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Frankreich: Islamistischer Terrorist tötet deutschen Paris-Urlauber

Frankreich

Islamistischer Terrorist tötet deutschen Paris-Urlauber

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    Deutscher bei mutmaßlicher Terror-Attacke in Paris getötet.
    Deutscher bei mutmaßlicher Terror-Attacke in Paris getötet. Foto: Christophe Ena, dpa

    Der Mann ganz in Schwarz trippelt nervös einige Schritte zurück und macht bedrohliche Gesten mit einem Hammer in seiner Hand hin zu Polizisten, die ihre Schusswaffen auf ihn richten. Es ist Nacht, die Straßenlaternen scheinen hell in der schicken Rue de Grenelle in der Nähe des Eiffelturms. Die Videoaufnahme wurde kurz vor der Festnahme des 26-jährigen Mannes am Samstagabend gemacht, nachdem dieser mit einem Messer einen deutschen Touristen getötet und zwei weitere Menschen mit seinem Hammer verletzt hatte. 

    Zeugen zufolge schrie er „Allahu akbar“, „Gott ist groß“. Einmal mehr wird Paris von einer islamistischen Terror-Attacke. Der im Jahr 1999 auf den Philippinen geborene Deutsche, der als Krankenpfleger arbeitete, war zu Besuch in der französischen Hauptstadt und mit seiner Freundin in der bei Touristen beliebten Gegend unterwegs. Nach der Messerattacke erlitt er einen Herzstillstand. Alle Versuche, ihn wiederzubeleben, seien vergeblich gewesen, sagte der Notarzt Patrick Pelloux. „Wir haben es leider nicht geschafft, seine Verletzungen waren zu schwer.“

    Der Terrorist saß wegen eines geplanten Attentats im Gefängnis

    Seine Begleiterin „blieb körperlich unversehrt, aber sie ist extrem schockiert“, berichtete der französische Innenminister Gérald Darmanin. Er lobte das beherzte Eingreifen eines Taxifahrers, der den Täter vertrieben habe. Dieser floh über die Brücke auf die andere Seite der Seine, wo er einen Franzosen und einen weiteren ausländischen Urlauber angriff. Einen von ihnen verletzte er am Auge. Der Angreifer, Armand R., konnte von der Polizei mithilfe einer Elektroschockpistole festgenommen werden. Laut seines Geständnisses soll der Täter gesagt haben, dass er es darauf angelegt habe von der Polizei erschossen zu werden. Ersten Erkenntnissen zufolge handelte der Mann allein, war aber über Facebook mit bekannten Terroristen verbunden.

    Der Täter hat die französische Nationalität, er wurde 1997 als Sohn iranischer Eltern geboren, bei denen er in einer Pariser Vorstadt lebte. Den Sicherheitsbehörden ist er seit Jahren wegen islamistischer Radikalisierung bekannt. 2016 wurde er aufgrund eines geplanten Attentats auf das Pariser Geschäftsviertel La Défense festgenommen und zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, von denen eines auf Bewährung ausgesetzt war. 2020 kam er unter Auflagen frei.

    Sein Motiv soll der Nahost-Krieg gewesen sein

    Im Gefängnis und auch nach seiner Entlassung wurde er wegen psychischer Störungen behandelt, soll aber im Sommer 2022 aufgehört haben, seine Medikamente einzunehmen. Es heißt, er habe eine „sehr beeinflussbare, instabile Persönlichkeit“. Sein Name befand sich auf der Gefährderdatei und er stand weiterhin unter Beobachtung. Der Chef des rechtsextremen Rassemblement National, Jordan Bardella, empörte sich darüber, dass der Mann „an einem Samstagabend frei und bewaffnet in den Straßen von Paris spazieren gehen konnte“.

    Kurz vor seiner mörderischen Attacke hatte der Täter offenbar ein Video in den sozialen Netzwerken veröffentlicht, dessen Echtheit zunächst noch geprüft wurde. Sein Gesicht verdeckte er darin fast völlig mit einer Mütze, einer dunklen Sonnenbrille und einem Corona-Mundschutz, unter dem ein wallender, schwarzer Bart hervorragte. Sein Handeln stellte er darin als Reaktion auf „die Ermordung unschuldiger Muslime“ dar. Nach seiner Verhaftung erklärte der Mann Innenminister Darmanin zufolge, dass er „nicht mehr ertragen konnte, dass Muslime in Afghanistan und in Palästina sterben“ und nahm dabei auch Bezug auf den Nahost-Krieg. Präsident Emmanuel Macron drückte sein Mitgefühl für die Angehörigen des Getöteten und die Verletzten aus.

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