Der Sozialverband VdK fordert nach der jüngst beschlossenen Pflegereform gesetzliche Nachbesserungen für pflegende Angehörige. „Jedes Pflegeheim muss gesetzlich dazu verpflichtet werden, fünf Prozent seiner Betten für die Kurzzeitpflege freizuhalten“, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele unserer Redaktion. „Die Politik drückt sich seit Jahren vor der wichtigen Verantwortung, die Millionen pflegenden Angehörigen zu entlasten“, kritisierte die VdK-Chefin. „Das nun beschlossene Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz ist extrem enttäuschend“, betonte sie.
Verena Bentele fordert eine Mindestzahl an freien Kurzzeitpflegebetten
Deshalb müssten nun weitere Schritte unternommen werde, die pflegenden Angehörigen als wichtigste Gruppe im Pflegesystem zu stärken. Bentele betonte, dass 80 Prozent der fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause versorgt würden. Mit einer gesetzlichen Mindestzahl an freien Kurzzeitpflegebetten in Pflegeheimen könne verhindert werden, dass Kurzzeitpflegeangebote überwiegend für die Langzeitpflege genutzt würden.
„Auch hat uns die Ampelregierung versprochen, dass eine digitale Plattform eingerichtet wird, auf der zu jedem Zeitpunkt ersichtlich ist, wo es einen freien Kurzzeitpflegeplatz gibt“, sagte Bentele. „Diese Plattform ist aus dem Gesetzentwurf einfach verschwunden“, mahnte sie Nachbesserungen an.
Verein "Pflegende Angehörige" warnt vor Kollaps der Pflege
„Wir werden weiter für eine echte Pflegereform kämpfen“, betonte die VdK-Chefin. „Dafür muss unter anderem die private Pflegeversicherung mit der gesetzlichen zusammengelegt werden“, forderte sie. „Unsere Gesellschaft lässt auf Kosten von Millionen Angehörigen pflegen, wohl wissend, dass diese pflegenden Angehörigen sehr verantwortungsbewusst sind und sich nicht wehren können“, sagte Bentele. „Doch diese Nächstenpflege ist längst am Limit“, warnte sie.
Auch die Vorsitzende des Vereins „Pflegende Angehörige“ Kornelia Schmid warnte vor einem Kollaps der Pflege. „Wir laufen in eine Katastrophe“, sagte sie der Redaktion. Die jüngst beschlossene Pflegereform bringe nicht nur finanziell kaum eine Entlastung für die Millionen pflegenden Angehörigen in Deutschland. Die fehlenden Kurzzeitpflegeplätze verschärften die Situation zusätzlich. „Dabei ermöglichen nur sie die nötigen Erholungsphasen, die pflegende Angehörige schnell und unkompliziert bräuchten, um nicht selbst zu erkranken“, sagte Schmid. „Wir pflegenden Angehörigen fühlen uns von der Bundespolitik seit Jahren im Stich gelassen“, kritisierte sie. (AZ)