200 Milliarden Euro gegen explodierende Energiepreise sind eine Summe, die sich nur schwerlich vorstellen lässt. Doch wie viel der Abwehrschirm dem einzelnen bei der Strom- und Gasrechnung bringen wird, hat die Bundesregierung noch nicht erklärt. Noch arbeitet Wirtschaftsminister Robert Habeck an der Ausgestaltung beider Instrumente. Klar ist nur, dass nicht der gesamte Verbrauch subventioniert werden soll, sondern nur ein bestimmter Anteil.
Die Internetvergleichsportale check24 und Verivox haben aber bereits schon einmal verschiedene Optionen durchgerechnet. Die Experten für Energiepreise kommen zu dem Schluss, dass Singles um mehrere hundert Euro und Familien sogar um tausende Euro entlastet würden.
Strompreisdeckel und Gaspreisbremse: Nur 1600 Euro statt 2200 Euro
Einige Beispiele: Würde der Strompreis bei 30 Cent je Kilowattstunde gedeckelt und der Basisverbrauch bei 80 Prozent festgesetzt werden, dann würden laut check24 Alleinlebende 173 Euro pro Jahr sparen. Ohne Strompreisbremse wären 659 Euro fällig, mit Bremse nur 486 Euro.
Familien mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden müssten statt 2195 Euro nur 1619 Euro zahlen. Zugrunde liegt der Rechnung der aktuelle Durchschnittspreis von 43,9 Cent je Kilowattstunde sowie eine Senkung der Netzentgelte um 2 Cent je Kilowattstunde.
Beim Heizen mit Gas sind die Entlastungen sogar noch höher. Verivox hat im Falle der staatlichen Unterstützung von 10 Cent je Kilowattstunde für 80 Prozent des Durchschnittsverbrauchs ermittelt, dass Singles 400 Euro weniger zahlen müssen als ohne Abwehrschirm.
Eine vierköpfige Familie mit 20.000 Kilowattstunden Verbrauch könnte ihre Gaskosten um 1600 Euro jährlich senken. Ein Ehepaar mit einem Jahresverbrauch von 12.000 Kilowattstunden würde 960 Euro weniger an ihren Energieversorger überweisen müssen.
Energiekrise: Habeck baut Enttäuschungen vor
Die Hilfen der Regierung wären also beträchtlich, könnten aber nicht verhindern, dass die Verbraucher mehr für Energie zahlen müssen als vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Der Wirtschaftsminister versucht deshalb vorzubauen, um die Erwartungen zu dämpfen. „Wir werden natürlich nicht den Gaspreis so runtersubventionieren können, wie er 2021 war. Und zwar sehr lange Zeit nicht“, sagte Habeck in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Während die Kilowattstunde im vergangenen Jahr rund 7 Cent kostete, liegt der Preis derzeit bei rund 20 Cent.
Wann die Ampel-Koalition Strompreisdeckel und Gaspreisbremse aktiviert, ist derzeit noch unklar. Der FDP-Energieexperte Lukas Köhler setzte dem Regierungsbündnis einen ehrgeizigen Zeitplan. „Ich glaube, wir brauchen ein Instrument, das in diesem Jahr greift. Die Leute müssen merken, dass jetzt schnell was passiert“, sagte Köhler im Interview mit unserer Redaktion und zielte damit auf den Strompreisdeckel. Während Habecks Fachleute bereits an der Stromsubvention tüfteln, berät über die Gashilfe zunächst eine Expertenkommission. Der Wirtschaftsminister rechnet Mitte Oktober mit konkreten Vorschlägen des Gremiums.“
Am Freitag beschloss der Bundestag eine Entlastung beim Kauf von Gas, die den Haushalten schnell zugutekommt. Ab 1. Oktober kassiert der Fiskus nur noch sieben statt 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bezifferte die finanzielle Erleichterung auf zwei Milliarden Euro bei der Fernwärme, hinzu kommen elf Milliarden bei der Mehrwertsteuer. Die Steuersenkung ist bis Frühjahr 2024 begrenzt.
Derweil zeichnet sich ab, dass auch Energie- und Mineralölkonzerne einen Teil ihrer horrenden Übergewinne wieder an die Allgemeinheit zurückgeben müssen. Die EU-Staaten haben sich laut tschechischem Ratsvorsitz darauf geeinigt, die Unternehmen zur Finanzierung der Entlastungen heranzuziehen.