Vor der Europawahl hatte die AfD ihre beiden Spitzenkandidaten förmlich wegsperrt, um Schlimmeres zu verhindern. Doch nun, da beide den Sprung ins Parlament geschafft haben, wird die Partei von der entscheidenden Frage eingeholt: Was tun mit Maximilian Krah, der Hitlers Waffen-SS verharmloste und zwielichtige Verbindungen nach China und Russland gepflegt haben soll, und mit Petr Bystron, dem vorgeworfen wird, Geld aus dubiosen russischen Quellen kassiert zu haben?
Im Prinzip gibt es nur zwei Möglichkeiten: Den Rücken stärken oder fallen lassen. Beide sind mit Risiken verbunden. Zumindest im Fall von Krah hat die Partei ihr Urteil schon gefällt. Die AfD-Abgeordneten im Europaparlament stimmten dafür, den 47-Jährigen auszuschließen. Eigentlich ein logischer Schritt, nachdem Krah in den Sog von Ermittlungen geraten war, in deren Zuge ein enger Mitarbeiter verhaftet wurde, weil er für China spioniert haben soll. Doch in einer Partei, die seit Jahren darauf konditioniert ist, sämtliche Vorwürfe von außen als Kampagnen dunkler Mächte abzutun, regt sich Widerstand, wenn einer der eigenen Leute "geopfert" wird.
Maximilian Krah hat im rechten AfD-Lager viele Anhänger
Die kuriosen Auftritte von Krah (Spitzname "Schampus Maxe") in Sozialen Netzwerken mögen für die meisten Menschen verstörend wirken. Wenn er seinen Zuschauern etwa mit fetter Zigarre in der Hand Beziehungstipps gibt ("Echte Männer sind rechts - dann klappt’s auch mit der Freundin") oder einem Jugendlichen am Infostand erklärt: "Du bist kein non-binäres Einhorn! Du bist Deutscher, mach was draus!" Doch Krah hat im rechten Lager eine große Fangemeinde, die nun Sturm läuft wegen des vermeintlichen Verrats an einem der ihren.
Gloria von Thurn und Taxis wittert Verrat an Krah
Unter anderem meldete sich Fürstin Gloria von Thurn und Taxis wütend zu Wort. "Maximilian Krah gehört zu den brillantesten Politikern, die ich meinem ganzen Leben gesehen habe", sagte sie und echauffierte sich darüber, dass dieser Mann nun "rausgeekelt" werde. Viele in der Partei sehen es ähnlich. Ihre Wut richtet sich besonders gegen den neuen Chef der AfD-Abgeordneten im Europaparlament. Der Mann heißt René Aust und steht seit Tagen im Shitstorm der eigenen Leute.
Neue Razzia: Petr Bystron ist bald immun
In Sachen Bystron ist die Lage noch unübersichtlich. Die Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt noch immer wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und der Geldwäsche gegen ihn. Es gab weitere Durchsuchungen. Doch schon bald könnten der Justiz die Hände gebunden sein. Sobald Bystron sein Mandat als EU-Parlamentarier antritt, genießt er Immunität und wäre vorerst vor Strafverfolgung geschützt. Die AfD scheint auf Zeit zu spielen, bislang wurde Bystron nicht verstoßen.