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Energiekrise: Mehr als eine warme Stube: Kirchen wollen Räume für Bedürftige öffnen

Energiekrise

Mehr als eine warme Stube: Kirchen wollen Räume für Bedürftige öffnen

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    Auch Kirchen wollen Energie sparen und gleichzeitig warme Räume für Bedürftige bieten.
    Auch Kirchen wollen Energie sparen und gleichzeitig warme Räume für Bedürftige bieten. Foto: Matthias Bein

    Sie rechnet mit einem zweistelligen Millionenbetrag an Mehreinnahmen, sagt Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Kirchen verdienen mit an der Energiepauschale. Denn die 300 Euro, die viele Arbeitnehmerinnen und -nehmer angesichts steigender Preise entlasten sollen, sind einkommenssteuerpflichtig, also von der Kirchensteuer betroffen. Was tun mit diesem Geld? "Damit lässt sich einiges machen", sagt Kurschus. Vor allem Bedürftige sollen davon profitieren. Die, die sonst keine Lobby haben. Ihnen wollen EKD und Diakonie mit der Aktion „#Wärmewinter“ einen Anlaufpunkt in Krisenzeiten bieten. Eine warme Stube, nicht nur beheizt, sondern auch mit menschlicher Wärme erfüllt.

    Bedürftige sollen in Kirchengemeinden in ganz Deutschland schnelle Hilfen finden

    „Etwa zwei Drittel ihrer Einkünfte geben Leistungsempfänger für Wohnen und Essen aus“, sagt Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Die höhere Leistungen, die die Bundesregierung für Hilfsbedürftige ab Januar plant, seien wichtige Schritte, jedoch zu spät, findet Lilie: „Wir wollen schnelle Hilfe bieten.“ Rentnerinnen und Rentner, Studierende, Jugendliche, aber auch Familien sollen Unterstützung bekommen.

    Wer ausreichend Erspartes hat und die 300 Euro nicht zum Überleben braucht, soll diese an Hilfsinitiativen im Ort oder auch an bedürftigere Nachbarn weitergeben - das ist einer von vielen Punkten, die die Initiatoren in ihrem Programm vorstellten. Ob diese selbst auch ihre Energiepauschale gespendet haben? Ja, nach eigener Aussage. Kurschus helfe damit wie jedes Jahr bei der Pflege von Gräbern einsamer Verstorbener. Lilie unterstütze eine Kirchengemeinde in der Nachbarschaft, die sich für Geflüchtete einsetzt. Auch sie sollen von dem Wärme-Netzwerk profitieren, das nun im Aufbau ist: "Wir wollen niemanden zurücklassen."

    Aktion "#Wärmewinter" startet bundesweit und viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer machen mit

    Konkret bedeutet das, dass Kirchen bundesweit ihre Räume öffnen wollen, in denen Menschen sich wärmen können, eine Mahlzeit bekommen und Ansprechpartner finden, die ihnen weitere Hilfe vermitteln. Im Widerspruch zu den Energiesparplänen in Gotteshäusern stehe das nicht, sagt Kurschus: „Die Gemeinden werden ihre Räume ressourcenschonend nutzen.“ In Baden-Württemberg sei die Initiative laut Lilie nun gestartet: Mit Einzelzuschüssen bis zu 1000 Euro für Familien in Not und strukturellen Hilfen zum Beispiel für Tafeln, die seit Kriegsbeginn oft zu wenig Lebensmittel haben. „Jeder ist dazu eingeladen, mitzumachen“, sagt Lilie. Ob als ehrenamtlicher Helfer oder mit einer Spende. Auch eine Zusammenarbeit mit katholischen Gemeinden sei für das Wärme-Netzwerk denkbar, sogar erwünscht.

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