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Fraktionsvorsitzende: Sahra Wagenknecht war die Radikale in der Linkspartei

Fraktionsvorsitzende

Sahra Wagenknecht war die Radikale in der Linkspartei

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    Sahra Wagenknecht will sich aus der Linkspartei zurückziehen. Das kündigte sie just 20 Jahre nach dem Rückzug ihres Mannes an.
    Sahra Wagenknecht will sich aus der Linkspartei zurückziehen. Das kündigte sie just 20 Jahre nach dem Rückzug ihres Mannes an. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Wetten, dass? Wer Menschen auf der Straße nach einem Politiker der Linkspartei fragt, der wird in acht von zehn Antworten den Namen einer Frau zu hören bekommen: Sahra Wagenknecht. Sie ist nicht nur das Gesicht einer Partei, sie ist auch eine der schillerndsten Politikerinnen, die Deutschland derzeit hat.

    Wie Sahra Wagenknecht sich in Politik und Gesellschaft Gehör verschaffte

    Strenge Frisur, feine Gesichtszüge, scharfe Kommentare – Wagenknecht schafft es, auch in jenen Kreisen für eine gewisse Faszination zu sorgen, die mit ihrer Politik nur wenig anfangen können. Die Unnahbare wird sie genannt. Fast schon paradox: Ihr Talent, mit ihren Reden ganze Hallen für sich einzunehmen, machte sie zugleich zu einer der häufigsten Talkshow-Gäste.

    Und noch etwas muss man der 49-Jährigen lassen: Sie hat ein Gespür für den perfekten Zeitpunkt. Exakt 20 Jahre, nachdem ihr Mann Oskar Lafontaine seine Ämter bei der SPD abgab, verkündete sie ihren Rückzug von der Spitze der Linken. Gesundheitliche Probleme aufgrund von Stress und Überlastung sind laut Wagenknecht der Grund dafür.

    Aber es dürfte auch der Machtkampf in den eigenen Reihen sein, der sie so viel Kraft gekostet hat. Denn während die Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger die Linke salonfähig, sprich: koalitionsfähig machen wollen, scheute sich Sarah Wagenknecht nie vor einer gehörigen Portion Populismus: Sie biederte sich bei den französischen Gelbwesten an, gründete die linke Bewegung „Aufstehen“ und machte mit ihren Äußerungen zur Flüchtlingspolitik bisweilen fast der AfD Konkurrenz. Die Partei schäumte und träumte schon vom Putsch. Doch den Mund verbieten ließ sich Wagenknecht noch nie.

    Rückzug aus der Linkspartei; Was Sahra Wagenknecht jetzt tun will

    Die 49-Jährige aus Jena, Tochter einer Deutschen und eines Iraners, eckte schon als junge Frau in der DDR an und durfte nicht studieren. Nach der Wende holte sie das unter anderem in Groningen nach.

    Als Volkswirtin erwarb sie den Doktortitel und setzte sich fortan für ein anderes wirtschaftliches System in Deutschland ein. „Die DDR war mein Land, ich wollte sie anders, ich wollte sie besser, aber ich wollte nicht, dass sie kaputtgeht“, erklärte sie in einem Interview im Jahr 1995. Lange war sie Wortführerin der „Kommunistischen Plattform“, lässt ihre Mitgliedschaft ruhen, als ihr der Aufstieg an die Parteispitze gelingt. In die politische Mitte gerückt ist die Thüringerin deshalb aber nie.

    Und das wird sie wohl auch in Zukunft nicht: „Ich bleibe ein politischer Mensch“, betonte sie. Sie wolle auch wieder mehr schreiben und Bücher rausbringen – auch das sei ja ein politisches Statement. Es sei ihr ein Bedürfnis, in Diskussionen eingreifen zu können. Ob das als Drohung oder als Versprechen aufgefasst wird, bleibt der Partei überlassen. Abstrampeln wird sich Wagenknecht künftig aber nur noch auf dem Fahrrad. Mit ihrem Mann unternimmt sie lange Touren – Standard seien 100 Kilometer, aber es dürfen auch mal 150 sein.

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