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Fachkräftemangel: Freiwillige Rente - arbeiten bis 70?

Fachkräftemangel

Freiwillige Rente - arbeiten bis 70?

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    Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Wiese bringt die freiwillige Rente mit 70 ins Spiel.
    Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Wiese bringt die freiwillige Rente mit 70 ins Spiel. Foto: Jens Büttner/Illustration (dpa)

    Als Rezept gegen den Mangel an Fachkräften empfiehlt die Bundesagentur für Arbeit eine freiwillige Rente mit 70. „Das wäre gut für den Arbeitsmarkt“, betonte der Präsident der Behörde, Frank-Jürgen Weise. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft geht in besonders betroffenen Branchen wie dem Gesundheitswesen, dem Bau oder in der Verkehrswirtschaft in den nächsten 15 Jahren nahezu jeder Dritte von 6,7 Millionen Beschäftigten in Ruhestand. Unter anderem muss für 230000 Berufskraftfahrer sowie 175000 Krankenschwestern und -pfleger qualifizierter Ersatz gefunden werden.

    Nach der Einführung der abschlagsfreien Rente mit 63 müssten nun Anreize für Beschäftigte gesetzt werden, die noch fit seien und freiwillig bis 70 arbeiten wollten, forderte Weise in der Welt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) dagegen will vor allem die Chancen von Frauen, Ungelernten und Behinderten am Arbeitsmarkt verbessern: „Nur so kann der Fachkräftebedarf in der deutschen Wirtschaft langfristig gedeckt werden.“

    Beschäftigte können heute schon länger arbeiten

    Obwohl ältere Beschäftigte schon heute über das gesetzliche Rentenalter hinaus weiterarbeiten können, nehmen sie diese Möglichkeit kaum in Anspruch. Trotz durchaus attraktiver Konditionen nutzten dieses Angebot nur etwas mehr als 15000 Versicherte pro Jahr, betonte der sozialpolitische Sprecher der Union, der Allgäuer Abgeordnete Stephan Stracke, gegenüber unserer Zeitung. Viele Beschäftigte wüssten gar nicht, dass ihre Rente um 25 Prozent steige, wenn sie drei Jahre über die Altersgrenze hinaus arbeiten. So liege die durchschnittliche Rente nach 45 Versicherungsjahren bei 1287 Euro. Wer sich dann nicht in den Ruhestand verabschiede, sondern im Betrieb bleibe, erhalte für jedes weitere Jahr 8,4 Prozent mehr Rente. „Und das ein Leben lang.“

    Rentenversicherer und Arbeitgeber forderte Stracke auf, stärker für diese Möglichkeit zu werben. Länger zu arbeiten, sei volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich sinnvoll. „Deshalb haben wir ja auch die Rente mit 67 eingeführt.“ Gleichzeitig suche eine Arbeitsgruppe der Koalition nach Wegen, die Wechselmöglichkeiten aus dem Erwerbsleben in die Rente flexibler zu gestalten und die Teilrente attraktiver zu machen. Dabei können sich ältere Arbeitnehmer einen Teil ihrer Rente ausbezahlen lassen und mit reduzierter Stundenzahl weiterarbeiten. Unter anderem wollen Union und SPD dabei die strengen Grenzen für den Hinzuverdienst lockern.

    Nach den Recherchen des Instituts der deutschen Wirtschaft drohen in 139 von mehr als 615 verschiedenen Berufen in den nächsten Jahren personelle Engpässe. Besonders betroffen seien dabei kleine und mittlere Unternehmen. Eine ähnliche Studie der Bundesagentur für Arbeit hatte im Sommer vor allem im Maschinenbau, in der Elektrotechnik, aber auch in den Gesundheits- und Pflegeberufen sowie in der Entsorgungswirtschaft und der Heizungs- und Klimatechnik einen absehbaren Mangel an Fachkräften diagnostiziert. 

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