Die wirtschaftliche Lage der bayerischen Krankenhäuser ist so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht: Nach Angaben der Bayerischen Krankenhausgesellschaft werden 80 Prozent der Kliniken das Jahr 2023 mit teils hohen Verlusten abschließen. Allein dieses Jahr summiert sich das Defizit trotz der vom Bund gezahlten Energiehilfen auf 870 Millionen Euro, seit Beginn des Krisenjahrs 2022 ist damit durch die hohen Inflationskosten ein Minus von 1,4 Milliarden Euro aufgelaufen.
Krankenhaus-Insolvenzwelle verschont auch Bayern nicht
Die Insolvenzwelle unter den deutschen Krankenhäusern hat dieses Jahr auch Bayern nicht verschont: Nachdem bereits die Rotkreuzkliniken in München und in Lindenberg am Bodensee ein Schutzschirmverfahren beantragten, schließt zum Jahreswechsel die Diakonie in Neuendettelsau aus finanziellen Gründen ihre stationäre Patientenversorgung. Viele andere Kliniken schlossen ganze Abteilungen in ihren Häusern.
Vor allem auf das kommende Jahr blicken die Kliniken mit großer Verunsicherung: „Im April laufen die Energiehilfen des Bundes aus, ohne dass die Kliniken heute wissen, was danach kommt“, erklärt der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft Roland Engehausen. „Wenn der Hilfsfonds ersatzlos ausläuft, wird die Lage dramatisch“.
Bayerns Kliniken warnen vor bedrohlicher Situation 2024 bei Krankenhausfinanzen
Zudem sei unklar, wie sich die Krankenhausreform auf die Kliniken auswirken könnte. „Wir haben weder eine Verlässlichkeit bei der zukünftigen Reform, noch haben wir eine solide Finanzsituation, und das macht die Situation so bedrohlich“, sagt der Vertreter der Krankenhausträger. „Wir fordern Bund und Länder auf, sich rasch zu einigen und für eine verlässliche Finanzierung zu sorgen, bis eine Krankenhausreform überhaupt wirksam wird.“
Die Klinken seien längst dabei, sich wegen des Fachkräftemangels mit Verbünden und Fusionen auf die Zukunft auszurichten, um eine gute Versorgung zu sichern. „Wir wünschten uns eine Krankenhausreform, die uns dabei unterstützt, doch es ist viel Sand im Getriebe.“ Bund und Länder sollten unumstrittene Punkte wie die Umwandlung von Krankenhausstandorten in sogenannte „sektorenverbindende Versorgungseinrichtungen“ vorab ermöglichen.
Krankenhaus-Gesellschaftschef Engehausen: „Vom Versprechen der ,Entökonomisierung’ bleibt nichts übrig“
Mit Enttäuschung blickt Engehausen auf die bisher vorliegenden Details der Reform: „Vom großen Versprechen, die Krankenhäuser von wirtschaftlichem Druck mit einer ,Entökonomisierung’ zu entlasten, bleibt in der Praxis nichts übrig“, kritisiert Engehausen. „Die versprochene Vorhaltefinanzierung wird nur ein zusätzliches Modul des bisherigen Fallpauschalensystems. “ Dies sei nur eine technische Umstellung. „Das werden viele als Etikettenschwindel erachten.“
Die Krankenhäuser könnten zwar auch damit umgehen, aber: „Die Ärztinnen und Ärzte werden enttäuscht sein, weil sie erwartet haben, sie würden in ihrer Arbeit etwas weniger Druck spüren, wenn es eine Vorhaltefinanzierung gebe.“ Doch es werde nach den jetzigen Plänen auch in Zukunft keine direkten Gelder nur für die Bereithaltung einer Intensivstation oder einer Notaufnahme geben. „Im Prinzip wird das bestehende System nur noch komplizierter. Es wird nichts entökonomisiert, es wird nichts entbürokratisiert.“
Auch Bayerns CSU-Gesundheitsministerin Judith Gerlach fordert im Interview mit unserer Redaktion mehr Geld vom Bund: „Wenn wir hier nicht etwas tun, ist die Gefahr groß, dass einige Krankenhäuser die Reform gar nicht mehr erleben, weil sie vorher insolvent sind.“