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Was bedeutet der Wahlsieg von Trump für Deutschland?

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    Das politische Berlin reagiert verhalten auf den Wahlsieg von Donald Trump. (Symbolbild)
    Das politische Berlin reagiert verhalten auf den Wahlsieg von Donald Trump. (Symbolbild) Foto: Wolfgang Kumm (dpa)

    Donald Trump ist ein Mann mit deutschen Wurzeln – aber einer mit wenig Freunden in der Heimat seines Großvaters. Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat ihn im Sommer einen „Hassprediger“ genannt. Der CDU-Mann Norbert Röttgen hielt ihn noch einen Tag vor der Wahl für „völlig ungeeignet“. Nun allerdings muss Deutschland sehen, wie es mit dem neuen US-Präsidenten zurechtkommt.

    Berlin am Tag danach. „Das war schon ein schwerer Schock“, sagt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Bundeskanzlerin Angela Merkel bietet Trump zwar wenig später eine enge Zusammenarbeit an, klingt dabei aber, als müsse sie dem Nachfolger von Barack Obama erst einmal eine Vorlesung über westliche Werte halten: Demokratie, Freiheit, der Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung.

    Steinmeier gratuliert Donald Trump nicht einmal

    Steinmeier gratuliert dem Wahlsieger nicht einmal, wie es ansonsten unter befreundeten Staaten gut geübte Praxis ist. „Nichts wird einfacher“, prophezeit er. „Vieles schwieriger.“

    Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Bundestages, trägt an diesem Vormittag Schwarz – aber das ist vermutlich nur Zufall. „Ich mache mir große Sorgen, wie es jetzt weitergeht“, sagt die Grüne im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich frage mich, was es für die Welt bedeutet, wenn man befürchten muss, dass der künftige US-Präsident Wladimir Putin freie Hand gibt, das Abkommen mit dem Iran aufkündigt und die Klimaverpflichtungen der USA aufkündigt.“ Sie ahnt: „Es würde die Welt unsicherer machen.“

    Trumps nachsichtige Art im Umgang mit Russland, seine scharfe Kritik an Angela Merkels Flüchtlingspolitik und seine ausgeprägte Neigung zum Protektionismus sind seit langem bekannt – nun aber, da er tatsächlich gewählt ist, wird all das politische Realität. „Uns stehen wilde Zeiten bevor“, unkt SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann. Wie in vielen anderen Hauptstädten weiß auch in Berlin niemand so genau, was bei Trump nur Wahlkampfgetöse war und was er wirklich so meint, wie er es sagt.

    Trump wird wohl mehr Engagement von anderen Nato-Ländern verlangen

    Als einigermaßen gesichert gilt lediglich, dass er von den anderen Nato-Ländern in den Krisenregionen der Welt mehr Engagement verlangt, auch militärisch, und dass die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP nun noch schwieriger werden, wenn sie nicht gleich ganz scheitern. Erschwerend kommt hinzu, dass niemand in Berlin einen direkten Draht ins Trump-Lager hat. Was treibt ihn an? Wie stellt er sich das künftige Miteinander vor? „Ich hoffe, dass ihn die Administration ein wenig einhegen wird“, sagt ein SPD-Minister. „Und ich fürchte, dass wir alles, was wir jetzt in den USA erleben, in zehn Jahren auch in Deutschland erleben.“

    Einer der wenigen, die nicht so pessimistisch argumentieren, ist ausgerechnet der Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen, der CDU-Abgeordnete Jürgen Hardt. „Wir sollten dem amerikanischen Präsidenten die Hand reichen“, empfiehlt er. „Das Rüpelhafte war sein Mittel, um an die Macht zu kommen.“ Hardt ist sich sicher: Trump werde nicht alles über Bord werfen, was frühere Präsidenten über Jahrzehnte aufgebaut hätten.

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