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Energie: LNG nicht länger flüssig

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LNG nicht länger flüssig

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    Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert.
    Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert. Foto: Sina Schuldt, dpa (Archivbild)

    Man weiß nicht, wann Friedrich Merz das letzte Mal zu Besuch an der Nordseeküste sein konnte. Wenn der CDU-Vorsitzende Windkraftanlagen schon für „hässlich“ hält, wie er kürzlich kundtat, würde man gerne seine Meinung zu schwimmenden LNG-Terminals hören. Die „Höegh Esperanza“ vor Wilhelmshaven etwa können selbst Seefahrt-Enthusiasten nicht als schön bezeichnen. Angeschafft wurde das Spezialschiff zur Umwandlung von Flüssiggas (LNG) in einen gasförmigen Zustand als Reaktion auf den Ukraine-Krieg. Russisches Gas war tabu, Ersatz musste her. Seit dem Neujahrsmorgen hat die Ukraine die Durchleitung von russischem Gas gestoppt. Das könnte in einigen EU-Staaten zu Engpässen führen und am Ende den deutschen LNG-Terminals neue Einnahmen bescheren. Nötig wäre es.

    Der Transitstopp war lange angekündigt. Der russische Gaskonzern Gazprom sowie der ukrainische Transitnetzbetreiber GTS vermeldeten am Neujahrstag lediglich den Vollzug. Kiew will erreichen, dass dem Kreml Geld zur Finanzierung seines Angriffskrieges fehlt. Die EU-Kommission hatte vorher bereits betont, dass die europäische Gasinfrastruktur flexibel genug sei, um Gas über alternative Routen nach Mittel- und Osteuropa an die Länder zu liefern, die vom Transitstopp betroffen sind. Slowenien beispielsweise. Hier kommen die deutschen LNG-Terminals ins Spiel.

    LNG-Terminals kosten Milliarden

    „Die Terminals sind kurz- und mittelfristig für die Resilienz der deutschen und europäischen Gasversorgung essenziell, da sie Versorgungsengpässe bei Nachfrageerhöhung vermeiden und eine Diversifikation der Energielieferungen ermöglichen“, erklärte eine Sprecherin des von Robert Habeck (Grüne) geführten Wirtschaftsministeriums. „Die Versorgung Ost- und Süddeutschlands sowie der angrenzenden Nachbarstaaten ohne Küstenzugang wird so auch bei Ausfall von Lieferungen oder Havarien an zentralen Transportinfrastrukturen jederzeit sichergestellt.“ Das allerdings zu einem hohen Preis.

    Zuständig für die schwimmenden LNG-Terminals ist die Deutsche Energy Terminal (DET). Die hundertprozentige Tochtergesellschaft des Bundes soll dafür sorgen, dass die Einheiten möglichst hoch ausgelastet sind und Geld in die Steuerkassen spülen. Doch im Moment ist in der DET-Kasse mangels Auslastung offenbar Ebbe. Einer der Gründe: LNG-Gas ist teurer als Pipeline-Gas und da ist vor allem Norwegen ein potenter Lieferant.

    Schlecht für den Wahlkampf

    Vor Weihnachten gab die DET für die „Höegh Esperanza“ sogar einen Vermarktungsstopp – also eine Betriebseinstellung - für die ersten vier Monate des Jahres 2025 bekannt. Mit Datum Heiligabend wurde diese Ankündigung wieder einkassiert. Ungefähr zeitgleich gab die DET die Vermarktung neuer Kapazitäten bekannt. Über die Hintergründe kann spekuliert werden.

    Die schwimmenden Einheiten wurden unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges zu sehr hohen Preisen und ungewöhnlich langen Laufzeiten von bis zu zehn Jahren gechartert. Auf mindestens zehn Milliarden Euro belaufen sich die Gesamtkosten für die LNG-Terminals bis zum Jahr 2038. Selbst wenn sie kein LNG verarbeiten, kosten sie Geld. Die Deutsche Umwelthilfe schätzt die Kosten für den Betrieb eines einzigen Standorts auf 200.000 Euro. Pro Tag. Es käme im Wahlkampf wohl nicht gut an, wenn das einstige Vorzeigeprojekt von Habeck, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und dem damaligen Finanzminister Christian Lindner (FDP) ein paar Monate nur vor sich hindümpeln würde.

    Berlin musste auf Brüssel warten

    Das Wirtschaftsministerium weist diesen Eindruck zurück. „In der Gaskrise haben die Kapazitäten der DET bereits wesentlich zur Marktberuhigung beigetragen, die Gasversorgung wurde stabilisiert und die Gaspreise sind inzwischen deutlich gesunken“, erklärte die Sprecherin, ergänzte aber auch: „Über die Betriebszeit ist, nach derzeitigem Stand, ein Ausgleich mit staatlichen Finanzmitteln notwendig.“ Da es sich um staatliche finanzielle Zuschüsse handele, sei eine Genehmigung der EU-Kommission erforderlich gewesen. Brüssel habe vor Weihnachten entsprechend entschieden. Das kurzzeitige Aussetzen der Vermarktung habe es nur gegeben, „weil wir erst die Beihilfe-Genehmigung der Kommission abwarten mussten. Andere kolportierte Gründe treffen nicht zu.“

    Die Höhe des „Ausgleichs“ zeigt allerdings die Schieflage, in der sich die LNG-Terminals in Deutschland befinden, von denen noch nicht einmal alle in Betrieb sind. Es geht um einen Zuschuss in Höhe von 4,06 Milliarden Euro. Sollten die Verluste höher ausfallen als erwartet, könnte sich der Betrag auf insgesamt 4,96 Milliarden Euro belaufen, teilte die Kommission mit.   

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    3 Kommentare
    Jochen Hoeflein

    Und wie wurde Hr Habeck allseits gelobt den Umstieg auf eestl LNG Erdgas so hurtig bewerkstelligt zu haben weg vom "bösen" RU Gas. und nun erfolgt die Gegenrechnung für da wohl doch nicht so gelungene Werk. Und der Mann kämpft auch noch darum dass auch kein RU LNG Gas nach Europa gelangt bzw steht da an vorderster Front der EU Bemühungen alle Energiekontakte zu RU abzubrechen. Nur einige Länder in der EU wollen da nicht oder nicht so recht mitspielen.

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    Martin Goller

    Sie kaufen gerne bei Verbrechern? Wo ziehen Sie die Linie? Scheinbar ist Vergewaltigung und Kindsmord kein NoGo... Was machen Sie wenn Russland den Gashahn wiedermal zudreht? Herr Habeck hat mit der Regierung in kurzer Zeit das versucht geradezubiegen was Konservative über Jahre eingebrockt haben. Das langfristige Ziel weg von der Auslandsabhängigkeit steht leider noch aus - wenn die Union wieder die Möglichkeit bekommt uns weiter am fossil Tropf zu behalten dann wird sie es tun.

    Jochen Hoeflein

    Wenn es nach Ihnen ginge, dürften wir auch kein Öl oder Gas aus den arab Ländern beziehen. Und Ihr Vergleich mit Vergewaltigern und Kindsmördern passt in dem Zusammenhang gleich absolut nicht. Wenn der Krie in der UA erst Mal eingefroren ist, wird man über kurz oder lang wieder zum Business as usual zurückkehren oder über Drittländer Geschäfte tätigen mit RU. Gerade bei Trump sehe ich das kommen.

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