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Energie: Sitzt die Türkei künftig am Gashahn?

Energie

Sitzt die Türkei künftig am Gashahn?

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    Wer sitzt in Zukunft am Gashahn? Die Karten werden neu gemischt.
    Wer sitzt in Zukunft am Gashahn? Die Karten werden neu gemischt. Foto: dpa

    Beunruhigt oder gar verunsichert wirkten sie nicht: die 28 für Energiefragen zuständigen Minister der EU, die am Dienstag in Brüssel tagten. Dabei war das turnusmäßige Treffen in den Mittelpunkt gerückt, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin und der Chef des staatlichen Gazprom-Konzerns, Alexej Miller, vor wenigen Tagen genau jenem Projekt eine Absage erteilt haben, das von vielen Seiten als Europas Lebensader bei der Gasversorgung dargestellt worden war: die South-Stream-Pipeline direkt nach Europa.

    Gabriel: Absage keine Katastrophe

    „Die Absage ist keine Katastrophe“, bemühte sich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) eventuell aufkommende Wogen zu glätten. Er hoffe, dass man „das Projekt vielleicht weiterverfolgen“ könne, wenn sich die Lage zwischen Moskau, Kiew und Brüssel „wieder normalisiert“ habe.

    Doch die nach außen getragene Ruhe täuscht. Die 28 Mitgliedstaaten sowie weitere Länder, die mithilfe von South Stream an russisches Gas angebunden worden wären, müssen nun umdenken.

    Gas aus dem Kaspischen Meer

    2019 soll die geplante TAP-Leitung in Betrieb gehen, von der aus Gas aus dem Kaspischen Meer über die Türkei in die EU „fließen“ soll. Damit rückt Ankara in eine zentrale Position gegenüber der Gemeinschaft – ausgerechnet jener Beitrittskandidat, dessen Mitgliedschaft immer fragwürdiger wird. „Ich habe keinen Anlass, an der Verlässlichkeit der Türkei als Energiepartner zu zweifeln“, erklärte Brüssels für Energiefragen zuständiger Vizekommissionspräsident Maros Sefcovic. Doch hinter den Kulissen ist von einem „flauen Gefühl“, wie es ein ranghoher EU-Diplomat gestern ausdrückte, durchaus die Rede.

    Die Lösung für die EU liegt auf dem Tisch und könnte schon seit Jahren durchgesetzt werden, wenn es den Nationalismus der Mitgliedstaaten nicht gäbe: ein funktionierender Energiebinnenmarkt. Sefcovic gehört zu den Befürwortern einer gemeinsamen Versorgungsstrategie. „Wenn es um den Einkauf von Energie geht, erfährt Europa heute nicht die Behandlung, die es verdient. Unsere Mitgliedstaaten sind gute Abnehmer, zahlen jährlich rund 400 Milliarden Euro – und sie zahlen pünktlich und verlässlich“, pries er die EU als solventen Kunden für potenzielle neue Lieferländer. Aber dann müsse man auch als Großabnehmer, der für alle sprechen kann, auftreten können.

    Davon wollten die Mitgliedstaaten in der Vergangenheit nichts wissen. Doch die geopolitische Lage rund um Europa habe sich „grundlegend verändert“, betonen diplomatische Kreise in Brüssel. Möglicherweise würden die Staats- und Regierungschefs schon bei ihrem Gipfeltreffen in der kommenden Woche die Lage „neu bewerten“.

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