Es liegt vielerorts bereits Tau über den Reben und an den Weinhängen klebt dichter Nebel. Ob in der Pfalz, an der Mosel, in Baden-Württemberg, Franken oder Rheinhessen – Dezember-Spaziergänge durch schlafende Weinberge verströmen Romantik. Dabei kommt bei den deutschen Winzern trotz schöner Landschaften derzeit nicht allzu viel Besinnlichkeit auf, ähnlich oder noch schlimmer geht es ihren Kollegen in Frankreich, Spanien oder Italien. Denn der Konsum geht zurück, die Nachfrage verändert sich, die Keller bleiben voll, der Preis sinkt, die Kosten explodieren und der Klimawandel schafft Probleme, sprich: Es herrscht Krise in der Weinwirtschaft.
Um Lösungen zu finden, hatte die EU-Kommission deshalb im Mai eine sogenannte „High-level group“ ins Leben gerufen. In insgesamt vier Sitzungen kamen seit September Vertreter aus der Branche mit jenen aus Mitgliedstaaten und Parlament zusammen und arbeiteten Maßnahmen aus. Diese Woche wurden die Empfehlungen vorgestellt, die „eine klare und positive Richtung für die Zukunft des europäischen Weinbaus“ vorgeben, wie Christian Schwörer, Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbands (DWV), lobte. Dazu gehört etwa der Plan, die Finanzmittel der EU-Agrarpolitik stärker zu nutzen, um die Erzeuger vor Klima- und Marktrisiken zu schützen.
Ein Element der Steuerungen sollen auch regionale Anbaustopps sein
Auf regionaler Ebene soll ein Anbaustopp ermöglicht werden. Dieser sei „wichtig, um das Marktgleichgewicht langfristig zu sichern“, sagte die christdemokratische EU-Abgeordnete Christine Schneider. „Regional müssen wir wertvolle Weinbauflächen wie Terrassen und Steillagen bewahren und zukunftsfähige Betriebe schützen oder auf Wunsch den sozialen Ausstieg ermöglichen.“
Während insbesondere in Frankreich regelmäßig gefordert wird, Rodungsprogramme aufzulegen, warnen in Deutschland viele davor, dass Rodungsprämien nicht attraktiver sein dürften als Biodiversitätsmaßnahmen oder eine Steillagenförderung auf den Flächen, da dann „zuallererst die Steillage gerodet und die Fläche im Flachbereich entsprechend wieder angebaut“ würde, so Schneider. Es wäre „verheerend für unsere Kulturlandschaften in ganz Europa, die von den Steillagen geprägt sind“.
Markante Steillagen sind schwieriger zu bewirtschaften
Diese sind schwieriger zu bewirtschaften. Selbst Hobbywinzer, die aus Tradition und Verbundenheit zur Region noch viele Jahre durchgehalten haben, geben zunehmend auf und ihre Flächen ab. Für Deutschland warb der DWV als Alternative zu einer Rodung für „ein System der Rotationsbrache, die es ermöglichen soll, Flächen für künftig acht Jahre aus der Bewirtschaftung herauszunehmen und sie parallel für Biodiversitätsmaßnahmen nutzen zu können“.
Die EU gilt als der „größte Weinberg der Welt“. In der Gemeinschaft werden 64 Prozent der weltweiten Weinreben nach Volumen produziert, 70 Prozent sind es, wenn der Wert zum Maßstab genommen wird. Frankreich, Italien und Spanien sind die globalen Top-Akteure. Doch die Situation verschärft sich in ganz Europa seit Jahren. Die Keller sind voll, der Fassweinpreis zu niedrig. Der EU-Kommission zufolge sank der Weinverbrauch zwischen 2010 und 2020 um 24 Prozent. In Deutschland ist der Weinkonsum laut Schneider seit 2022 um eine Flasche Wein pro Person und Jahr zurückgegangen.
Weine, die mit einem geringeren Alkoholanteil ausgebaut werden, liegen im Trend
Das liegt auch an sich ändernden Geschmäckern. Entalkoholisierte und alkoholreduzierte Weine liegen etwa im Trend. Um sicherzustellen, dass sich der europäische Weinsektor an die Chancen neuer Märkte anpasst, unterstrich das Gremium die Notwendigkeit von Maßnahmen, die die Produzenten dazu ermutigen, Möglichkeiten zu nutzen, insbesondere im Segment der alkoholfreien Weine. Dafür soll die EU-Kommission den Rechtsrahmen der EU überarbeiten, um „die Vermarktung von Weinprodukten zu erleichtern, die besser auf neue Verbraucheranforderungen abgestimmt ist“. Dem DWV zufolge bestand jedoch Einigkeit im Berufsstand, dass „im Rahmen der Absatzförderung entalkoholisierten und teil-entalkoholisierten Weinen keine Priorität eingeräumt werden sollte“.
Darüber hinaus empfehlen die Experten eine Ausnahmeregelung für die Verwendung eines synthetischen Pestizids für Bio-Weinproduzenten. So soll die Nutzung von Kaliumphosphonat im ökologischen Weinbau zugelassen werden. „Überall dort, wo es aktuell und historisch Weinbau gibt und gab, soll er auch ökologisch betrieben werden können“, sagte Schwörer.
Im nächsten Schritt will die EU-Kommission einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung der Empfehlungen entwickeln. Das könnte schon im Januar passieren. Sie sollte „unverzüglich“ erfolgen, forderte DWV-Chef Schwörer. Die laufende Überarbeitung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) stelle eine „einmalige Gelegenheit“ dar.
Na ja, da gibt es bestimmt auch andere Gruende. Frueher wurde die Qualitaet im Weinberg gemacht, heute im Keller. Mit einigen hundert erlaubten Zusatzstoffen. Aus demselben Wengert kommen dann mehrere verschiedene Riesling-Geschmacksrichtungen. Und wer braucht die teuren Weine von den Spritzweltmeistern im Bordeaux ? Also(Bio-) Wein nur noch von Winzern des Vertrauens und ansonsten Bier mit Reinheitsgebot.
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