntes, liberales Lebensgefühl aus. In Bayern würde man sagen, leben und leben lassen. Doch für die Aktivisten von Fridays for Future hört bei den Haaren die Liberalität auf.

    Sie haben die Folk-Musikerin Ronja Maltzahn von einer Demonstration in Hannover wieder ausgeladen. Und zwar weil sie Dreadlocks trägt. Das wäre kein Problem, käme die 28-Jährige aus einem Kulturkreis, in der diese Frisur Tradition hat.

    Allerdings ist sie weiß und kommt aus Bad Pyrmont. Und für jemanden aus der niedersächsischen Provinz gehen Dreadlocks nun mal gar nicht. Sagt Fridays for Future und stellt der Sängerin anheim, die Haare abzuschneiden, sollte sie doch noch auftreten wollen.

    Dazu muss man wissen.: Die Sache hat einen ernsthaften Hintergrund. Es geht darum, ob wir Symbole anderer Kulturen einfach so kopieren, uns zu eigen machen dürfen. Die entscheidende Frage lautet: Ist das respektlos oder sogar eine Verhöhnung, erst recht dann, wenn diese Symbole für einen Kampf gegen Unterdrückung stehen, den wir nie zu kämpfen hatten?

    Die Unterstellung von Fridays for Future gegen Ronja Maltzahn ist absurd

    Diese These ist schon an sich fragwürdig für eine Multi-Kulti-Bewegung, die propagiert, dass es keine Rolle spielen darf, woher man kommt, wie man aussieht, woran man glaubt, ob man reich ist oder arm, schwarz oder weiß. Im speziellen Fall von Ronja Maltzahn ist die Unterstellung der "kulturellen Aneignung" noch absurder.

    Die Musikerin, die mit der Absage sehr souverän umgeht, macht sich über niemanden lustig, sie beleidigt niemanden. Genauso wenig übrigens wie Kinder, die Cowboy und Indianer spielen. Im Gegenteil. Sie wollte bei der Veranstaltung ein Zeichen für Frieden setzen – und gegen Diskriminierung.

    Die Musikerin kämpft gegen Diskriminierung und wird nun selbst diskriminiert

    Nach eigener Aussage geht es der jungen Frau darum, "kultureller Vielfalt eine Bühne zu geben, sie wertzuschätzen und zu zelebrieren". Darf sie aber nicht. Weil ihre Frisur als Diskriminierung empfunden werden könnte, wird sie nun selbst diskriminiert. Was für eine Haarspalterei.

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