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Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel: So ist die Lage heute im Gaza-Streifen

Jahrestag 7. Oktober

Diese Spuren hat der Krieg im Gazastreifen hinterlassen

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    Im Gaza-Streifen sind rund ein Jahr nach Kriegsbeginn die Zerstörungen groß, rund 40.000 Menschen sollen in dem Konflikt umgekommen sein.
    Im Gaza-Streifen sind rund ein Jahr nach Kriegsbeginn die Zerstörungen groß, rund 40.000 Menschen sollen in dem Konflikt umgekommen sein. Foto: Mahmoud Zaki/XinHua/dpa

    Es sind die persönlichen Geschichten, die am ehesten einen Eindruck vermitteln von dem Ausmaß des Leids im Gazastreifen. Die Geschichte von Mohammed Abu Al-Qumsan etwa, der Mitte August seine Wohnung verließ, um die Geburtsurkunde seiner drei Tage alten Zwillinge abzuholen. Während er in der Behörde wartete, rief sein Schwager an: Israel habe das Gebäude bombardiert, in dem die Familie lebte. Schockiert eilte der junge Vater zu dem Krankenhaus, in das seine Familie gebracht worden war. Als er es erreichte, waren seine Kinder und seine Frau bereits tot.

    Es ist eine von Tausenden harten Geschichten, deren Großteil wohl nie erzählt werden wird. Über 40.000 Menschen sollen umgekommen sein in dem Krieg, den die Hamas mit ihrem Terrorangriff auf Israel vor einem Jahr auslöste. Die Zahl stammt von Hamas-Behörden, die nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterscheiden; Experten halten die Größenordnung aber für glaubwürdig. Die meisten der 2,2, Millionen Einwohner des Küstenstreifens mussten wegen der Kämpfe aus ihren Häusern fliehen. Und vielerorts fehlt es am Nötigsten: Lokale Ärzte und internationale Helfer berichten, viele der zahlreichen Verletzten müssten wegen des Notstandes in Krankenhäusern ohne Betäubung operiert werden.

    Die Terroristen der Hamas gehen gegen kritische Landsleute vor

    Die zunehmend harsche internationale Kritik an ihrem Vorgehen kontert Israels Armee, die IDF, mit dem Verweis darauf, die Hamas verstecke Waffenlager, Raketenwerfer und Kommandozentren absichtlich in Schulen, Moscheen und Krankenhäusern. Israels „totaler Sieg“, den Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verspricht, lässt derweil auf sich warten: Zwar meldete Verteidigungsminister Yoav Gallant kürzlich, die Hamas sei keine „organisierte militärische Kraft“ mehr. Die Kämpfe gehen trotzdem weiter. Über 300 israelische Soldaten sind in dem Krieg gefallen, den 7. Oktober nicht mitgerechnet. Noch immer hält die Hamas rund hundert Geiseln in ihrer Gewalt. Und welches Langzeitziel Israel in Gaza verfolgt, bleibt unklar. Die US-Regierung würde gern der Palästinensischen Autonomiebehörde die Kontrolle über Gaza übertragen. Dagegen sperrt Netanjahu sich – ohne eine Alternative zu benennen. Und so droht die Hamas, jedes Vakuum zu füllen, das Israels Truppen zurücklassen.

    Derweil gehen die Terroristen brutal gegen innere Kritiker vor. Palästinenser im Exil teilen regelmäßig Videos in sozialen Medien, auf denen vermummte Männer auf Menschen einschlagen, die halbnackt und gefesselt am Boden liegen, bis diese sich nicht mehr regen. Im September wurde bekannt, dass Hamas-Männer eine junge palästinensische Hilfsarbeiterin in ihrem Auto erschossen hatten.

    Die Lage der Menschen im Gaza-Streifen ist hoffnungslos

    Wie viele Menschen in Gaza die Hamas nach alldem noch unterstützen, ist umstritten. Umfragen des Palestinian Center for Policy and Survey Research (PCPSR) in Ramallah zufolge meinen über Zweidrittel der Befragten in Gaza, der Angriff der Hamas auf Israel sei richtig gewesen. Im August meldete die IDF jedoch, die Hamas habe die Umfrage ohne Mitwissen des PCPSR manipuliert: Dokumenten zufolge, die die IDF in Gaza gefunden habe, befürworteten in Wahrheit nur 31 Prozent den Überfall der Hamas. Der PCPSR, der von der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt wird, weist die Manipulationsvorwürfe zurück.

    Was immer die Menschen in Gaza wirklich denken, ihre Lage bleibt verzweifelt. Einer, der dafür starke Worte findet, ist Ahmed Fouad Alkhatib, der selbst aus Gaza stammt und heute an der US-Denkfabrik Atlantic Council forscht. Eigenen Angaben zufolge hat er mehr als 30 Verwandte in dem Krieg verloren.

    Gefangen in einem nicht enden wollenden Krieg

    „Wir nähern uns dem Jahrestag des schrecklichen 7. Oktobers, der den furchtbarsten Krieg in der palästinensischen Geschichte auslöste“, schreibt er kürzlich auf der Plattform X. Derweil seien die Menschen der Küstenenklave gefangen zwischen einem scheinbar nicht enden wollenden Krieg zwischen Israel und einer verachtenswerten Terrororganisation, die die Bevölkerung des Landes als Schachfiguren und menschliche Schutzschilde missbrauche – „ohne Ausweg“.

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