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Frankreich-Präsident: Macron wollte sich mit festem Händedruck bei Trump Respekt verschaffen

Frankreich-Präsident

Macron wollte sich mit festem Händedruck bei Trump Respekt verschaffen

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    Emmanuel Macron schüttelt fest
    Emmanuel Macron schüttelt fest Foto: AFP PHOTO / Mandel NGAN

    Bei seinem ersten Treffen mit US-Präsident Donald Trump hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit einem langen Händedruck Eindruck gemacht - nun hat er die Geste als bewusstes Zeichen der Standfestigkeit bezeichnet. "Mein Händeschütteln mit ihm war nicht arglos", sagte der erst seit zwei Wochen amtierende Macron der Wochenzeitung Journal du Dimanche. Eine Geste wie ein Händedruck sei zwar nicht "das A und O einer Politik, aber ein Moment der Wahrheit".

    Trump und Macron waren sich am Donnerstag am Randes des Nato-Gipfels in der US-Botschaft in Brüssel erstmals persönlich begegnet. Dabei hielt Macron Trumps Händedruck, der als besonders fest bekannt ist, mehr als fünf Sekunden lang stand und schaute dem rechtspopulistischen US-Präsidenten dabei die ganze Zeit in die Augen.

    Der belgische König Philippe l, US-Präsident Donald Trump M und der französische Präsident Emmanuel Macron nehmen in Brüssel an der Eröffnungszeremonie des neuen Nato-Hauptquartiers teil.
    Der belgische König Philippe l, US-Präsident Donald Trump M und der französische Präsident Emmanuel Macron nehmen in Brüssel an der Eröffnungszeremonie des neuen Nato-Hauptquartiers teil. Foto: Pool Christophe Licoppe/dpa

    Einige Beobachter werteten die Szene als Machtspiel unter Männern. Später an dem Tag setzte Macron erneut ein Zeichen, als er beim Nato-Gipfel zuerst Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Umarmung begrüßte, bevor er sich Trump zuwandte.

    Macron sagte in dem Interview, Trump ebenso wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und der russische Staatschef Wladimir Putin folgten "einer Logik der Beziehungen der Stärke, was mich nicht stört". Allerdings glaube er nicht "an eine Diplomatie der öffentlichen Beschimpfungen, sondern an meine bilateralen Gespräche".

    Dabei lasse er "nichts durchgehen, so verschafft man sich Respekt". "Man muss zeigen, dass man nicht die geringsten Zugeständnisse macht, seien sie auch nur symbolisch", hob Macron hervor.

    Emmanuel Macron im Porträt

    Emmanuel Macron ist der Senkrechtstarter der französischen Politik. Einige nennen ihn bereits den "französischen Kennedy".

    In seinem Lager entfacht der zierlich wirkende Mann Begeisterung. Schon vor der Wahl war von "Macromania" die Rede.

    Sein Wahlkampfbuch nannte er schlicht "Révolution".

    Erst vor einem Jahr gründete der frühere Wirtschaftsminister seine Bewegung "En Marche!" (Auf dem Weg).

    Einen klassischen Parteiapparat hat er bis heute nicht. Er spricht Menschen an, die eine Erneuerung wollen, aber Extreme ablehnen.

    Macron führt sein Wahlkampfteam wie ein Start-up-Unternehmen. Er will "neue Gesichter" in die Top-Etage der Macht bringen.

    Falls er gewinnt, soll ein erheblicher Teil der Minister seiner Regierung nicht aus der Politik kommen.

    Der 39-Jährige ist ein Europafreund. "Ich habe Europa im Herzen", lautet sein Motto.

    Das macht ihn zum prominentesten Widersacher der Rechtspopulistin Marine Le Pen, die die Europäische Union bekämpft und in ihrem Land den "neuen Franc" als Währung einführen will.

    Macron gab schon vor langer Zeit sein Parteibuch bei den Sozialisten ab. Er positioniert sich "weder rechts noch links".

    Im Wahlkampf bekannte er, Außenseiter zu sein. In der Tat wurde Macron noch nie in ein Amt gewählt.

    Der ehrgeizige Kandidat war bis 2012 gut bezahlter Investmentbanker bei Rothschild & Cie...

    ... Dann holte ihn der sozialistische Präsident François Hollande in den Élyséepalast. 2014 wurde er Wirtschaftsminister. 

    Macron ist seit 2007 mit der wesentlich älteren Französisch-Lehrerin Brigitte Macron (64) verheiratet, die er seit seiner Schulzeit in Amiens kennt.

    Sie organisiert im Wahlkampf und "coacht" ihren Mann. Das ungewöhnliche Paar könnte im Élyséepalast für richtigen Glamour sorgen.

    Trump hatte sich in den vergangenen Tagen in einigen zentralen Fragen unnachgiebig gegenüber den traditionellen Verbündeten der USA gezeigt. Macron hatte bei der Präsidentschaftswahl die Rechtspopulistin Marine Le Pen unter anderem mit einem europafreundlichen Kurs besiegt. Am Montag stand ein Treffen des 39-jährigen Staatschefs mit seinem russischen Kollegen Putin in Versailles auf dem Programm.

    Was Macron als Präsident plant

    Europa Macron strebt an, die Eurozone in einer engen Partnerschaft mit Deutschland zu reformieren. Die Eurozone mit 19 Ländern soll einen eigenen Haushalt, ein Parlament und einen Finanzminister bekommen. Diese Pläne sind zwar alles andere als neu, wurden aber bisher nicht in die Tat umgesetzt.

    Einwanderung Er will lokale Integrationsprogramme schaffen. Am aktuellen Flüchtlingskurs will er festhalten. Asylanträge sollen in höchstens sechs Monaten bearbeitet werden.

    Sicherheit Macron will 10.000 neue Polizisten einstellen und 15.000 Gefängnisplätze schaffen. Er plant, die Arbeit der Geheimdienste im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu bündeln.

    Verteidigung Der Mitte-Links-Politiker steht zur Nato. Er will die Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent der Wirtschaftskraft steigern.

    Atomkraft Macron steht zum Ziel, den Atomanteil am Strommix bis 2025 von 75 auf 50 Prozent zu senken, und zur Schließung von Fessenheim.

    Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik Der Ex-Wirtschaftsminister will das Land wettbewerbsfähiger machen, das Arbeitsrecht lockern, 120 000 Stellen im öffentlichen Dienst abbauen und in fünf Jahren 60 Milliarden Euro einsparen.

    AZ/dpa

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