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Soll das Deutschlandticket fester Bestandteil des Lohns werden?

Verkehrswende

Soll das Deutschlandticket zum festen Bestandteil des Lohns werden?

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    Das Deutschlandticket ist für 2025 gesichert. Für die Zeit danach ist seine Zukunft ungewiss. Das könnte sich ändern, wenn es als Jobticket stärker angeboten werden würde.
    Das Deutschlandticket ist für 2025 gesichert. Für die Zeit danach ist seine Zukunft ungewiss. Das könnte sich ändern, wenn es als Jobticket stärker angeboten werden würde. Foto: Boris Roessler, dpa

    Das Deutschlandticket ist ein Erfolgsmodell, seine Fortführung über das Jahr 2025 hinaus aber völlig ungeklärt. Mitten in der aufgeheizten Debatte über die Zukunft des Tickets kommt vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), einem der größten Verkehrsverbünde Europas, ein ebenso ungewöhnlicher wie spannender Vorschlag: VRR-Chef Oliver Wittke setzt sich dafür ein, dass das Deutschlandticket zum festen Lohnbestandteil wird. „Entscheidend wird es zukünftig sein, den Dialog mit den Tarifpartnern zu suchen“, sagte Wittke unserer Redaktion. Wittke war jahrelang CDU-Bundestagsabgeordneter, NRW-Verkehrsminister und wird in Berlin vereinzelt als möglicher neuer Bundesverkehrsminister gehandelt. CDU-Chef Friedrich Merz hat bereits den Willen seiner Partei erklärt, „dass so etwas wie ein Deutschlandticket erhalten bleibt“.

    Um das Deutschlandticket im kommenden Jahr anbieten zu können, wurde von Bund und Ländern ein jährlicher Zuschuss von jeweils 1,5 Milliarden Euro eingeplant, das ist bereits grundsätzlich geklärt. Über 2025 hinaus gibt es jedoch keine Sicherheit für eine Fortführung. Das scheint zwar noch weit weg zu sein, doch die Verkehrsunternehmen sehen jetzt schon dringenden Handlungsbedarf. Denn die „größten Potenziale zur weiteren Stärkung des Deutschlandtickets liegen im Bereich des Jobtickets“, wie Wittke erklärte. Potenzielle Neukunden und Arbeitgeber, die ein Jobticket anbieten wollen, entscheiden sich jedoch nicht für ein Deutschlandticket, wenn dessen Fortbestand über 2025 hinaus ungewiss ist.

    Das Deutschlandticket schont Klima und Geldbeutel

    Das Deutschlandticket wurde im Mai 2023 eingeführt, inzwischen nutzen es 13 Millionen Menschen. Für Pendler besonders in Ballungsräumen ist es häufig günstiger als andere Monats- oder Jahreskarten und das wird es auch trotz der anstehenden Preissteigerung um neun auf monatlich 58 Euro sein. Viele Unternehmen und Behörden bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein „Deutschlandticket Job“ (DTJ) bereits an. Mit einer Einbindung in Tarifverträge könnten die Verkaufszahlen allerdings erheblich steigen, was wiederum die Einnahmesituation verbessern würde.

    „Das größte Potenzial zur Steigerung der Abonnentenzahl liegt bei den Jobtickets“, sagte auch der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, unserer Redaktion und ergänzte: „Wenn die Tarifpartner ein Deutschlandticket Job bundesweit zum Standard machen, kann mit den Zusatzeinnahmen der Angebotsausbau finanziert werden“. Insbesondere auf dem Land wollten die Menschen „mehr Busse und Bahnen, ein obligatorisches Deutschlandticket Job könnte der Finanzierungsschlüssel sein.“

    Verkehrsminister Wissing möchte eine schnelle Lösung für das Deutschlandticket

    Wittke erklärte, es sei die Aufgabe von Gewerkschaften und Unternehmen, nicht nur über Löhne oder Arbeitszeiten zu sprechen, sondern auch darüber, wie Beschäftigte möglichst kostengünstig und klimafreundlich zum Arbeitsplatz gelangen könnten. Der Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Arbeit und Soziales, Bernd Rützel, erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass über den Inhalt von Tarifverträgen die Sozialpartner entscheiden, also die Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften. Er unterstütze aber „bessere Rahmenbedingungen für vergünstigte Jobtickets in Verbindung mit dem Deutschlandticket, damit alle Beschäftigten, die das wollen und können, günstig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrem Arbeitsplatz fahren können“, sagte der SPD-Politiker.

    Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte sich erst kürzlich für den Fortbestand des Deutschlandtickets ausgesprochen. „Es muss jetzt ganz schnell eine Lösung her, damit es das Ticket auf Dauer gibt“, sagte der Ex-FDP-Politiker unserer Redaktion.

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    2 Kommentare
    Gerold Rainer

    Mit dem Deutschlandticket hat die Ampelregierung wenigstens einmal was richtig gemacht. Ein preiswertes Abo, mit dem der gesamte ÖPNV eines Staates auf 350000km² Fläche genutzt werden kann, gibt es in dieser Form wahrscheinlich kein zweites Mal auf der Wel. Das war wirklich innovativ. 3 Millarden € Zuschuss im Jahr, also 35 € pro Einwohner, sind bezogen auf die gesamten Ausgaben der öffentlichen Kassen, wirklich lächerlich wenig für den ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwert. Das Deutschlandticket in die Tarifverträge mit einzubinden, ist richtig und konsequent. Wer der arbeitet, soll auch belohnt werden.

    Klara Rasper

    In den Genuss kommen dann nur Arbeitnehmer. Was ist dann mit vielen (Klein-)selbststaendigen ? Die arbeiten ja auch, aber ohne einen vergleichbaren Lohn. Eine Finanzierung ueber die KfZ-Steuer koennte ich mit durchaus vorstellen.

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