Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Finanzen: So viel Geld bringen Ihnen die Steuerentlastungen 2023

Finanzen

So viel Geld bringen Ihnen die Steuerentlastungen 2023

    • |
    Will kein Inflationsgewinner sein: Christian Lindner.
    Will kein Inflationsgewinner sein: Christian Lindner. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Der Strom wird teurer, das Gas sowieso, der Beitrag zur Arbeitslosenkasse steigt und der Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung gleich mit. Im Gegenzug allerdings entlastet die Bundesregierung Beschäftigte und Familien auch mit einer Erhöhung des Kindergeldes und Steuernachlässen im Umfang von rund 45 Milliarden Euro in den kommenden beiden Jahren.

    Was das in Euro und Cent bedeutet, hat der Finanzwissenschaftler Frank Hechtner von der Universität Erlangen-Nürnberg ausgerechnet. Auf Basis seiner Zahlen sähen die Entlastungen für eine Familie, die höheren Sozialabgaben bereits mit eingerechnet, im nächsten Jahr in etwa so aus:

    Familien, Alleinerziehende, Singles: So viel bringen die Steuerentlastungen

    • Alleinverdiener, zwei Kinder: In diesem Fall würde sich die Familie bei einem Monatslohn von 3000 Euro brutto nach aktuellem Stand 994 Euro an Steuern sparen. Bei einem Einkommen von 3500 Euro wären es 1099 Euro und bei einem Gehalt von 4000 Euro läge die Entlastung bei 1132 Euro jährlich.Doppelverdiener, zwei Kinder: Verdient, zum Beispiel, der Vater 3500 Euro im Monat und die Mutter 2000 Euro, betrüge ihre gemeinsame Steuerentlastung 1251 Euro im Jahr. Bei Gehältern von jeweils 3000 Euro würde unser Beispielpaar 1304 Euro weniger an Steuern bezahlen. Hat ein Partner ein deutlich höheres Einkommen als der andere, also beispielsweise 5000 Euro und 1000 Euro, läge die Ersparnis dank des Ehegattensplittings bei 1671 Euro. Bei 6000 und 1000 Euro wären es 1781 Euro.

    Für Alleinerziehende und Singles ohne Kinder kommt Hechtner zu folgenden Ergebnissen:

    • Alleinerziehende, ein Kind: Sie würde bei einem Einkommen von 2000 Euro um 517 Euro jährlich entlastet und bei einem Einkommen von 3000 Euro um 615 Euro. Bei einem Gehalt von 4000 Euro hätte sie netto 730 Euro mehr.Single, kinderlos: Hier fallen die Entlastungen geringer aus. Mit einem Einkommen von 3000 Euro würde er sich 279 Euro im Jahr an Steuern sparen, bei einem Gehalt von 4000 Euro wären es 406 Euro.

    Ein Teil der Entlastungen allerdings ist nicht das Ergebnis einer mitfühlenden Finanzpolitik, sondern gesetzlich vorgeschrieben. So steigt der Grundfreibetrag, der das Existenzminimum absichert und bis zu dem keine Steuern anfallen dürfen, um 561 auf 10908 Euro. Analog dazu erhöht sich der Kinderfreibetrag um 140 auf 8688 Euro pro Jahr. Das Kindergeld hat die Koalition etwas höher angehoben als zunächst geplant. Es beträgt ab Januar nicht mehr 219, sondern 250 Euro pro Monat.

    Lindner: Der Staat darf nicht zum Gewinner der Inflation werden

    Gleichzeitig entschärft die Ampel die kalte Progression in der Einkommensteuer – eine Art schleichende Steuererhöhung, die immer dann einsetzt, wenn eine Gehaltserhöhung komplett durch die Inflation aufgezehrt wird, aber dennoch zu einer höheren Besteuerung führt. Das heißt: Obwohl das Gehalt gestiegen ist, hat der Arbeitnehmer real weniger Geld in der Tasche. „Der Staat darf nicht zum Gewinner der Inflation werden“, sagt Finanzminister Christian Lindner (FDP). Andernfalls würde die Bundesregierung einer heimlichen Steuererhöhung durch Unterlassung den Weg ebnen. 

    Reiner Holznagel, der Präsident des Bundes der Steuerzahler, sieht das ähnlich, hätte sich aber etwas mehr Mut beim Vollzug gewünscht. „Bei der aktuellen Rekordinflation wäre es eine Posse gewesen, wenn gerade jetzt der Abbau der kalten Progression ausgebremst worden wäre“, betonte er gegenüber unserer Redaktion. „Streng genommen müsste der Abbau sogar noch umfassender erfolgen“. Außerdem plädiert Holznagel für einen „Tarif auf Rädern“ bei der Einkommensteuer, nach dem die Steuertabellen bei der Einkommenssteuer regelmäßig an die Inflation angepasst werden. „Genau das ist gerade im Nachbarland Österreich parlamentarisch besiegelt worden“, sagt er. Und in der Schweiz habe der „Tarif auf Rädern“ sogar Verfassungsrang. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden