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Energiekrise: Wer zahlt fürs Heizen im Homeoffice?

Energiekrise

Wer zahlt fürs Heizen im Homeoffice?

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    Eine Frau arbeitet im Homeoffice.
    Eine Frau arbeitet im Homeoffice. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Das Arbeiten im Homeoffice wurde ja eingeführt, um Ansteckungen mit dem Corona-Virus zu vermeiden. Doch angesichts explodierender Preise für Gas und Strom haben Politiker der Ampel-Regierung einen Nebeneffekt entdeckt: Die Regelung hat ein erhebliches Potenzial zum Energiesparen. Zumindest für Unternehmen. Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kann das Ganze teuer werden.

    DGB fordert Erhöhung der Homeoffice-Pauschale

    Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Idee schon Ende Juli ins Gespräch gebracht. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) plant nun konkret  eine Angebotspflicht für das Homeoffice ab 1. Oktober. Doch daran entzündet sich Kritik. Die Befürchtung: Hohe Energiekosten könnten auf die Beschäftigten abgewälzt werden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) begrüßt zwar die Angebotspflicht für das Homeoffice, da die Unternehmen auf freiwilliger Basis nur niedrige Quoten erreicht hätten. Doch Anja Piel, Mitglied des DGB-Bundesvorstands, warnt gegenüber unserer Redaktion: „Homeoffice zu nutzen, um Kosten für Arbeit – dazu gehört das Heizen der Arbeitsstätten – auf die Beschäftigten zu verlagern, ist ein No-Go.“ Wer wirklich Energie sparen wolle, könne Potenziale energetischer Sanierung für Arbeitsstätten ausschöpfen und bei der Arbeitsorganisation nachsteuern.

    Falls es aber doch zu verstärktem Arbeiten im Homeoffice kommt, sollen die Arbeitnehmer nicht auf den rasant gestiegenen Kosten für Gas, Warmwasser und Strom sitzen bleiben. DGB-Vorständin Piel verlangt daher einen Ausgleich für Beschäftigte: „Der DGB fordert, die Homeoffice-Pauschale fortzuführen und auf 1500 Euro anzuheben. Das wäre ein Beitrag zu mehr Steuergerechtigkeit.“ Das gelte für die Zukunft unabhängig von Krisen. Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Stracke (CSU), fordert neben der Fortführung und Anhebung der Homeoffice-Pauschale eine zusätzliche Energiepreis-Pauschale.

    Experten sehen großes Energiesparpotenzial durch Homeoffice

    Das Energiesparpotenzial durch vermehrte Nutzung des Homeoffice ist nach Ansicht von Experten beträchtlich. Die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) verweist auf Studien, nach denen bis zu fünf Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden könnten. Durch Heimarbeit müssten Bürogebäude nicht beheizt werden und man spare Strom. Die Energiekosten im Homeoffice würden dadurch ausgeglichen, dass keine Arbeitswege anfallen, argumentiert sie.

    Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf: Brauchen keinen Befehl aus Berlin

    Zusätzliche Kritik an den Heil-Plänen gibt es wegen der Verpflichtung zum Homeoffice-Angebot. Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) sagt: „Die Ampel darf die Energiekosten der Unternehmen nicht durch einen Homeoffice-Zwang privatisieren.“ Eine passgenaue Lösung fänden Unternehmer und Betriebsräte selbst. „Dafür braucht es keinen Befehl aus Berlin“, so Scharf. Der Freistaat habe entschieden, als Arbeitgeber und Dienstherr für seine Beschäftigten ab Herbst 2022 Homeoffice im größtmöglichen Umfang auf freiwilliger Basis anzubieten.

    Ähnlich äußert sich die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Die Entscheidung „Homeoffice oder nicht“ müsse immer eine Entscheidung des Unternehmens sein. „Sie darf nicht staatlich angeordnet werden“, betont Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Durch ein Zuviel an Homeoffice ohne betriebliche Notwendigkeit entstünden bereits jetzt „Produktivitäts- und Kreativitätsverluste“, die mittelfristig einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit zur Folge haben können.

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