Ganz am Schluss schaltet Barack Obamas Gesichtsausdruck verräterisch um: vom präsidiabel souveränen Politiker auf einen kurz angebundenen Geschäftsmann. Es ist Markus Lanz zu verdanken, dass er die Kameras jeden Moment der kostbaren gewährten 30 Minuten aufzeichnen lässt, auch als der ZDF-Talkshowkönig so nervös wirkt wie damals, als er sich kurz zu „Wetten dass..?!“ als Gastgeber verirrt hatte. Und so wirkte Obamas Audienz zum Erscheinen seiner neuen Autobiografie im leer geräumten Hotel-Konferenzraum recht unglamourös.
Solche Interviews nennt man "Junkets"
Wenig respektvoll nennt man unter Medienleuten solche aneinandergereihten Interviews zum Bewerben von Filmen oder Büchern „Junkets“, was ein wenig nach Ramsch klingt. Mit seinem dokumentarischen Ansatz machte Lanz das Beste draus: Mit Untertiteln durften Obama und seine von großen Reden geprägte sonore Stimme volles Charisma entfalten.
Perfekt vorbereitet lenkte Lanz den 59-Jährigen durch interessante Stellen des Buchs und versuchte, ihn als kritischer Nachfrager zu bedrängen. Etwa, ob Obama die heimtückischen Drohnenangriffe auf Terroristen samt vieler getöteter Unbeteiligter schlaflose Nächte bereiteten.
Der verneinte das zwar, obwohl er die Last der Verantwortung als enorm empfand. Er gestand aber, dass er als Präsident gelernt habe, dass es in diesem Amt keine einzige perfekte Entscheidung gebe. Oft liege die Wahrscheinlichkeit auf positive Wirkung bei nur 55 Prozent.
Eine Liebeserklärung an Angela Merkel
Hängen bleibt auch Obamas Lob für die Kanzlerin, die ganz Europa lenke: „Angela Merkel ist eine meiner Lieblingspartnerinnen auf der Weltbühne.“ Überhaupt schätze er an Frauen, dass sie nicht vom Ego getrieben seien, sondern einfach die Dinge geregelt bekämen.
Über tausend Seiten hat „Ein verheißenes Land“, der erste Teil von Obamas Memoiren. Laut US-Medien ist das Buch Teil eines 65-Millionen-Dollar-Vertrags mit der Bertelsmann-Tochter Penguin.
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