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Frankreich: Zoff in Südfrankreich: Rassismus-Alarm an der Côte d‘Azur

Frankreich

Zoff in Südfrankreich: Rassismus-Alarm an der Côte d‘Azur

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    Der Verein "SOS Racisme" hat auf Privatstränden in Südfrankreich Fälle von rassistischer Diskriminierung per Kamera aufgenommen.
    Der Verein "SOS Racisme" hat auf Privatstränden in Südfrankreich Fälle von rassistischer Diskriminierung per Kamera aufgenommen. Foto: Sebastien Nogier, dpa (Archivbild)

    Ein junges Pärchen kommt zum Empfang eines Hotels mit Restaurant und Privatstrand in Antibes und bittet um zwei Liegestühle. Alles sei voll, antwortet der Rezeptionist. „Es sieht leer aus, aber laut Plan sind wir komplett… Tut mir jedenfalls leid.“ Kurz danach möchte ein weiteres Paar zwei Plätze mieten. Wieder fällt die Antwort knapp aus. „Das ist nicht möglich.“ Bis nächsten Sonntag seien alle Stühle reserviert. Zwei Minuten später fragen zwei weitere junge Leute, ob es noch Strandstühle gebe und fügen hinzu, dass sie keine Reservierung haben. Ob sie Hotelgäste seien?, fragt diesmal eine Frau am Empfang. Als das Paar verneint, sagt die Angestellte, sie müsse kurz nachsehen. Dann bietet sie den beiden einen Platz an.

    Was unterscheidet die drei Paare voneinander? Beim ersten handelt es sich um zwei Schwarze, beim zweiten um Maghrebiner, das dritte ist weiß. Die Szenen wurden heimlich von der französischen Anti-Rassismus-Vereinigung „SOS Racisme“ per Handykamera aufgenommen, um zu beweisen, dass manche Einrichtungen an der Côte d‘Azur Diskriminierung betreiben. Nachdem von zwei von sechs getesteten Privatstränden in Antibes, das zwischen Cannes und Nizza liegt, nur das weiße Pärchen eingelassen wurde, will der Verein juristische Verfahren gegen deren Betreiber anstrengen.

    Rassistische Diskriminierung gebe es in Frankreich auch in den Ferien

    Seit den 90er Jahren greift „SOS Racisme“ auf solche Aktionen zurück. „Diese Tests sind wichtig, um dem Eindruck, gegen Rassismus könne man sowieso nichts tun, entgegenzuwirken“, sagt Projektleiterin Aurore Barbier. „Es gibt ganz konkrete juristische Mittel, um Einrichtungen und Unternehmen, die diskriminieren, verurteilen zu lassen.“ Ausgrenzung gebe es nicht nur bei der Job- oder Wohnungssuche, sondern auch in den Ferien: „In Frankreich im Jahr 2022 kann man als Schwarzer oder Araber nicht den Strand besuchen ohne das Damoklesschwert des Rassismus über dem Kopf“, klagt die Juristin.

    Bereits vorab hatte sie versucht, bei verschiedenen privaten Stränden Liegestühle zu reservieren. Je nach Familienname, den sie nannte, klappte dies, erzählt sie: „Bei einem afrikanisch klingendem Namen war alles voll. Ich habe nochmals angerufen und einen schön französischen Namen angegeben und seltsamerweise gab es noch Platz“, so Barbier. Man vermute, dass vor allem zu Hoch-Zeiten gefiltert werde. „SOS Racisme“ erwägt dem Präsidenten Dominique Sopo zufolge, gegen den französischen Staat wegen seiner „zu großen Toleranz“ gegenüber solch illegalen Verhaltensweisen vorzugehen: „Er sollte eingreifen, wenn es an Gleichbehandlung fehlt.“

    Durch die sozialen Medien steigt der Druck auf die Betreiber

    Auch durch die sozialen Netzwerke steigt der Druck auf Betreiber von Privatstränden, Restaurants, Bars und Diskotheken. Mitte Juli wurden eine schwarze Kanadierin und zwei Freundinnen trotz ihres eleganten Outfits und einer Reservierung nicht in das Pariser Restaurant „Manko“ bei der Champs-Élysées eingelassen, angeblich aufgrund ihrer Kleidung. Ein Video von der Szene, das sie mit ihrem Handy aufnahm und über das Netzwerk TikTok veröffentlichte, wurde mehr als 800.000 Mal geklickt. Im Hintergrund sind andere Gäste mit weißer Hautfarbe erkennbar, die ohne Probleme eintreten.

    Später entschuldigte sich das Restaurant und entließ den Türsteher, der wiederum öffentlich erklärte, er habe die Anweisung gehabt, „nicht zu viele Afrikaner“ einzulassen. „Meine erste Erfahrung von Rassismus im Restaurant Manko in Paris“, schrieb die Betroffene unter das Video. „Ich werde das hier so stehen lassen und mein Leben weiterführen.“

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