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Frankreich: Macron und Le Pen gehen in Stichwahl: Frankreich steht vor einem Déjà-vu

Frankreich

Macron und Le Pen gehen in Stichwahl: Frankreich steht vor einem Déjà-vu

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    Hofft auf eine weitere Amtszeit: Emmanuel Macron.
    Hofft auf eine weitere Amtszeit: Emmanuel Macron. Foto: Thibault Camus, AP/dpa

    Der Sieger lässt sich Zeit. Die meisten seiner Gegnerinnen und Gegner bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl haben längst zu ihren Anhängern gesprochen, als Emmanuel Macron endlich zu seiner eigenen Wahlparty stößt. „Ihr könnt auf mich zählen, ein Projekt des Fortschritts, der Öffnung und französischen und europäischen Unabhängigkeit zu tragen“, ruft der 44-Jährige von der Bühne aus. „Euer Vertrauen ehrt mich und verpflichtet mich.“

    28,5 Prozent hat er erhalten und liegt damit deutlich vor der Rechtspopulistin Marine Le Pen mit rund 24 Prozent, die ebenfalls in die Stichwahl am 24. April einzieht. Den dritten Platz erreichte der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon mit rund 21 Prozent. Die Stimmenthaltung war mit 27 Prozent hoch. Für die zweite Runde steht damit dasselbe Duell wie 2017 an – ob es denselben Ausgang gibt, bleibt freilich ungewiss. „Und eins, und zwei, und fünf Jahre mehr“, skandieren Macrons Anhänger dennoch an diesem Sonntagabend.

    Wahlen in Frankreich: Le Pen hat im Vergleich zu 2017 zugelegt

    An der anderen Seite von Paris, bei Le Pens Wahlfeier, zeigen sich deren Fans ebenso siegessicher. „On va gagner“, „Wir werden siegen“, singen sie, so wie es sonst französische Fußballfans im Stadion tun. Kämpferisch wirkt die 53-Jährige, die sich in diesem Wahlkampf stark um ein seriöses Auftreten bemüht hat.

    Die Wählerinnen und Wähler stünden vor einer „fundamentalen Entscheidung“, sagt Le Pen: „Von eurer Stimme wird der Platz abhängen, den wir in unserer Gesellschaft den Menschen gegenüber der Macht des Geldes geben wollen.“ Wie schon im Wahlkampf spricht sie wenig über das Thema, das eigentlich den Kern ihres Programms darstellt: Die strikte Bekämpfung der Einwanderung und systematische Bevorzugung der französischer Bürgerinnen und Bürger gegenüber Ausländern.

    Im Vergleich zur letzten Wahl hat die Rechtsextreme deutlich zugelegt. Le Pen kann eine Verbesserung seit 2017 verzeichnen, als sie in der ersten Runde 21,3 Prozent und in der Stichwahl gegen Macron 34 Prozent erreichte. „Sie befindet sich heute klar auf einem höheren Niveau als vor fünf Jahren“, sagte der Politologe Jérôme Fourquet vom französischen Meinungsforschungsinstitut IFOP noch vor der ersten Runde.

    Selbe Stichwahl wie vor fünf Jahren: Macron gegen Le Pen

    Bei der Stichwahl könnten viele Linkswähler zuhause bleiben, anstatt wie 2017 für Macron zu stimmen. Denn diese Wählergruppe hat er stark enttäuscht. Allerdings gab Mélenchon bereits eine zumindest indirekte Wahlempfehlung aus. „Man darf Frau Le Pen auch nicht eine einzige Stimme geben“, rief er.

    Le Pens Bemühungen um eine „Entteufelung“ ihrer Parteierhielten laut Fourquet einen „Beschleuniger“ in Gestalt des Ultrarechten Éric Zemmour, der letztlich nur sieben Prozent erreichte. Neben dem früheren Journalisten, der vor einem „Bürgerkrieg“ durch Einwanderer warnte, wirkte die Tochter des Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen plötzlich professioneller und weniger radikal – bei einem sehr ähnlichen Programm.

    Indem sie Maßnahmen für die Kaufkraft, etwa eine niedrige Mehrwertsteuer auf Energie, versprach, traf sie einen Nerv. Als einer der wenigen Kandidaten rief Zemmour zur Wahl Le Pens auf, während sich der grüne Spitzenkandidat Yannick Jadot wie auch die Republikanerin Valérie Pécresse und weitere Konservative für Macron aussprachen.

    Grüne und einstige Volksparteien als Verlierer der Präsidentschaftswahl

    Die französischen Grünen konnten ihre jüngsten Erfolge bei kommunalen und Europawahlen nicht wiederholen und blieben mit 4,4 Prozent unter den eigenen Erwartungen zurück, obwohl die Französinnen und Franzosen Umwelt- und Klimathemen als äußerst wichtig erachten. Besonders bitter ist der Wahlausgang für die einstmals stolzen Volksparteien Frankreichs. Fünf Jahre nach Macrons Sieg hat er diese dauerhaft geschwächt, indem er sich als starke Kraft in der Mitte etablierte.

    Die Sozialistin Anne Hidalgo fiel mit 1,9 Prozent sogar hinter den kommunistischen Kandidaten Fabien Roussel mit 2,6 Prozent zurück. Ihre Vorschläge wie jener einer Erhöhung der Gehälter verhallten weitgehend ungehört. Schwer enttäuschte auch die republikanische Kandidatin Valérie Pécresse mit fünf Prozent, die einerseits Anleihen bei Macrons Reform-Programm nahm, andererseits bei den Rechtsextremen mit Themen wie der inneren Sicherheit und der Identität. Nicht einmal Ex-Präsident Nicolas Sarkozy sprach sich öffentlich für sie aus. Es wird davon ausgegangen, dass er in den kommenden Tagen eine Wahlempfehlung für Macron abgibt.

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