Das französische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das homosexuellen Paaren künftig Heirat und Adoption erlauben soll. 329 Abgeordnete stimmten gestern für das Gesetz, 229 dagegen.
Fast 110 Stunden hatte die Nationalversammlung zuvor gestritten und diskutiert, an 24 Sitzungen in zehn Tagen, die oft bis zum Morgengrauen dauerten: eine Marathon-Debatte, die manche Parlamentarier nur mit Vitamin-C-Tabletten, Kaffee und Schoko-Croissants überstanden.
Nachdem Präsident François Hollande im Wahlkampf die „Ehe für alle“ versprochen hatte, konnte er auf die linke Mehrheit in der ersten Parlamentskammer bauen.
Mehrheit der Franzosen für das Recht gleichgeschlechtlicher Paare zur Ehe
Ab Anfang April beschäftigt sich der Senat als zweite Kammer damit. Dort brauchen die Sozialisten die Stimmen der Grünen, Kommunisten und radikalen Linken. Sollte das Gesetz auch diese Hürde nehmen und nicht noch der Verfassungsrat Einspruch einlegen, könnten sich bereits ab Sommer die ersten homosexuellen Paare in Frankreich das Jawort geben.
Doch nicht nur zwischen Abgeordneten provozierte die Frage des Rechts auf Ehe und Adoption für Schwule und Lesben heftige Streitgespräche. Hunderttausende gingen bei Demonstrationen, die Gegner wie Befürworter organisierten, auf die Straße.
Erstaunt blickte man Anfang Februar nach Großbritannien, wo das Unterhaus ohne vergleichbare Aufwallungen in der britischen Gesellschaft für das vom konservativen Premier David Cameron gewollte Gesetz für die Homo-Ehe votierte.
In Umfragen spricht sich zwar eine Mehrheit der Franzosen für das Recht gleichgeschlechtlicher Paare auf Heirat aus. Doch dank intensiver Medienarbeit und der Unterstützung vor allem der katholischen Kirche verschafften sich die Kritiker lautstark Gehör.
Vor allem die Frage der Adoption erhitzt die Gemüter
Die meisten Gegner des Vorhabens sagen, sie störten sich weniger an der Ehe von Homosexuellen mit mehr Rechten als bei der bisher möglichen eingetragenen Lebenspartnerschaft, sondern in erster Linie an der Möglichkeit, dann auch Kinder zu adoptieren, meist die Kinder des Partners aus einer vorhergehenden heterosexuellen Beziehung.
4999 Änderungsanträge hatte die Opposition in die Parlamentsdebatte eingebracht. Er sei traurig über eine Aufweichung der Institution Ehe, um den Kinderwunsch Erwachsener zum Nachteil der Rechte von Kindern zu befriedigen, sagte der Vorsitzende der Parlamentariergruppe der bürgerlich-konservativen UMP, Christian Jacob.