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Finanzaffäre: Der Fall Sturgeon: Ist Schottlands Unabhängigkeitsbewegung am Ende?

Finanzaffäre

Der Fall Sturgeon: Ist Schottlands Unabhängigkeitsbewegung am Ende?

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    Nicola Sturgeon, ehemalige Vorsitzende der Scottish National Party (SNP) ist im Zuge von Ermittlungen zu finanziellen Ungereimtheiten in ihrer Partei vorübergehend festgenommen worden.
    Nicola Sturgeon, ehemalige Vorsitzende der Scottish National Party (SNP) ist im Zuge von Ermittlungen zu finanziellen Ungereimtheiten in ihrer Partei vorübergehend festgenommen worden. Foto: Jane Barlow, PA Wire, dpa (Archivbild)

    Nicht einmal drei Monate ist es her, dass Nicola Sturgeon ihren Posten als Regierungschefin in Schottland aufgab, aus persönlichen Gründen, wie sie betonte. Viele Parteikollegen in der „Scottish National Party“ (SNP) reagierten damals enttäuscht auf ihren Rücktritt, trotz erster Vorwürfe wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten gegen ihren Mann Peter Murrell. Schließlich war sie es, die die Partei durch ihr großes politisches Talent in ihrer mehr als acht Jahre andauernden Amtszeit zusammengehalten hat. Die überzeugte Europäerin galt als unangefochtene Anführerin der Partei und der Unabhängigkeitsbewegung, die SNP als mächtigste politische Kraft in dem nördlichen Landesteil. 

    Seitdem ist viel passiert und die 52-Jährige gemeinsam mit ihrer Partei tief gefallen. Den bisherigen Höhepunkt erreichte der Skandal am Sonntagmorgen, als Sturgeon von der Polizei festgenommen und rund sieben Stunden lang befragt wurde. Bei den seit 2021 laufenden Ermittlungen geht es um eine mögliche Zweckentfremdung von Spenden für ein zweites Unabhängigkeitsreferendum in Höhe von knapp 667.000 Pfund (rund 780.000 Euro). Bereits im April waren erst Sturgeons Ehemann Peter Murrell und dann auch SNP-Schatzmeister Colin Beattie festgenommen worden. Wie Sturgeon kamen sie später wieder frei, ohne dass eine Anklage gegen sie erhoben wurde.

    Sturgeon beteuerte erneut ihre Unschuld

    Sturgeon beteuerte am Sonntagabend in einer Erklärung erneut ihre Unschuld. Sie werde sich nun ein oder zwei Tage Zeit nehmen, um die Festnahme zu verarbeiten, habe aber vor, bald wieder als Abgeordnete im Parlament zu sein, um ihre Wähler in Glasgow Southside zu vertreten. Innerhalb der Partei werden jetzt jedoch Rufe laut, sie von ihrem Amt zu suspendieren, bis die Ermittlungen beendet sind. 

    Für viele Parteimitglieder und Bürger ist es unvorstellbar, dass eine Frau, der sie jahrzehntelang vertraut und die sie bewundert haben, jetzt in Ermittlungen zu einer Straftat verwickelt ist. Weil ihr Nachfolger, Humza Yousaf, Kontinuität versprach, leiden er und seine Partei jetzt erst recht unter dem langen Schatten Sturgeons. Dabei sind viele Fragen offen: Warum etwa schaffte die SNP etwa ein Wohnmobil im Wert von umgerechnet rund 120.000 Euro an, das ungenutzt vor dem Haus der Schwiegermutter der früheren Regierungschefin stand?

    Ein Polizeiwagen fährt am Sonntag am Haus der ehemaligen schottischen Regierungschefin Sturgeon in Glasgow vorbei. Sieben Stunden wurde die Ex-Regierungschefin von der Polizei befragt.
    Ein Polizeiwagen fährt am Sonntag am Haus der ehemaligen schottischen Regierungschefin Sturgeon in Glasgow vorbei. Sieben Stunden wurde die Ex-Regierungschefin von der Polizei befragt. Foto: Jane Barlow, PA Wire, dpa

    Die „Scottish Labour Party“, die sich gegen ein erneutes Referendum ausspricht, wittert angesichts des Skandals Morgenluft. Sie hofft auf einen Wiederaufstieg bei den nächsten regionalen Wahlen, die im Jahr 2026 stattfinden sollen. In Umfragen holt Labour auf. Das dürfte auch Folgen für die kommende britische Parlamentswahl haben, die spätestens im Januar 2025 stattfindet. 59 Sitze für London werden in Schottland vergeben. Zuletzt holte Labour nur einen, die SNP aber 48. Kann Labour der Nationalpartei einige Wahlkreise abnehmen, würde dies Oppositionschef Keir Starmer den Einzug in die Downing Street Nummer 10 womöglich vereinfachen. Ein Erfolg von Labour bei den Regionalwahlen ist in Schottland jedoch alles andere als ausgemacht. Schließlich liegt die SNP dort in der Gunst der Wähler noch immer vorn. 

    Auf landesweiter Ebene hat die SNP jedoch womöglich noch einen Trumpf in der Hand: In Westminster ist sie die drittgrößte Partei im Unterhaus. Für den Fall, dass bei der nächsten landesweiten Wahl keine Partei eine Mehrheit erreicht, könnte sie sich bereit erklären, eine Regierung etwa unter Labour zu unterstützen, im Austausch für die Zustimmung zu einem erneuten Referendum. 

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