Olga hat den russischen Panzern einen lächelnden Mund unter das Kanonenrohr gestickt. Ein gehäkeltes Kriegsgerät fürs Kind zwischen all den Puppen und Stofftieren, die sie an ihrem kleinen Stand zum Kauf anbietet. Die 60-Jährige mit den kurzen, weiß-blond gefärbten Haaren und dem Pailletten-T-Shirt reagiert verlegen, wenn Kunden sie auf die Plüsch-Panzer oder den handgearbeiteten Sowjet-Soldaten mit dem roten Stern auf der Mütze ansprechen, der mit seiner Uniform aus der Kuschelsammlung herausragt. Gut fürs Geschäft sei das, aber über Politik reden, nein, das will sie nicht. Nur der Krieg, ja, schlimme Sache. Dass der plötzlich so nahekommt, das mache ihr doch Angst. In zwei Autostunden wäre Olga in der ukrainischen Hafenstadt Odessa.
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