Ausgerechnet Fertigprodukte und Getränke, die sich speziell an Kinder richten, enthalten teils besonders viel Zucker, Fett und Salz. So viel, dass sie die Gesundheit der jungen Verbraucher gefährden. Das ist das Ergebnis einer Studie des staatlichen Max Rubner-Instituts für das Bundeslandwirtschaftsministerium. Demnach enthalten Produkte, die in Zusammensetzung, Form, Farbe oder Packungsgestaltung für Kinder konzipiert sind, teilweise sogar mehr Zucker oder Fett, als vergleichbare Nahrungsmittel ohne Kinderoptik. Für die Studie sind rund 7000 Produkte auf ihre Inhaltsstoffe untersucht worden.
Cem Özdemir, Minister für Ernährung Landwirtschaft, sagte: "Egal ob gesüßte Erfrischungsgetränke oder Frühstücksflocken, der Zuckergehalt in Lebensmitteln für Kinder ist immer noch zu hoch." Bei den Getränken sei er sogar teilweise gestiegen. Der Grünen-Politiker weiter: "Gerade in den Flakes mit lustiger und bunter Kinderoptik steckt oft mehr Zucker als in vergleichbaren Produkten für Erwachsene. "Produkte, die besonders viel Zucker, Fette und Salz enthielten, verleiteten dazu, "mehr davon zu essen, als es gut für uns ist." Jedes Kind in Deutschland solle jedoch die Chance haben, "gesund aufzuwachsen – und zwar unabhängig vom Einkommen der Eltern, der Bildung oder der Herkunft".
Selbstverpflichtung der Industrie bringt zu wenig
Mit der Studie will Özdemir gewissermaßen für das von ihm geplante Werbeverbot für ungesundes Kinder-Essen werben. Doch das Vorhaben ist umstritten, die Lebensmittelwirtschaft und die Werbebranche laufen dagegen Sturm. Frühere Bundesregierungen setzten im Kampf gegen die weitverbreitete Fehlernährung auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie.
Unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten sich die Unternehmen in Deutschland verpflichtet, den Anteil von Zucker, Fett und Salz in ihren Lebensmitteln zu reduzieren. Özdemir mahnte dabei mehr Entschlossenheit an: „Fertigprodukte für Kinder und Erwachsene müssen gesünder werden. Wer viel davon isst, erhöht sein Risiko für schwerwiegende Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Adipositas." Die Unternehmen hätten es selbst in der Hand, Rezepturen zu verbessern. Dazu sollten nun zügig wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele entwickelt werden. Unabhängig davon sei ein Werbeverbot für Kinder-Lebensmittel nötig.
Werbeverbot: Hersteller wehren sich
Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) wirft Özdemir vor, mit seinen Plänen gegen die Reklame für ungesunde Kinder-Lebensmittel den Rahmen des Koalitionsvertrags zu verlassen. Der Rheinischen Post sagte BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff, Özdemir ziehe "offenbar ungeprüft windige Studien aus Großbritannien" heran, die sich nicht ausschließlich mit Kindern befassten, "um einen ideologisch geprägten Ernährungsstil für die ganze Bevölkerung durchzusetzen“. Dies, so der Verbandschef, sei "weder seine Aufgabe noch durch den Ampel-Koalitionsvertrag gedeckt“. Minhoff will weiter auf die Eigenverantwortung der Hersteller setzen: „Es steht doch jedem frei, seine Rezepturen zu reformulieren und sie den Kunden anzubieten. Ich möchte nicht in einem Land leben, wo der Staat bis in den Kühlschrank hineinregiert.“
Koalitionsvertrag sieht Werbeverbot im Kinderfernsehen vor
Im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP vereinbart: „An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben." Dies könne auch die Lebensmittelindustrie mittragen, sagte Minhoff. Doch was Özdemir plane, "geht sehr weit darüber hinaus“.
Damit zielt Minhoff auf den Gesetzentwurf, den das Landwirtschaftsministerium im Februar vorgestellt hatte. Sein Kern sieht eine starke Begrenzung der Reklame für Produkte mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt vor, die sich gezielt an Kinder unter 14 Jahren richtet. Betroffen sind sowohl die Außenwerbung, als auch Spots in Fernsehen und Radio. Kindersender müssen auf solche Werbung verzichten, ursprünglich war dafür die Zeit zwischen 6 und 23 Uhr angesetzt. Zudem darf sie nicht in einem inhaltlichen Umfeld betrieben werden, das auch oder gerade Kinder anspricht. Im Umkreis von Schulen oder Kitas dürfen entsprechende Plakate nicht aufgehängt werden, auch speziell an Kinder gerichtetes Sponsoring, etwa im Sport, ist betroffen.
Mittlerweile hat Özdemir seine ursprünglich weiter reichenden Pläne für Werbeverbote bei Kinder-Lebensmitteln abgeschwächt. Verbotszeiten für Fernsehwerbung sollen kürzer ausfallen und ein vorgesehenes Plakat-Verbot im Umkreis von Sportplätzen entfällt.
Dass Cola Light nicht gut für den Körper ist, überrascht nicht. Jedoch ist laut einer Studie das Softgetränk aufgrund der Inhaltsstoffe ungesünder als gedacht.