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Entwicklungspolitik: Warum Deutschland seine Hilfe für Jordanien verstärkt

Entwicklungspolitik

Warum Deutschland seine Hilfe für Jordanien verstärkt

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    Entwicklungsministerin Svenja Schulze besucht ein Flüchtlingscamp. Das Zaatari Flüchtlingscamp ist das größte in der Region mit rund 84.000 Flüchtlingen.
    Entwicklungsministerin Svenja Schulze besucht ein Flüchtlingscamp. Das Zaatari Flüchtlingscamp ist das größte in der Region mit rund 84.000 Flüchtlingen. Foto: Hannes P Albert, dpa

    Svenja Schulze steht knappe fünf Flugstunden von Berlin entfernt in einer staubigen Containersiedlung in der Wüste. Hinter einem Drahtzaun beäugen drei Jungen neugierig die blonde Besucherin aus Deutschland. Auf einem Eselskarren transportiert ein alter Mann Getreidesäcke, verhüllte Frauen gehen vorbei, aus Lautsprechern dröhnt der Gebetsruf eines Muezzins. 80.000 Syrer, darunter viele Kinder, leben hier, im Flüchtlingslager Zaatari im Norden von Jordanien. Die Bundesentwicklungsministerin ist gekommen, um der jordanischen Regierung mehr deutsche Unterstützung bei der Versorgung der geflüchteten Menschen zuzusagen.

    Deutschlands Partnerschaft mit Jordanien reicht lange zurück

    Das Königreich ist für Berlin ein wichtiger Partner, der angesichts des Terrors im benachbarten Israel und der Gegenreaktion der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen noch bedeutender geworden ist. Schulze sagt: „Jordaniens humanitäres und politisches Engagement ist zentral für den Frieden im Nahen Osten. Die Vermittlerrolle des Landes ist von unschätzbarem Wert – und das nicht erst seit heute.“ 

    Auch die Beziehungen zu Deutschland haben Tradition, seit 1959 hilft Deutschland dem kargen arabischen Land, das anders als mancher Nachbar nicht über Erdöl oder Gasvorkommen verfügt, in seiner Entwicklung. Zuletzt waren es jährlich rund gut 400 Millionen Euro, die Schulze nun noch einmal um 41 Millionen Euro aufstockt. "Wenn wir Jordanien dabei unterstützen, allen Menschen im Land ein besseres Leben zu ermöglichen, ist das gut investiertes Geld", sagt die SPD-Politikerin. "Wir engagieren uns vor allem für die Versorgung mit Trinkwasser, die in Zeiten des Klimawandels immer schwieriger wird." 

    Das größte Problem jenseits der Politik heißt Wassermangel

    Wasser ist in Jordanien seit jeher ein knappes, wertvolles Gut, natürliche Süßwasservorkommen sind rar, ohne Lieferungen aus Israel säße ein Teil der rund elf Millionen Bewohner regelmäßig auf dem Trockenen. Das Lager Zaatari etwa wird aus einem Grundwasservorkommen gespeist, das laut Berechnungen des UN-Flüchtlingshilfswerks nur noch rund zwei Jahre reicht. 

    Um die Wasserknappheit zu bekämpfen, gewährt Deutschland Jordanien ein Darlehen von 125 Millionen Euro. Damit soll das marode Leitungsnetz saniert werden, um zu verhindern, dass große Mengen des kostbaren Wassers im Wüstensand versickern. Längerfristig soll der Wassermangel mit dem Bau einer der größten Meerwasser-Entsalzungsanlagen der Welt beendet werden, die am Roten Meer entsteht. Deutschland unterstützt das milliardenschwere Projekt mit Zuschüssen von 65 Millionen Euro.

    Jordaniens Königshaus gilt als prowestlich

    "Ich bin dankbar, dass wir die Zusammenarbeit mit Jordanien in diesen und anderen Bereichen weiter ausbauen werden", betont Entwicklungsministerin Schulze. Ihre Reise war schon lange vor der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten geplant, nun wird sie zu einem wichtigen Teil des Versuchs der Bundesregierung, mäßigend auf die Konfliktparteien einzuwirken. 

    Rund die Hälfte aller Jordanier hat palästinensische Wurzeln, 2,3 Millionen sind Flüchtlinge. Bereits 1994 schloss das Land Frieden mit Israel, dem einstigen Feind. Das herrschende haschemitische Königshaus unter Abdullah II. und die Regierung gelten als prowestlich eingestellt, doch auf den Straßen kommt es zu propalästinensischen Kundgebungen.

    Fernsehsender zeigen in Dauerschleife Berichte aus dem Gazastreifen, die auf das Leid der Zivilbevölkerung fokussieren. Zuletzt bezeichnete der Monarch die israelische Gegenoffensive als "Kriegsverbrechen". Nach Regierungsangaben warf die jordanische Luftwaffe in der Nacht zum Montag medizinische Hilfsgüter über einem jordanisch betriebenen Lazarett im Gazastreifen ab. 

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