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Energie: So viel Sonnenkraft braucht das Land

Energie

So viel Sonnenkraft braucht das Land

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    So weit der Blick reicht: Für die Energiewende in Deutschland müssen noch mehr Solaranlagen aufgestellt werden.
    So weit der Blick reicht: Für die Energiewende in Deutschland müssen noch mehr Solaranlagen aufgestellt werden. Foto: Jens Büttner, dpa

    Die deutsche Energiewende ist weit gediehen, könnte man meinen. Die Hälfte des Stroms stammt aus grünen Quellen, wird erzeugt von Windrädern, Solaranlagen und Biomassekraftwerken. Doch in Wahrheit ist das, was bisher geleistet wurde, der leichtere Teil des Generationenprojekts. Bis zur Mitte des Jahrhunderts soll der Ausstoß von Kohlendioxidauf null zurückgefahren werden.

    Dann soll nicht nur der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, sondern es sollen Autos und Lkw ohne Benzin und Diesel fahren. Häuser sollen nicht mehr durch das Verbrennen von Gas und Öl geheizt werden. Bei der Stahlproduktion ist das Verfeuern von Koks in Zukunft unerwünscht.

    Solaranlagen provozieren längst nicht so stark wie Windräder

    Damit das gelingt, wird in Zukunft viel mehr grüner Strom gebraucht werden, als er heute zur Verfügung steht. Der Wind wird einen Teil davon liefern, aber die Windenergie hat in ganz Deutschland viele Gegner, die Windräder nicht in der Landschaft sehen wollen.

    In ganz Deutschland kämpfen Bürgerinitiativen gegen Windräder
    In ganz Deutschland kämpfen Bürgerinitiativen gegen Windräder Foto: Charlie Riedel,AP,dpa

    Der Widerstand gegen die Sonnenkraft ist geringer. Die Solarfelder ragen nicht hoch in den Himmel auf und sie schreddern keine Vögel. Allerdings wäre der Verbrauch an Fläche riesig, würden die Module auf die grüne Wiese gestellt.

    Doch es gibt in Deutschland eine enorme Freifläche, die der Landschaft nicht abgenommen werden müsste. Es sind die Dächer der Häuser, der Fabriken, der Schulen, der Amtsgebäude, der Büroklötze. Allein 19 Millionen Wohnhäuser gibt es laut Statistischem Bundesamt in der Bundesrepublik und rund 3 Millionen gewerbliche Gebäude. „Die Bedeutung der Photovoltaik wird bislang noch deutlich unterschätzt. Wir brauchen dringend einen Solar-Boom“, sagt die Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, Kerstin Andreae.

    Das Tempo muss sich verdoppeln

    Ihre Experten haben ausgerechnet, dass bis 2030 jährlich 10 Gigawatt Leistung aus Solaranlagen hinzugebaut werden muss, um den Anteil des Grünstroms wie geplant nach oben zu schrauben. Das entspricht in Summe der Leistung von zehn kleineren Atomkraftwerken. Vergangenes Jahr hatte der Zubau nach einigen Jahren mit einem Durchhänger Fahrt aufgenommen. Insgesamt kam Solarenergie mit einer Kapazität von 5 Gigawatt hinzu. Um den vom BDEW beschriebenen Pfad zu erreichen, müsste das Tempo verdoppelt werden.

    Allein auf Dachflächen wird Zubau nicht genügend Tempo aufnehmen können.  Photovoltaik-Anlagen im Oberallgäu.
    Allein auf Dachflächen wird Zubau nicht genügend Tempo aufnehmen können. Photovoltaik-Anlagen im Oberallgäu. Foto: Ralf Lienert

    Anders als noch vor zehn Jahren ist die Photovoltaik heute preislich wettbewerbsfähig. Die Betreiber großer Solarfelder bekommen für den Strom aus neuen Anlagen rund fünf Cent Einspeisevergütung. Ohne diese großen Kraftwerke wird es nicht gehen, weil das Flächenpotenzial bei den Gebäuden gar nicht schnell genug erschlossen werden kann.

    Nur ein Prozent der Gebäude in Deutschland wird jedes Jahr saniert. Eine Solaranlage auf das Dach zu setzen lohnt sich finanziell nur, wenn es ohnehin neu gedeckt werden muss. Bundesumweltministerium und Bundesfinanzministerium wollen deshalb festschreiben, dass Solarmodule installiert werden müssen, wenn das Dach gemacht wird.

    Ein Thema für den Wahlkampf

    Widerstand kommt von CDU und CSU, die eine Solarpflicht nur für Neubauten haben wollen und das auch nur für die Gebäude von Firmen und der öffentlichen Hand, nicht aber für Wohnhäuser. In der Großen Koalition grummelt es deshalb. Die Energiepolitiker rechnen nicht damit, dass bis zur Wahl Ende September ein Kompromiss erzielt werden kann. Das Thema wird damit mit ziemlicher Sicherheit Teil des Klimawahlkampfs, der sich am Ausgang der Pandemie deutlich abzeichnet.

    Engpass Monteure und Dachdecker: Eine Pflicht zum Aufsetzen einer Solaranlage droht an fehlenden Handwerkern zu scheitern.
    Engpass Monteure und Dachdecker: Eine Pflicht zum Aufsetzen einer Solaranlage droht an fehlenden Handwerkern zu scheitern. Foto: Marina Lohrbach, Adobe Stock

    Für private Häuslebauer ist der Anreiz heute nicht mehr so üppig wie früher, sich eine PV-Anlage auf das Dach setzen zu lassen. Im Jahr 2010 betrug die Förderung noch über 30 Cent je Kilowattstunde. Heute sind es für kleine Anlagen noch 7,5 Cent. Natürlich sind die Preise für die Module im Lauf der Jahre massiv gefallen, aber heute liegt der Engpass bei den Dachdeckern. Die Bauindustrie arbeitet am Limit, die Preise kennen nur den Weg nach oben. Aktuell gibt es bei Holz kein Halten mehr.

    Dem Solarboom auf den Dächern Deutschlands sind Grenzen gesetzt und es ist daher höchst fraglich, ob aus der Sonne so viel Strom gezogen werden kann, wie es für die ehrgeizigen Klimapläne nötig ist.

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