Mehr als 73 Millionen Menschen in Deutschland sind in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert - also bei einer AOK, einer Ersatzkasse, einer Betriebskrankenkasse, einer Innungskasse, der Knappschaft Bahn-See oder in der Krankenversicherung der Landwirte. Im vergangenen Jahr gaben die mehr als 90 Kassen rund 306 Milliarden Euro für die medizinische Versorgung ihrer Mitglieder, Prävention und Verwaltung aus, das sind zwei Milliarden Euro mehr, als sie eingenommen haben. Auch deshalb drohen nun kräftige Beitragserhöhungen von durchschnittlich 0,8 Prozentpunkten. Wie aber finanzieren sich die Kassen überhaupt?
Die Beiträge: Zurzeit liegt der allgemeine Beitragssatz bei 14,6 Prozent. Die eine Hälfte trägt der Arbeitnehmer, die andere Hälfte der Arbeitgeber. Dazu kommen je nach Kasse noch zusätzliche Beiträge, die sich Betrieb und Beschäftigter ebenfalls teilen. Sie liegen zwischen 0,7 Prozent bei der Betriebskrankenkasse des Maschinenbauers Groz-Beckert und 3,28 Prozent bei der Kaufmännischen Krankenkasse KKH. Im bundesweiten Schnitt beträgt der Zusatzbeitrag heute 1,7 Prozent. Im kommenden Jahr werden es nach Berechnungen des sogenannten Schätzerkreises vermutlich 2,5 Prozent sein.
Der Bundeszuschuss: Nach einer zwischenzeitlichen Absenkung erhält die gesetzliche Krankenversicherung seit 2017 wieder jedes Jahr 14,5 Milliarden Euro aus dem Steuertopf. In der Corona-Pandemie wurde dieser Bundeszuschuss massiv aufgestockt, im Jahr 2022 sogar auf 28,5 Milliarden Euro. Selbst im vergangenen Jahr gab es noch einmal zwei Milliarden Euro zusätzlich. Mit dem Steuerzuschuss werden versicherungsfremde Leistungen wie die beitragsfreie Mitversicherung von Ehepartnern und Kindern oder Leistungen für Schwangerschaft und Mutterschaft abgegolten. Die Mitglieder der privaten Krankenkassen subventionieren diese Leistungen nach Berechnungen des Forschungsinstitutes RWI über ihre Steuern zu rund einem Fünftel mit.
Der Gesundheitsfonds: In diesen 2009 geschaffenen Topf fließen alle Beitragseinnahmen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die Steuerzuschüsse des Bundes und andere Leistungen wie die Beiträge der Bundesagentur für Arbeit für die Krankenversicherung von Erwerbslosen oder die der Rentenversicherung für die Rentner. Aus dem Fonds erhalten die einzelnen Krankenkassen dann ihr Geld - eine Art Grundpauschale für jeden Versicherten sowie Zu- und Abschläge, die vom Alter, dem Geschlecht oder den Erkrankungen der Mitglieder abhängen. Kassen mit älteren und kränkeren Versicherten erhalten also mehr Mittel als Krankenkassen mit einer Vielzahl an jungen und gesunden Versicherten. So wird sichergestellt, dass Kassen nicht dadurch benachteiligt werden, dass sie viele chronisch Kranke oder Mitglieder mit niedrigem Einkommen und geringen Beitragszahlungen versichern.
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